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Buch des Monats: «The Five Dysfunctions of a Team» von Patrick Lencioni

Was ist die Kernaussage des Buches?

Der Autor beschreibt offen und direkt, warum auch die talentiertesten Teams nicht ihr volles Potential entwickeln. Er plädiert zu Mut und Ehrlichkeit, um gerade auch schwierige Themen anzusprechen, um gemeinsam wachsen zu können und zum Hochleistungsteam zu werden. Im Buch beschreibt er, wie man Dysfunktionen in Teams entdeckt und wie man sie auflösen kann.

Die fünf Dysfunktionen sind:

  1. Abwesenheit von Vertrauen → Unnahbarkeit, Misstrauen
  2. Angst vor Konflikten → Scheinharmonie
  3. Fehlendes Commitment → Mehrdeutigkeit, Beliebigkeit, Unverbindlichkeit
  4. Mangelnde Verantwortung → niedrige Standards
  5. Unaufmerksamkeit gegenüber Resultaten → Status Quo, Ego

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Dass ich mich in der einen oder anderen Dysfunktionalität wiedergefunden habe. Entweder war ich Teil der Dysfunktionalität oder hatte den Mut nicht, diese anzusprechen und meinen Teil beizutragen. Heute kann ich mein eigenes Auge dafür schärfen.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Das Buch dient mir als Inspiration und als Anhaltspunkt für meine persönliche Reflexion rund um die Weiterentwicklung meines Führungsverständnisses und -verhaltens. Das Buch als Ratgeber zu verstehen und dogmatisch umzusetzen soll jeder für sich entscheiden. Ich stehe kritisch zur unhinterfragten Anwendung von Wissen.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

An alle Menschen, die Teams führen und eine Hochleistungskultur entwickeln. Im militärischen Kontext empfehle ich dies allen Kadern, insbesondere den höheren Kadern in der Entwicklung des persönlichen Führungsstils. Denn dieser beeinflusst wesentlich die Unterstellten und deren Führungsstil.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Beim ersten Wirken als Bataillonskommandant und den ersten Erfahrungen im Stab.

Ein neuer Kommandant bietet immer eine Gelegenheit zum kulturellen Wandel.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Das Buch beleuchtet zum wesentlichen Teil den Aspekt Leadership. Ich möchte hier darauf aufmerksam machen, dass wir in diesem Bereich als Kader volle Verantwortung tragen, die Kreativität und die Leistung in unseren Teams zu fördern. Damit führen wir einen militärischen Kulturwandel herbei, womit wir die Kampf- und Kriegstauglichkeit der Truppe wesentlich erhöhen können.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

Dass wir unsere Kader sehr früh und noch gezielter mit dem Thema Leadership in Kontakt bringen, ohne durch zu viel Information mehr Verwirrung zu stiften als Klarheit. Dass wir gerade im hierarchischen Setting eine Kultur fördern, in der Vertrauen und eine offene Streitkultur Schlüssel zum Erfolg ist. Das Selbstverständnis muss zudem von der Ausbildungsarmee hin zum Einsatz. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns zu sehr auf die korrekte Durchführung von Einsatzverfahren konzentrieren, statt auf Chancennutzung und das Gewinnen wollen.

Die Geschwindigkeit des technologischen Wandels und die sich dadurch ständig verändernden Bedrohung zwingen uns zur Maximierung der Flexibilität und zur kreativen Adaptionsfähigkeit. Das schaffen wir, indem wir die Teams so dezentral wie möglich befähigen und ermutigen, zu Hochleistungsteams zu werden. Das Mindset «Kämpfen um zu gewinnen» scheint mir wichtig.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Mit jeder neuen Generation an jungen Führungskräften und zusätzlichem Wissen kommen auch gewisse kulturelle Aspekte und neue Fähigkeiten dieser Generation mit.

Die Transformation hat begonnen.


Über den Rezensenten

Mathias Maurer ist CEO der Swiss Innovation Forces AG, der Innovationseinheit der Schweizer Armee und des VBS. Der gebürtige Berner Oberländer verantwortete zuletzt den Bereich Business Development eines weltweit agierenden Elektronikunternehmens für die Schweiz. Vorher war er als Berufsoffizier an den Inf Schulen 5 in Colombier und an den Inf Schulen 11 in Herisau tätig. In der Miliz dient der ehemalige Kommandant des Inf Bat 56 heute im Kommando Spezialkräfte mit dem Grad Oberstlt i Gst.

Privat beschreibt sich Maurer als Schüler des Lebens mit einem philosophischen Interesse an Leben, Tod und dem Ungewissen. Seine Entspannung und Energie findet er in den Bergen, auf Reisen, in Büchern und in der persönlichen Auseinandersetzung mit der stoischen Philosophie.

Über das «Buch des Monats»

Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.