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Leader's Digest Leader's Digest #19 Newsletter

Update Führung: August 2025

Sicherheit 2025

[Publikation MILAK & CSS ETH, 2025, Tibor Szvircsev Tresch et al.]

Die Studie Sicherheit ermittelt jährlich das Stimmungsbild der Schweizer Bevölkerung in Themen der Aussen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die diesjährige Ausgabe zeigt, dass eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung:

  • sich sicher fühlt (86%);
  • die weltpolitische Lage pessimistisch einschätzt (81%);
  • sich eine Annäherung an die NATO wünscht (53%);
  • die Armee als notwendig erachtet (80%);

Das Vertrauen in die Armee ist im Vergleich zum letzten Jahr gesunken (6.5/10 in 2025 vs. 6.8/10 in 2024).

Link: https://css.ethz.ch/publikationen/studie-sicherheit/details.html?id=/s/i/c/h/sicherheit_2025

Crucibles, Not Comfort, Shape Future Military Leaders

[War on the Rocks, 07.05.2025, J. William DeMarco]

DeMarco examines the challenge of having a U.S. military leadership culture that simultaneously cares for its members whilst preparing them for warfare. He highlights that «the shift toward compassion, emotional intelligence, and holistic leadership was needed». But «somewhere along the way, the military began to mistake comfort for care». As an answer to this lack of inner resilience he suggests structured hardship, as a tree only puts down strong roots when there is strong wind.

Link: https://warontherocks.com/2025/05/crucibles-not-comfort-shape-future-military-leaders/

Learning to Learn: Lessons for the US Army from the Israel Defense Forces’ Wartime Adaption

[Modern War Institute, 21.05.2025, John Spencer]

Whereas other studies tend to focus on what other armed forces can learn from the Russian-Ukrainian War and the War in Gaza, this report is centered around the question what other armed forces can learn from the IDF’s ability to learn. By employing innovative means, the IDF aims to foster an environment where (potential) issues are quickly identified, their solutions quickly developed, and where finally that knowledge of both the issue and its solution quickly reaches all the soldiers that will benefit from it. The paper concludes poignantly: «Urban combat will not slow down for PowerPoint» and suggests that «adaptation must move at the speed of battle». «For the US Army [and the Swiss Armed Forces; editor’s note], this means rethinking how it institutionalizes learning—not just in after-action reviews, but in the fight itself.«

Link: https://mwi.westpoint.edu/learning-to-learn-lessons-for-the-us-army-from-the-israel-defense-forces-wartime-adaption/

Wandel

[Zeitschrift Innere Führung 2/25, Bundeswehr]

Diese Ausgabe der Bundeswehrzeitschrift IF befasst sich mit Wandel und der gleichzeitigen Kontinuität der Inneren Führung. Insbesonders empfehlenswert ist der Artikel Neutralität mit Ausnahmen  – Die Schweiz und die NATO (S. 48+). Ebenso spannend sind die Artikel Gelebte Innere Führung (S. 24+), Wandel braucht Führung (S. 30+) und Wege der Inneren Führung (S. 36+).

Link: https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-innere-fuehrung/unsere-angebote/if-zeitschrift-fuer-innere-fuehrung

What Ukraine Can Teach Europe and the World about Innovation in Modern Warfare

[Chatham House, 05.03.2025, Joyce Hakmeh]

This concise article of a British think tank describes the factors that allow the Armed Forces of Ukraine to quickly innovate and adapt. These findings, of course, can similarly be applied to other militaries such as the Swiss Armed Forces. Amongst others, the article describes the importance of the government enabling innovation and not impeding it.

Link: https://www.chathamhouse.org/2025/03/what-ukraine-can-teach-europe-and-world-about-innovation-modern-warfare

Military AI: Angel of our Better Nature or Tool of Control?

[War on the Rocks, 09.05.2025, Emelia Probasco, Minji Jang]

In this commentary, the authors come up with an interesting distinction for the roles of AI-enabled military systems. These systems can be used as tools, coaches or enforcers. Whereas as tools they simply help a human operator achieve a straight-forward goal, as coaches they provide advice for the operator who needs to take decisions in order to solve a more complex problem. As enforcers, the AI-enabled systems decide themselves. The authors discuss these three roles in the context of military ethics and the laws of war, yet the concept of the three roles of AI-enabled systems can be applied to a broad military and civilian context.

Link: https://warontherocks.com/2025/05/military-ai-angel-of-our-better-nature-or-tool-of-control/


Über das «Update Führung»

Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via document.getElementById(«email-obfuscator-leadersdigest»).innerHTML=»R-Znvy».replace(/[a-zA-Z]/g,function(c){return String.fromCharCode((c=(c=c.charCodeAt(0)+13)?c:c-26);});[Aktivieren Sie JavaScript, um die E-Mail-Adresse anzuzeigen] entgegen.

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Buch des Monats: «Urban Warfare In The 21st Century»

Was ist die Kernaussage des Buches?

Urban Warfare im 21. Jahrhundert» untersucht die Komplexitäten und Herausforderungen militärischer Operationen in städtischen Umgebungen. Da Städte an Grösse und Bedeutung gewinnen, werden sie zu entscheidenden Schlachtfeldern in modernen Konflikten. Das Buch behandelt die einzigartigen Schwierigkeiten, mit denen Soldaten im urbanen Gelände konfrontiert sind, wie die hohe Bevölkerungsdichte, komplexe Infrastrukturen und die Anwesenheit von Zivilisten, welche die Taktiken, Techniken und Verfahren im Gefecht weniger effektiv machen. Das Werk deckt die Entwicklung des städtischen Krieges ab und betont, wie moderne Technologie und die sich ändernde Natur des Krieges Taktiken und Strategien beeinflusst haben. Es untersucht auch Fallstudien jüngster Konflikte und hebt hervor, wie verschiedene militärische Kräfte sich an das urbane Gelände angepasst haben. Der urbane Kampf stellt eine einzigartige und komplexe Herausforderung in modernen Konflikten dar, die eine besondere strategische und taktische Anpassung der Streitkräfte erfordert. Das Buch hebt die Bedeutung hervor, spezifische Fähigkeiten zu entwickeln, moderne Technologien einzusetzen und die einzigartigen Dynamiken städtischer Umgebungen zu verstehen, um in diesen Kontexten erfolgreich zu sein. Es betont auch die Notwendigkeit, militärische Ziele mit humanitären Imperativen in Einklang zu bringen, wie den Schutz von Zivilisten und die Minimierung von Kollateralschäden. Insgesamt befürwortet das Buch einen ganzheitlichen und angepassten Ansatz des urbanen Kampfes, der sowohl militärische Effektivität als auch ethische Verantwortung integriert.

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Dieses Buch gefällt mir wegen seiner Kombination aus strenger Analyse, praktischem Ansatz, ethischen und strategischen Überlegungen sowie seinem zugänglichen Stil, all dies unterstützt durch die Erfahrung und das Fachwissen des Autors im militärischen Bereich.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Das Buch behandelt die technischen und taktischen Herausforderungen des urbanen Kampfes, geht jedoch meiner Meinung nach nicht ausreichend auf dessen psychologischen und soziologischen Aspekte ein. Der Stress der Soldaten, die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, die langfristigen Folgen für die städtischen Gemeinschaften und die Widerstandsfähigkeit der Kämpfer in feindlichen Umgebungen sind Themen, die stärker erforscht werden könnten, um ein umfassenderes Bild des Themas zu bieten.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

«Urban Warfare im 21. Jahrhundert» richtet sich an ein breites Publikum, von Fachleuten im Verteidigungssektor über akademische Forscher bis hin zu Akteuren der Zivilgesellschaft; alle, die von der urbanen Kriegsführung und ihren vielfältigen Facetten betroffen oder an ihnen interessiert sind.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Dieses Werk kann ein wertvoller Leitfaden für einen militärischen Führer sein, indem es praktische Werkzeuge, bewährte Taktiken und umfassende Kenntnisse bietet, um erfolgreich die komplexen Herausforderungen des städtischen Kampfes zu meistern, während gleichzeitig die Sicherheit und Effektivität seiner Truppen beibehalten werden.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Dem Command. Der urbane Kampf erfordert schnelle und effektive Entscheidungen aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sich Situationen ändern können. Das Buch hilft dabei, diese Fähigkeiten zu stärken, indem es Denkrahmen und analytische Ansätze zur Verfügung stellt, um Situationen schnell zu bewerten und Entscheidungen auf der Grundlage bewährter Praktiken zu treffen.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

Meiner Meinung nach bestehen die grössten Herausforderungen für die Führung in der Armee im Zusammenhang mit dem Buch darin, sich an komplexe städtische Umgebungen anzupassen, multidimensionale Operationen zu leiten, ethische Überlegungen zu integrieren und fortschrittliche Technologien einzusetzen, während man gleichzeitig die Moral und die Widerstandsfähigkeit der Truppen gegenüber immer raffinierteren und unvorhersehbareren Gegnern aufrechterhält.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Die grössten Chancen für das Militär liegen in der Integration neuer Technologien, der taktischen Innovation, der Verbesserung der Ausbildung und Vorbereitung. Durch die Nutzung dieser Chancen kann das Militär sich auf die komplexen Herausforderungen zukünftiger städtischer Operationen vorbereiten, während es die Effektivität maximiert und die Risiken minimiert.


Über den Rezensenten

Oberstlt i Gst Edouard Vifian ist Berufsoffizier und in der Zelle Doktrin der Landstreitkräfte als Verantwortlicher für die Richtlinien für Operationen in städtischen Gebieten angestellt. Zuvor war er elf Jahre lang Berufsoffizier bei der Infanterie und Autor von zwei Büchern über die Militärgeschichte des Kantons Jura. Sein bevorzugtes Motto «Es gibt keine schlechten Truppen, es gibt nur schlechte Führer» wird General Jean de Lattre de Tassigny zugeschrieben. Dieses Motto unterstreicht die Bedeutung der Führung und Verantwortung der Offiziere bei der Ausbildung und Motivation der Truppe. Es spiegelt auch die Überzeugung wider, dass die Truppe mit einer guten Führung unabhängig von Umständen oder Schwierigkeiten Grosses erreichen kann.

Über das «Buch des Monats»

Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

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Decision Game und Handlungsempfehlungen aus Leader’s Digest #18

Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.

Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Dr Florian Demont, Militärethiker in der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.

Decision Game aus Leader’s Digest #18

Szenario

(basierend auf wahren Begebenheiten)

Sie sind unbewaffneter UNO-Militärbeobachter im Range eines Hauptmanns und im Rahmen der Schweizerischen militärischen Friedensförderung an die United Nation Truce Supervision Organisation (UNTSO) im Nahen Osten abgeordnet. Ihre Aufgabe besteht darin, die Waffenruhe zwischen Israel und Syrien in der entmilitarisierten Zone (Area of Separation – AoS) in den Golanhöhen zu beobachten. Dazu sind sie auf einem der fix installierten Beobachtungsposten auf der syrischen Seite der AoS positioniert. In ihrem Einsatzraum befinden sich nebst zehn weiteren UNTSO-Beobachtungsposten und Patrouillen, auch noch die United Nation Disengagement Observer Force (UNDOF) mit zwei Infanterie- und einem Logistik-Bataillon.

Seit einiger Zeit wütet in Syrien ein Bürgerkrieg. Die Machtverhältnisse in den Golanhöhen sind dynamisch und in verschieden Ortschaften und Landstrichen in der AoS wechselt wöchentlich die Kontrolle zwischen Regierungskräften und oppositionellen Gruppierungen. Letztere lassen sich oftmals bis auf die Waffen nicht oder nur schlecht von der lokalen Bevölkerung unterscheiden. Durch den Konflikt sind nun permanent leichte und schwere Waffensysteme im Einsatz in der AoS, was das Abkommen zwischen Syrien und Israel gefährdet. Israel beobachtet die AoS eng von ihren eigenen Beobachtungsposten aus und jeder «spill-over» wird mit Luftangriffen auf Syrische Positionen beantwortet. Letzte Nacht kam es wieder zu starken Gefechten in der Nähe ihres Beobachtungspostens, auf dem Sie zu zweit mit einem Offizier eines anderen Landes stationiert sind. Im Morgengrauen hören sie Hilferufe ausserhalb des Tores ihres Postens. Mit einem Blick durch die Sprechklappe sehen sie zwei Männer in ziviler Kleidung, wobei einer ein Gewehr des Typ Kalaschnikow bei sich hat. Beide scheinen verletzt zu sein. In gebrochenem Englisch und Arabisch geben die Männer zu verstehen, dass sie dringend medizinische Versorgung benötigen.

Fragestellung

  • Ihr UNO-Mandat verpflichtet sie zur Neutralität und Unparteilichkeit. Was tun Sie in dieser Situation?

Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #18

Ein Plädoyer für analytische Tiefe und humanitären Pragmatismus

Das Szenario der beiden verletzten Männer vor dem UN-Posten hat die Teilnehmer vor eines der schwierigsten normativen Probleme gestellt, mit denen Militärpersonal in Friedensförderungseinsätzen konfrontiert werden kann: die Kollision zwischen dem humanitären Imperativ, dem strengen Mandat und der Notwendigkeit der Eigensicherung. Die eingegangenen Antworten haben die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen aufgezeigt, von strikter Nicht-Einmischung bis hin zu hochriskanten Interventionen.

Nach sorgfältiger Prüfung aller Einsendungen freue ich mich, Hptm Nicolas Muzzetto zum Gewinner dieses Decision Games zu küren. Sein Lösungsvorschlag besticht durch eine ausserordentliche analytische Tiefe, die direkt in einen ebenso pragmatischen wie professionellen Handlungsplan mündet.

Was den Ansatz von Hptm Muzzetto auszeichnet

Viele Einsendungen haben korrekte Handlungspläne skizziert. Doch Hptm Muzzetto geht einen entscheidenden Schritt weiter. Er liefert nicht nur eine Lösung, sondern eine Herleitung mit Tiefgang. Er beginnt damit, das Dilemma in seiner ganzen Komplexität zu «kartographieren» (sein eigenes Wort: cartographiée). Er identifiziert präzise die Spannungsfelder, die in dieser Situation wirken:

  1. Der persönliche Konflikt: Die eigene «moralische Kompassnadel» (boussole morale) und die humanistischen Werte, die zur Hilfe drängen.
  2. Der professionelle Konflikt: Die Loyalität gegenüber dem Auftrag, der Armee und dem Land, die eine Gefährdung der Mission verbietet.
  3. Der rechtliche Konflikt: Das Mandat der Neutralität und Unparteilichkeit gegenüber der allgemeinen Pflicht zur Hilfeleistung.

Diese tiefgründige Analyse ist der Grundstein seiner Lösung und hebt sie von anderen ab. Während einige Vorschläge sich auf eine prozedurale Checkliste konzentrierten, hat Hptm Muzzetto den Kern des ethischen Problems freigelegt. Er erkennt, dass eine gute Entscheidung hier nicht nur Regeln befolgen, sondern konkurrierende Werte abwägen muss.

Vom Denken zum Handeln: Die überlegene Lösung

Aus dieser klaren Analyse leitet er einen Handlungsplan ab, der in seiner Ausgewogenheit heraussticht. Seine Entscheidung, dass das Öffnen der Tür ein absolutes «NO GO» ist, wahrt den fundamentalen Grundsatz der Eigensicherung. Doch anstatt in Passivität zu verfallen, schlägt er ein aktives, kontrolliertes und humanitäres Vorgehen vor:

  • Verhandeln aus gesicherter Position: Die Bedingung, dass die Waffen niedergelegt und neutralisiert werden müssen.
  • Kalkulierte Hilfeleistung: Das Reichen eines Erste-Hilfe-Kits durch eine Öffnung, ohne die physische Integrität des Postens zu kompromittieren.
  • Professionelle Eskalation: Die gleichzeitige Alarmierung der UNDOF, um die Situation an die dafür zuständige und ausgerüstete Stelle zu übergeben.

Dieser Ansatz gewinnt, weil er das Beste aus verschiedenen Perspektiven vereint: Er ist menschlich, ohne naiv zu sein; er ist sicherheitsbewusst, ohne zynisch zu werden; und er ist mandatskonform, ohne die humanitäre Verantwortung zu ignorieren. Er vermeidet die Fehler anderer Vorschläge – sei es die gefährliche Mandatsüberschreitung, die Männer als Kriegsgefangene zu behandeln, oder die moralisch unbefriedigende Haltung, nur passiv auf Anweisungen zu warten.

Hptm Muzzetto zeigt, dass in der Militärethik die beste Handlung manchmal aus der tiefsten Analyse erwächst. Wir gratulieren ihm zu dieser Leistung und wünschen ihm eine spannende Lektüre von «My War Gone By, I Miss It So» von Anthony Loyd.

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Update Führung: Juli 2025

How Ukraine Rebuilt Its Military Acquisition System Around Commercial Technology

[CSIS, 13.01.2025, Kateryna Bondar]

Necessitated by the war, Ukraine has taken several measures to foster military innovation, such as integrating the commercial sector, fostering bottom-up innovation and decentralizing procurement processes. The report investigates these shifts in detail.

Link: https://www.csis.org/analysis/how-ukraine-rebuilt-its-military-acquisition-system-around-commercial-technology

Sicherheit

[Y-Magazin 1/2025, Bundeswehr]

Diese Ausgabe des Y-Magazins der Bundeswehr befasst sich unter anderem mit Informationskriegsführung, Operational Security, Sicherungsaufgaben und Cyberrisiken.

Link: https://www.bundeswehr.de/de/publikationen/y-magazin-der-bundeswehr

Schweizer Panzer ins Ausland?! Trainieren wir jetzt für die NATO? | Brigadier Roduner erklärt TRIAS

[Podcast Schweizer Armee, April 2025]

In dieser Ausgabe des Armee-Podcasts diskutiert Oberst i Gst Mathias Müller mit Brigadier Christoph Roduner. Sie sprechen über die Herausforderungen der Armee, Führung sowie die Übung TRIAS 25, die erste Auslandübung der Schweizer Armee in 30 Jahren.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=D1YoI3l6Ds8

Ethical Challenges of Multimodal AI in Military Use

[Swedish Defence Research Agency, 10.12.2024, Edward Tjörnhammer et al.]

This report elaborates on how technological advancements in multimodal models mean that AI is increasingly capable of utilising multiple types of information such as images and sounds simultaneously. It further suggests that this development towards multimodal models could enable more autonomous decision in the decision chain and fewer moral decisions being made by humans, and highlights the risks thereof. The full report can be accessed on the bottom of the page.

Link: https://www.foi.se/en/foi/news-and-pressroom/news/2024-12-10-ethical-challenges-of-multimodal-ai-in-military-use.html

Das Militär rüstet sich für den Drohnenkrieg. Der Bund gibt dafür 47 Millionen Franken aus

[NZZ, 05.04.2025, Simon Marti, Georg Humbel]

Während Kampfdrohnen am prominentesten und umfassendsten im Ukrainekrieg eingesetzt werden, schreitet deren Verbreitung weiter voran. Deren Einsatz findet nun unter anderem auch in Myanmar, Sudan sowie im Nahen Osten statt. Sogar der Kampfdrohneneinsatz von mexikanischen Drogenkartellen ist dokumentiert. Dieser Artikel der NZZ beschreibt die Massnahmen des VBS und der Armee, welche es ihr erlauben sollen mit dieser Evolution der Kriegsführung Schritt zu halten.

Link: https://www.nzz.ch/schweiz/der-bund-gibt-47-millionen-franken-aus-das-vbs-ruestet-sich-fuer-den-drohnenkrieg-ld.1878337

Vom Umgang mit Amerika

[Progress Foundation, 2025, Ivan Adamovich, Konrad Hummler]

Mit seinem Regierungsstil hat Trump 2.0 in wenigen Monaten in den Köpfen von Bürgern, Anlegerinnen und Sicherheitspolitikern viele Fragen geweckt. Häufig wird dem amerikanischen Präsidenten dabei erratisches, irrationales Verhalten unterstellt. Adamovich und Hummler wagen die These, dass sich hinter dem Vorgehen mehr Rationalität als vermutet versteckt und leiten daraus drei Szenarien ab:

  1. Eine Aufteilung der Welt, wenn sich die USA bewusst aus der Rolle des Hegemonen zurückziehen;
  2. Multilateralismus 2.0 mit einer ausgewogeneren Globalisierung als Umkehr nach einem anfänglichen Szenario 1;
  3. Die grosse Unordnung bei einem entgleitenden Szenario 1.

Grundlage ist die Erkenntnis, dass die Rolle des Hegemonen mit Kosten verbunden ist, welche die USA langfristig nicht mehr tragen können oder wollen. Publiziert wurde das Paper von der liberalen «Progress Foundation» mit Sitz in Zürich. Der Artikel kann als PDF kostenlos auf Deutsch oder Englisch heruntergeladen werden.

Link: https://progress-foundation.ch/publikation/vom-umgang-mit-amerika/


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Buch des Monats: «My War Gone By, I Miss It So»

Was ist die Kernaussage des Buches?

Loyd schildert seine Erfahrungen als Kriegsberichterstatter im Bosnien- und Tschetschenienkrieg und reflektiert die psychologischen Auswirkungen von Krieg auf Kämpfer und Beobachter. Das Buch zeigt die Ambivalenz zwischen Zerstörung und der Faszination extremer Situationen.

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Die schonungslose Ehrlichkeit und die Tiefe der Reflexion über die Natur des Krieges und dessen Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Loyd beschreibt seine Erfahrungen mit einer faszinierenden Schärfe in der Wortwahl, die den Leser in die Brutalität des Konflikts hineinzieht. Besonders beeindruckend ist sein Blick auf die Ambivalenz des Krieges: Einerseits die Zerstörung und das Leid, andererseits die Anziehungskraft und das Gefühl von Klarheit und Sinn, das Krieg bieten kann.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Nein, das Buch ist in seiner Art perfekt und verlangt nach mehr. Es beleuchtet den Krieg jedoch aus einer subjektiven Perspektive. Wer auf der Suche nach Analysen zu politischen, strategischen oder strukturellen Dimensionen von Krieg ist, sucht besser anderswo.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

An alle, die sich mit (Selbst-)Führung in Extremsituationen und den psychischen Folgen von Konflikten beschäftigen möchten.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Beim Navigieren der eigenen Rolle in verschiedenen Einsätzen als UNO-Militärbeobachter und beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes, wenn es um die Frage der eigenen Neutralität und des Eingriffs vs. Nicht-Eingriffs in Dilemma-Situationen ging.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Leadership, insbesondere im Umgang mit Belastungen und moralischen Dilemmata in Extremsituationen.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

Die fehlende Einsatz- und Führungserfahrung in Extremsituationen. Dieses Privileg ist gleichzeitig auch die grösste Schwachstelle gegenüber zukünftigen Bedrohungen.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Die rasante Entwicklung im Digitalisierungs- und KI-Bereich wird es ermöglichen, Extremsituationen in virtuellen Umgebungen realitätsnah abzubilden und erfahrbar zu machen, ohne dabei Leben riskieren zu müssen.


Über den Rezensenten

In seiner Milizfunktion ist Oberstlt Samuel Heer ausgebildeter Mechanisierter Aufklärer, wo er bis und mit Kompaniekommandant Dienst leistete. Seit 2017 ist er als Operationsoffizier dem Stab Einsatzunterstützung Landesregierung zugeteilt, wo er das Krisenmanagement der Bundeskanzlei unterstützt. Während seine militärische Funktion in einem zivilen Umfeld eingebettet ist, profitiert sein ziviler Beruf stark von seiner militärischen Ausbildung. Als humanitärer und diplomatischer Sicherheits- und Krisenmanagementexperte ist Samuel Heer seit 14 Jahren für das EDA, das IKRK, und die UNO in verschiedenen Konfliktgebieten im Einsatz. Mentalen Ausgleich verschafft er sich durch einen engen Bezug zum Familien- und Freundeskreis.

Über das «Buch des Monats»

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Decision Game und Handlungsempfehlungen aus Leader’s Digest #17

Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.

Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Oberstlt i Gst Patrick Hofstetter, Dozent für Führung und Kommunikation an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.

Decision Game aus Leader’s Digest #17

Szenario

Gegner

Bei der Annäherung an Checkpoint 37 hatten Sie (1) Kontakt mit einem gegnerischen Beobachtungsposten, der sofort in nordwestlicher Richtung flüchtete.

Kurz nach dieser Begegnung wird klar, dass der Grossteil Ihres Bataillons östlich von Ihnen (2) in den Kampf verwickelt ist und in seinem Vormarsch auf NARROW PASS gestoppt wurde. Von Ihrer Position aus können Sie mehrere gegnerische Maschinengewehrstellungen im Nordosten beobachten. Die Übertragungen auf dem Bataillons-Führungsnetz sind jedoch unklar und erlauben Ihnen keine vollständige Information über den Gegner. Sie gehen jedoch davon aus, dass sich das Hauptgefecht in Richtung der Brücke über den Fluss abspielt.

In Ihrem Sektor haben Sie keine weiteren gegnerischen Kontakte.

Eigene Mittel

Sie sind der Zugführer des 1. Zuges, 1. Kompanie des 3. Marineinfanterie-Bataillons. (1) Zusätzlich zu Ihren 3 Infanteriegruppen haben Sie 2 Maschinengewehrgruppen und 3 Panzerabwehr-Lenkwaffengruppen von der Unterstützungskompanie des Bataillons erhalten.

Auftrag

Ihr Bataillon soll die gegnerischen Streitkräfte in SANCTUARY PLAIN, der Ebene vor SANCTUARY CITY vernichten und hat bereits eine Kompanie per Hubschrauber dorthin gebracht. Da diese Kompanie eingeschlossen wurde, hat das Bataillon beschlossen, einen Entlastungsstoss zu starten, indem es den Durchgang durch die Ebene erzwingt.

In diesem Rahmen hat Ihr Zug den Auftrag erhalten, dem Vorstoss des Bataillons über einen schmalen Fussweg zu folgen, um dessen Flanke zu schützen.

Da das Bataillon bereits im Einsatz ist, hat sich die Situation möglicherweise geändert und erfordert eine Anpassung Ihrer Pläne. Der Funkverkehr lässt Sie vermuten, dass das Bataillon versuchen wird, den Gegner von rechts zu umschliessen.

Umwelt

Es ist 2015 und die Nacht ist hereingebrochen. Der Himmel ist klar und es ist eine Vollmondnacht. Das Gelände südlich von SANCTUARY RIDGE ist uneben und wenig erschlossen, mit dichter Vegetation und einem ausgeprägten Relief. Der Graben, den Sie gerade durchquert haben, ist trocken und steinig, etwa 1,20 m tief und 20 m breit.

Zeitverhältnisse

Beachten Sie die Grafik unten. Sie haben 10 Minuten Zeit, um die Situation zu analysieren und einen 5-Punkte-Befehl zu entwickeln, der den Einsatz Ihrer Unterstützungswaffen und eine Skizze der Stellungen, die Sie einnehmen werden, beinhaltet. Bereiten Sie auch die Kommunikation vor, mit der Sie sich mit der vorgesetzten Stufe austauschen wollen.

Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #17

Auf das Tactical Decision Game #17 aus dem Juni-Newsletter haben uns 5 gut ausgearbeitete Lösungen erreicht, was uns sehr freut. Es zeigt, dass letztlich auch eine nicht allzu komplexe Situation eine gute Gelegenheit darstellt, Handlungssicherheit (Command) und Verfahrenssicherheit (Management) zu trainieren.

Ein solches Verfahren ist das (2008 im Rahmen einer Übung der Infanterie-Offiziersschule spontan erfundene) Meldeschema OBAMA, das sich auffällig ausbreitet: 3 von 5 Lösungen haben die geforderte Meldung an die vorgesetzte Stufe nach dem Schema «Opposing Forces – Blue Forces – Auftragserfüllung (ja/nein/wie lange noch) – Massnahmen – Anträge» formuliert. Verfahren fördern Klarheit und Einfachheit, damit wir unsere kognitive Aufmerksamkeit dem relevanten Inhalt, nämlich unserem Handeln widmen können.

In Sachen Inhalt teilen sich die fünf Einsendungen die grundlegende Erkenntnis: der Hauptauftrag des Zuges, namentlich den westlichen Flankenschutz des Bataillons sicherzustellen, gilt nach wie vor. Command erschliesst sich jedoch nicht nur in der optimalen Auftragserfüllung, sondern in der Chancennutzung, die über den Auftrag hinaus gehen kann – insbesondere, wenn sich die Lage verändert hat. Dies ist der Fall, befindet sich doch der Rest unseres Bataillons im Kampf. Aus der eigenen Position können wir damit unsere vorgesetzte Stufe wirkungsvoll entlasten, indem wir die erkannten Maschinengewehr-Stellungen des Gegners und weitere Elemente seines Stosses über Narrow Pass flankierend angreifen.

Dabei bleibt der ursprüngliche Auftrag jedoch bestehen. Wie von mehreren Einsendungen explizit erwähnt wird, deutet gerade das sich zurückziehende gegnerische Aufklärungselement darauf hin, dass der Gegner nach wie vor über den Western Narrow Pass stossen könnte – und wir sind die einzigen Kräfte, die das verhindern können.

Daraus ergibt sich das eigentliche Dilemma: wie viele Kräfte belasse ich für meinen ursprünglichen Auftrag und wie viele Kräfte setze ich für die Chancennutzung ein? Nachgeordnet steht auch der Entscheid an, auf welcher Höhe diese Chancennutzung erfolgen soll: in der Tiefe, entlang des Sanctuary Ridge auf den Narrow Pass hin, näher am Graben, auf die gegnerischen Maschinengewehr-Stellungen ausgerichtet oder gar im Graben selbst in den Raum der Brücke hinein?

Von den fünf Lösungen nehmen drei eine eher konservative Lösung sein, das heisst, sie halten und sichern primär den westlichen Raum, klären im Vorgelände auf und halten sich mit 1 oder 2 Gruppen für einen flankierenden Angriff bereit. Zur Erinnerung bzw. Erklärung für taktisch weniger geschulte Leser: eine Handlung «bereitzuhalten» heisst, diese vorzubereiten, aber noch nicht auszulösen. Dies erfolgt typischerweise auf Befehl des Vorgesetzten, kann aber auch selbständig oder auf ein vereinbartes Ereignis hin erfolgen.

Zwei Lösungen sehen ein proaktives Vorgehen vor, davon eine mit rascher Schwergewichtsbildung und höherem Risiko (nur 1 Infanterie-Gruppe und 1 Maschinengewehr-Trupp für den originären Auftrag, den Rest von Beginn weg für den flankierenden Angriff), und eine mit zeitlicher Staffelung (zunächst mit dem Gros die Anhöhe westliche Sanctuary Ridge nehmen und abriegeln, danach mit dem Gros den flankierenden Gegenangriff lancieren). Da gemäss Beschrieb die beiden Maschinengewehrstellungen von unserer Position aus sichtbar sind und zudem ein rasches Flankieren den Überraschungseffekt massiv verstärken dürfte, würde ich mich persönlich für die rasche Schwergewichtsbildung mit höherem Risiko aussprechen.

Diese Lösung ist auch in der Abbildung dargestellt. Sie stammt von Wm Lucien Stoessel – wir gratulieren zum Sieg und wünschen viel Spass bei der Lektüre von «Organizational Culture and Leadership» von Edgar H. Schein.

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Leader's Digest Leader's Digest #17 Newsletter

Update Führung: Juni 2025

Tactical Developments During the Third Year of the Russo–Ukrainian War

[RUSI, February 2025, Jack Watling, Nick Reynolds]

This valuable study is the result of interviews with soldiers of the Armed Forces of Ukraine. The interviews were conducted within various sectors of the AFU, all deployed on active frontlines in the Donetsk and Sumy regions. The study further examines how tactics in the war are evolving and what effect UAS (Unmanned Aerial Systems) are having. The authors’ observations in the field also point out that due to casualty-intensity and highly vulnerable MEDEVAC and logistics, NATO’s medical doctrine and logistical processes must be updated. An extremely valuable read, as many of its lessons for NATO can similarly be applied to the Swiss Armed Forces.

Link: https://www.rusi.org/explore-our-research/publications/special-resources/tactical-developments-during-third-year-russo-ukrainian-war

Warfare at the Speed of Thought: Balancing AI and Critical Thinking for the Military Leaders of Tomorrow

[Modern War Institute, 21.02.2025, Amanda Collazzo]

Much ink has been spilled on how AI-integrated militaries will be more effective. The author of this article agrees, yet she argues that overreliance on AI comes with dangers which occur when the AI tools are not available, compromised or failing to adapt. As George Dyson succinctly warned: «What if the cost of machines that think is people who don’t?«. The key therefore is that (military) users of AI tools engage in critical thinking to make sure that it is them who use AI and not the other way round.

Link: https://mwi.westpoint.edu/warfare-at-the-speed-of-thought-balancing-ai-and-critical-thinking-for-the-military-leaders-of-tomorrow/

Combatant Commands as Customers?

[War on the Rocks, 08.05.2025, Justin Johnson]

This article begins by stating that, with a budget of nearly $1 trillion and 3.4 million employees, the US Department of Defense is one of the largest economies in the world (in terms of GDP, even larger than Switzerland). Yet it is a centralized planned economy. This contrasts not only with the civilian economy, but also with the decentralization of responsibility through mission command that is sought in the armed forces. The author suggests that with the right incentives, management can be made more efficient and decisions can be accelerated —for example, by giving the demand side, the regional (such as USEUCOM) or functional (such as USCYBERCOM) combatant commands more budgetary autonomy.

Link: https://warontherocks.com/2025/05/combatant-commands-as-customers/

The Future of Great Power Competition

[Joint Force Quarterly 3/24, July 2024, National Defense University]

The journal’s article Deviance and Innovation highlights a key paradox of armed forces, namely the need to innovate within an environment that structurally often favours stability. As the article elaborates: “Innovation and adaptation are inherently deviant. When these behaviors collide with an institutional culture of strict social control such as the U.S. military, most members of the organization will treat them as such”. The journal features various other articles, ranging in topic from logistics and military education to information operations.

Link: https://digitalcommons.ndu.edu/joint-force-quarterly/vol114/iss2/2/

How generational stereotypes hold us back at work

[TEDxCreightonU, 4/2018, Leah Gorges]

In this insightful TED Talk, social psychologist Leah Georges explores the dynamics of the multigenerational workforce, encompassing the Silent Generation, baby boomers, Generation X, millennials, and Gen Z. She challenges the assumptions that often create barriers between these groups and highlights how our similarities outweigh our differences. Georges provides practical strategies for improving communication and collaboration across generations. This talk is particularly interesting for military leaders, who work with diverse age groups and must bridge generational gaps to foster effective teamwork and mission success.

https://www.ted.com/talks/leah_georges_how_generational_stereotypes_hold_us_back_at_work?subtitle=en&geo=fr&trigger=0s

Moderne Kriegsführung − Zwischen Hightech und moralischen Grenzen

[IF – Zeitschrift für Innere Führung 1/25, Dezember 2024]

Diese Ausgabe der Bundeswehrzeitschrift Innere Führung befasst sich mit den Themen der Gesamtverteidigung, und diskutiert den militärischen Einsatz von KI aus militärethischer Perspektive. Weiter wird die hybride Einflussnahme Russlands auf Deutschland beschrieben, ein ebenfalls aktuelles Thema für die Schweiz, welche von Russland ebenso mittels Informationsoperationen zu beinflussen und destabilisieren versucht wird. Auch interessant ist die Diskussion zur Zukunft des Krieges aus Clausewitz’ Perspektive ab Seite 62.

Link: https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-innere-fuehrung/unsere-angebote/if-zeitschrift-fuer-innere-fuehrung


Über das «Update Führung»

Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via document.getElementById(«email-obfuscator-leadersdigest»).innerHTML=»R-Znvy».replace(/[a-zA-Z]/g,function(c){return String.fromCharCode((c=(c=c.charCodeAt(0)+13)?c:c-26);});[Aktivieren Sie JavaScript, um die E-Mail-Adresse anzuzeigen] entgegen.

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Leader's Digest Leader's Digest #17 Newsletter

Buch des Monats: «Organizational Culture and Leadership»

Was ist die Kernaussage des Buches?

Dieses Buch bietet verschiedene Schlüssel, um die Kultur und ihre Entwicklung innerhalb von Gruppen zu verstehen und zu analysieren. Edgar H. Schein nutzt mehrere Beispiele, um einen analytischen Rahmen für das kulturelle Phänomen zu schaffen und liefert auch ein Modell, das zur Beeinflussung und Veränderung der Kultur eingesetzt werden kann.

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Dieses Werk ist Teil des Unterrichts am Command & General Staff College in Fort Leavenworth. Mein dortiger Ausbildungsbesuch erlaubt mir daher, einige Elemente des Buches in die Schweiz mitzubringen. Das Buch hat meine Aufmerksamkeit erregt, da es ermöglicht, ein offensichtliches, aber komplexes Phänomen, das wir Kultur nennen, zu entschlüsseln. In einer Welt, die sich ständig verändert, denke ich, dass ein Führer über bestimmte Analysewerkzeuge verfügen muss, um seine eigenen Handlungen im Rahmen der Schweizer Militärkultur denken und analysieren zu können.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Nein.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

Diese Empfehlung richtet sich eher an ein Publikum, das mit akademischen Konzepten vertraut ist, und ermöglicht eine Anwendung bereits auf der Kompanieebene. In unserem Milizsystem ist dieses Werk interessant, da es im Rahmen des Militärdienstes angewendet werden kann, aber auch in der Privatwirtschaft können Milizoffiziere von dem Buch profitieren.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Die drei Elemente der Kultur, wie sie von Schein definiert sind (Artefakte, bekundete Werte, Grundannahmen), haben es mir ermöglicht, retrospektiv über bestimmte Situationen nachzudenken, die ich während meiner Laufbahn erlebt habe. Für die Zukunft werden sie es mir ermöglichen, als Führer auf die Umgebung einzuwirken und zur Entwicklung der Kultur der Schweizer Armee beizutragen.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Das Werk befindet sich an der Schnittstelle zwischen menschlichen und organisatorischen Herausforderungen, indem die Kultur die Brücke zwischen dem Individuum und der Gruppe schlägt.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

Ich sehe eine grosse Herausforderung für die Führung der Armee darin, sich auf die effektive Kampfbereitschaft der Streitkräfte zu konzentrieren, nach mehreren Jahrzehnten einer eher Management-fokussierten Führung (siehe das aktuelle Buch von Rudolf Jaun, Geschichte der Schweizer Armee). Es ist höchste Zeit, zum Prinzip von «Kriegsgenügen» zurückzukehren, und die Ausbildung der Führungskräfte und die Entwicklung der Streitkräfte darauf auszurichten. Ihr einziges verfassungsmässiges Ziel ist es nämlich, die Schweiz und ihre Bevölkerung zu verteidigen und nicht, sich auf andere Horizonte zu fokussieren.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Ich denke, dass die neuen Generationen innovativ sind und zum Schutz unseres Landes beitragen möchten. In diesem Sinne, wenn die Armee in der Lage ist, diese guten Willen agil zu integrieren und von der Vielfalt an Fähigkeiten zu profitieren, die in unserer Bevölkerung vorhanden sind, wird unsere Verteidigungsfähigkeit gestärkt und unsere Armee wird dadurch effektiver.


Über den Rezensenten

Oberstleutnant i Gst Julien Grand, aus den Truppen der Fliegerabwehr stammend, absolvierte den Grossteil seiner Milizkarriere als Einheits- und anschliessend als Abteilungskommandant der der Leichten Flugabwehr-Lenkwaffenabteilung 1. Seit 2008 Berufsoffizier, war er Zugeteilter Stabsoffizier des Kommandanten Luftwaffe, nachdem er zuvor an der Fliegerabwehrschule Stinger als Einheitsinstruktor und Planungschef tätig war. Anschliessend übernahm er die Funktion eines Gruppenchefs an der Generalstabsschule, bevor er zur Command and General Staff School wechselte, wo er sich derzeit in Ausbildung befindet. 2024 hat er einen Doktortitel in Schweizer Geschichte an der Universität Bern erworben.

Über das «Buch des Monats»

Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

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Leader's Digest Leader's Digest #17 Newsletter

Decision Game und Handlungsempfehlungen aus Leader’s Digest #16

Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.

Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Dr. Florian Demont, Dozent für Militärethik an der Militärakademie an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.

Decision Game aus Leader’s Digest #16

Szenario

Sie sitzen als abverdienender Kompaniekommandant in Ihrem Büro und arbeiten konzentriert an einem Übungskonzept, als das Telefon klingelt. Am anderen Ende meldet sich Ihr Vorgesetzter. Die Mutter eines Rekruten hat ihn kontaktiert und berichtet von Zuständen in der Kompanie, die sie als alarmierend erachtet. Ihr Sohn klagte über einen Unteroffizier, der die Rekruten während der Zimmerkontrolle bis zu einer halben Stunde in der Achtungsstellung verharren liess und Material durch die Kaserne warf. Der Rekrut leidet unter Schlafmangel und entwickelt Angstzustände.

Da Sie sich in der zweiten Woche der Rekrutenschule noch nicht alle Gesichter und Namen merken konnten, lassen Sie den betroffenen Rekruten in Ihr Büro rufen. Dieser bestätigt nicht nur die Aussagen seiner Mutter, sondern ergänzt sie um weitere Details. Bereits mehrfach seien Rekruten seines Zuges nach dem Lichterlöschen geweckt worden, um in Sportbekleidung um die Kaserne zu rennen. «Bestrafungen» dieser Art basierten angeblich auf Fehlverhalten wie mangelnder Schuhpflege, Unordnung in den Zimmern oder Verspätungen bei der Ausbildung.

Beim folgenden Kompanierapport bringen Sie das Thema zur Sprache und müssen feststellen, dass die Zugführer keinerlei Kenntnis von den Vorgängen haben. Eine mögliche Ursache ist schnell gefunden: Das höhere Kader ist nicht am gleichen Ort wie die Rekruten und Unteroffiziere untergebracht, was eine unmittelbare Kontrolle erschwert. Um den Vorfall umfassend aufzuarbeiten, ordnen Sie an, dass jeder Rekrut des betroffenen Zuges schriftlich Stellung nehmen soll. Parallel dazu befragen Sie mündlich die Unteroffiziere des Zuges, um deren Sicht der Dinge zu erfahren. Dabei kristallisiert sich rasch heraus, dass Wachtmeister Huber treibende Kraft hinter diesen Massnahmen ist. Seine charismatische Art hat zudem dazu geführt, dass andere Unteroffiziere ihm folgen und ähnliche Praktiken übernehmen.

Die schriftlichen Aussagen der Rekruten fallen jedoch ambivalent aus: Während einige Wachtmeister Huber direkt beschuldigen, verteidigt ihn eine Mehrheit indirekt. Viele befürworten die Massnahmen grundsätzlich und betrachten sie als berechtigte Konsequenzen für mangelnde Disziplin. Die Einhaltung von Ordnung und Sauberkeit sei schliesslich eine zentrale militärische Tugend und letztlich Teil der Ausbildung.

Um die Situation weiter zu ergründen, lassen Sie auch Wachtmeister Huber schriftlich Stellung nehmen. In seinem Bericht zitiert er das Dienstreglement und argumentiert, dass seine Massnahmen der Erziehung zum Soldaten, der Durchsetzung von Ordnung, der Förderung der Kameradschaft sowie dem nachhaltigen Aufbau von Respekt gegenüber den Vorgesetzten dienten. Er betrachtet sein Vorgehen als notwendige Härte, um den Rekruten Disziplin beizubringen, und verweist darauf, dass ähnliche Methoden auch in anderen Zügen Anwendung finden.

Tatsächlich ergibt eine weitere Untersuchung, dass ähnliche Praktiken in anderen Zügen existieren. Doch anders als in dem betroffenen Zug werden sie dort nicht negativ wahrgenommen. Vielmehr empfinden viele Rekruten sie als Teil der militärischen Erziehung und Ausbildung.

Ihr Vorgesetzter ordnet dennoch an, ein Disziplinarstrafverfahren gegen Wachtmeister Huber zu eröffnen, um den Fall offiziell zu untersuchen. Bei der Durchsicht der gesetzlichen Grundlagen und in Rücksprache mit einem Ihnen bekannten militärischen Untersuchungsrichter wird jedoch klar, dass es schwierig sein wird, eine wasserdichte juristische Grundlage für eine Verurteilung zu finden. Die Abgrenzung zwischen strenger militärischer Führung und unzulässiger Schikane ist komplex, insbesondere weil viele Rekruten die Massnahmen verteidigen.

Sie sind hin- und hergerissen. Mehrere Abgänge aus ihrer Kompanie haben Sie bereits gehabt, die möglicherweise auf den harten Umgang zurückzuführen sind, und noch stehen sechzehn Wochen Rekrutenschule bevor. Gleichzeitig anerkennen Sie die konsequente Dynamik im Unteroffizierskorps – das gegenteilige Problem hatte ihnen als Zugführer weitaus grössere Probleme bereitet. Es ist keine leichte Aufgabe, die militärische Härte mit der Fürsorgepflicht in Einklang zu bringen – Sie wollen die Rekruten zur Verteidigungsfähigkeit führen, erziehen und ausbilden, aber auch Schikane und Missbrauch verhindern und disziplinarische Führungsfehler konsequent ahnden. Zudem gilt es, das Vorgehen gegenüber Rekruten, Kadern, Vorgesetzten und Aussenstehenden zu erklären.

Fragestellung

  • Welche Sofortmassnahmen ergreifen Sie?
  • Wie bringen Sie Härte und Fürsorgepflicht in Einklang?
  • Was wollen Sie tun, um die Situation bis Ende der Rekrutenschule zu verbessern?
  • Was kommunizieren Sie wem?

Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #16

Das vorgelegte Szenario konfrontiert einen Kompaniekommandanten mit einer komplexen Führungssituation: Ein Rekrut beklagt sich über Schikanen durch einen Unteroffizier, Wachtmeister Huber, der für sein hartes Vorgehen bekannt ist, aber auch von vielen Kameraden und einigen Rekruten für seine Konsequenz geschätzt wird. Die Vorfälle reichen von langen Achtungsstellungen bis hin zu nächtlichen «Strafübungen». Gleichzeitig gibt es Hinweise auf systemische Probleme, da ähnliche Praktiken auch in anderen Zügen existieren und die Zugführer offenbar unzureichend informiert oder involviert sind. Der Vorgesetzte des Kompaniekommandanten hat bereits die Eröffnung eines Disziplinarstrafverfahrens gegen Wachtmeister Huber angeordnet, obwohl die juristische Grundlage dafür als schwierig eingeschätzt wird. Der Kompaniekommandant muss nun Sofortmassnahmen ergreifen, eine Balance zwischen notwendiger militärischer Härte und Fürsorgepflicht finden, die Situation langfristig verbessern und seine Entscheidungen verschiedenen Anspruchsgruppen kommunizieren.

Wir präsentieren hier nicht ein Kondensat aller Eingaben, sondern präsentieren den Lösungsvorschlag von Lt Ralph Meier und heben dabei hervor, weshalb sie die Auszeichnung des Monats Mai verdient.

Lt Meier legt eine detailliert ausgearbeitete Antwort vor, die sich durch eine klare Struktur und eine tiefgehende Analyse der Problematik auszeichnet. Seine Lagebeurteilung identifiziert präzise die Kernprobleme: ein Führungs- und Kontrolldefizit, die ambivalente Wahrnehmung der Massnahmen durch die Rekruten, die rechtliche Grauzone, das systemische Ausmass der Praktiken und die Gefahr weiterer Abgänge aus der Kompanie.

Als Sofortmassnahmen schlägt Lt Meier ein Bündel von Interventionen vor:

  • Eine sofortige Kaderbesprechung zur Klärung von Regeln und Grenzen (was ist erlaubt, was nicht?).
  • Die temporäre Anwesenheitspflicht von Zugführern bei Zimmerkontrollen und die Prüfung einer Aufhebung der räumlichen Trennung zwischen höherem Kader und der Truppe.
  • Ein niederschwelliges Gesprächsangebot für Rekruten, um Probleme frühzeitig ansprechen zu können.
  • Die Aussetzung aller fragwürdigen «Erziehungsmassnahmen» bis zur Klärung.

Um die Balance zwischen Härte und Fürsorgepflicht herzustellen, plant Lt Meier:

  • Die Erarbeitung klarer Kriterien für angemessene Härte gemeinsam mit den Zugführern.
  • Die Institutionalisierung von Reflexionsrunden mit den Unteroffizieren, um kritische Situationen zu besprechen und den Sinn von Erziehungsmassnahmen zu betonen.
  • Die Entwicklung eines internen Ausbildungsmoduls für Unteroffiziere.
  • Die Einführung von positiver Verstärkung und anonymisierten Befragungen der Rekruten.

Für die langfristige Verbesserung der Situation bis zum Ende der Rekrutenschule sieht sein Plan vor:

  • Die Einrichtung eines Mentorensystems für Unteroffiziere.
  • Regelmässige Kaderschulungen zu Führungsthemen.
  • Die Überarbeitung der Kontrollmechanismen, um eine regelmässige, auch unangekündigte Präsenz des höheren Kaders sicherzustellen.
  • Teambuilding-Massnahmen und eine konsequente Dokumentation und Evaluation aller Vorfälle und Massnahmen.

Seine Kommunikationsstrategie ist differenziert und adressiert alle relevanten Gruppen: die Rekruten, die Kader, seinen Vorgesetzten und sogar die Eltern des betroffenen Rekruten (nach dessen Zustimmung).

Besonders gelungen ist der detaillierte Plan zum Umgang mit Wachtmeister Huber. Lt Meier schlägt hier ein Einzelgespräch vor, um dessen Motive zu verstehen, aber auch klare Grenzen zu setzen. Er will Hubers Führungsstärke und Charisma positiv nutzen, ihn aber gleichzeitig kontrollieren und ihm sowohl Konsequenzen bei weiteren Verstössen als auch Perspektiven bei positiver Entwicklung aufzeigen.

Ein weiterer herausragender Punkt ist die proaktive Auseinandersetzung mit der Anweisung seines Vorgesetzten bezüglich des Disziplinarstrafverfahrens. Lt Meier argumentiert fundiert, warum er ein sofortiges Verfahren gegen Huber für unverhältnismässig und kontraproduktiv hält. Er plädiert für ein Überdenken dieser Anweisung und schlägt stattdessen eine formelle mündliche Verwarnung und enge Begleitung Hubers vor, betont aber seine Bereitschaft zu einem Disziplinarverfahren bei weiteren Verstössen. Er besteht hier auf seinem Beurteilungsspielraum als Kompaniekommandant im Rahmen der Auftragstaktik.

Die Stärken der Antwort von Lt Meier sind zahlreich:

  • Umfassend und detailliert: Die Antwort deckt nahezu alle Aspekte der komplexen Problematik ab und bietet eine Fülle von konkreten, durchdachten Massnahmen.
  • Systemischer Ansatz: Lt Meier erkennt, dass es sich nicht nur um ein Einzelproblem mit Wachtmeister Huber handelt, sondern um systemische Schwächen in Führung, Kontrolle und Kultur. Seine Lösungen zielen daher auf nachhaltige Veränderungen ab.
  • Ausgewogenheit: Er versucht, eine Balance zwischen notwendiger Konsequenz und der Anerkennung positiver Aspekte (z.B. Engagement von Huber, Dynamik im UO-Korps) zu finden.
  • Führungshaltung: Lt Meier zeigt eine klare und verantwortungsbewusste Führungshaltung, insbesondere im Umgang mit seinem Vorgesetzten, wo er seinen Standpunkt mutig und gut begründet vertritt.
  • Praxisnähe: Viele Vorschläge sind sehr praxisnah und zeugen von einem guten Verständnis für die Realitäten des Dienstalltags (z.B. anonymisierte Befragungen, Mentorensystem, Reflexionsrunden).
  • Starke Selbstreflexion: Das abschliessende Fazit mit persönlichen «Learnings» zeigt eine hohe Bereitschaft zur Selbstreflexion und zum kontinuierlichen Lernen als Führungskraft.

Mögliche Schwächen:

  • Ressourcenintensität: Einige der vorgeschlagenen Massnahmen dürften ressourcenintensiv sein. Dies ist jedoch eher eine Herausforderung der Implementierung als der Konzeption.
  • Analyse vergangener Kommunikationsfehler: Während die Kommunikationsstrategie für die Zukunft sehr gut ist, könnte die explizite Analyse, warum die Kommunikation in der Vergangenheit versagt hat, pointierter sein – was auch der Begründung helfen könnte.

Schlussfolgerung

Die Antwort von Lt Ralph Meier stellt eine überzeugende Bearbeitung des komplexen Führungsszenarios dar. Sie zeichnet sich durch eine tiefgehende Analyse, eine klare Ausrichtung, eine Vielzahl konkreter und praxisnaher Massnahmen sowie eine gute Führungshaltung aus. Wie er die verschiedenen Facetten des Problems adressiert und miteinander verknüpft, ist vorbildlich.

Aus diesen Gründen wird die Antwort von Lt Ralph Meier als die beste der eingetroffenen Einsendungen gewürdigt. Sie bietet nicht nur eine Lösung für das spezifische Problem, sondern vermittelt darüber hinaus wertvolle Einblicke in eine moderne, reflektierte und verantwortungsbewusste militärische Führung. Wir gratulieren zu einem Exemplar von «Führung und das 3 Alpha Prinzip» von von Hans-Christian Witthauer und Thomas Saller.

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Leader's Digest Leader's Digest #16 Newsletter

Update Führung: Mai 2025

Old and New Lessons from the Ukraine War

[The Strategist, 07.06.2024, Joseph S. Nye]

In this concise article, Prof. em. Joseph S. Nye Jr. summarizes the main lessons from the Russian-Ukrainian War. Amongst others, he mentions how new weapons are complementing and not replacing old weapons on the battlefield, why information warfare matters, and how war remains unpredictable.

Link: https://www.aspistrategist.org.au/old-and-new-lessons-from-the-ukraine-war/

«Im Kriegsfall wäre die Schweiz nahezu wehrlos»

[Tagesanzeiger, 06.04.2025, Michael Marti]

Prof. em. Dr. Stig Förster, aufgewachsen in den Ruinen von Westberlin der 1950er Jahre und geprägt durch die immense Zerstörung des Krieges, entschied daraufhin sich der Militärgeschichte zu widmen. In diesem Interview diskutiert er unter anderem die bewaffnete Neutralität der Schweiz, die Zukunft der Kriegsführung, und die Kosten des Krieges. Er spricht unter anderem darüber, wie er die Bedrohungslage für die Schweiz einschätzt, und wie die Schweiz sowie die Schweizer Armee seiner Meinung nach darauf reagieren sollten.

Link: https://www.tagesanzeiger.ch/schweizer-militaer-im-kriegsfall-waere-die-schweiz-nahezu-wehrlos-223084259586

Wehrhafte Demokratie

[IF – Zeitschrift für Innere Führung 3/24, Juni 2024]

Diese Ausgabe der Bundeswehrzeitschrift IF thematisiert unter anderem Gesamtverteidigung und psychologische Resilienz, beides ebenso relevante Themen für die Schweizer Armee. Weiter wird betont, wie für Gesamtverteidigung sowohl innerhalb der Armee als auch in der Gesellschaft ein grundlegender Konsens herrschen sollte. In der Schweiz lässt sich dies allenfalls auf die Neutralität anwenden. Gerade weil das Verständnis der Neutralität von Bürger zu Bürger variiert, ist es hilfreich die eigene Meinung sowie andere Meinungen besser zu verstehen, was dann die informierte Diskussion darüber und somit einen folgenden grundlegenden Konsens erlaubt. Die direkte Demokratie der Schweiz fordert eine solche Diskussionsfähigkeit ganz besonders, weil Gesellschaft und Schweizer Armee darauf aufbauen können.

Link: https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-innere-fuehrung/wehrhafte-demokratie-5812416

Unencrypted Communications by Russia Undermines Operational Security in Ukraine

[GlobalData, February 2023]

This report of a British consulting firm focuses on the OPSEC risks associated with the phone use of troops. Whilst it focuses on Russian troops who were targeted after compromising OPSEC through their phone use, the same risks exist for mobilised Swiss armed forces. Soldiers who were carpenters, lawyers and mechanics a day before they were mobilised, risk putting themselves and others at risk through irresponsible phone use. To avert a mobilisation where both Swiss soldiers and civilians unknowingly circulate troop movements etc., more awareness of OPSEC and responsible phone use is needed. The alternative are enemy precision strikes and mass casualties such as near Lviv, Ukraine (Yavoriv military range) in March 2022.

Link: https://defence.nridigital.com/global_defence_technology_feb23/ukraine_war

Cybersicherheit im Weltraum verstehen

[CSS ETH Zürich, Juni 2024, Clémence Poirier]

Dieser Artikel beleuchtet die enge Verbindung von Cyber- und Weltraum und zeigt die wachsende Bedrohung für Weltrauminfrastrukturen durch Cyberangriffe auf. Am Beispiel der Cyberattacke auf das KA-SAT-Satellitennetzwerk vor der Invasion der Ukraine im Jahr 2022, wird die Verwundbarkeit kritischer Systeme deutlich. Für militärische Führungskräfte bietet der Artikel wichtige Einblicke in die Bedrohungslandschaft und die notwendigen politischen, rechtlichen und technischen Massnahmen, um Satelliten und die damit verbundenen Operationen zu schützen.

Link: https://css.ethz.ch/publikationen/css-analysen-zur-sicherheitspolitik/details.html?id=/n/o/3/4/no_343_understanding_cybersecurity_in_ou

Le leadership ne se résume pas à l’efficacité et aux processus

[Forbes, 10.07.2023, Joyce E. A. Russell]

Certains affirment que le remplacement des cadres humains par des robots permettrait d’accroître l’efficacité et d’éliminer les incohérences. Ce débat soulève toutefois une question centrale : Le leadership peut-il être simplement réduit à l’efficacité ? Joyce E. A. Russell explore ce sujet en soulignant l’importance des qualités humaines dans le leadership, telles que l’empathie et la reconnaissance, qui inspirent les employés et enrichissent leur expérience professionnelle. Lisez dans cet article quelques arguments pour et contre cette révolution robotique dans le leadership.

Link (FR): https://www.forbes.fr/business/le-leadership-ne-se-resume-pas-a-lefficacite-et-aux-processus/

Link (EN): https://www.forbes.com/sites/joyceearussell/2023/04/10/leadership-is-more-than-just-efficiency-and-processes/


Über das «Update Führung»

Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via document.getElementById(«email-obfuscator-leadersdigest»).innerHTML=»R-Znvy».replace(/[a-zA-Z]/g,function(c){return String.fromCharCode((c=(c=c.charCodeAt(0)+13)?c:c-26);});[Aktivieren Sie JavaScript, um die E-Mail-Adresse anzuzeigen] entgegen.