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Leader's Digest Leader's Digest #18 Newsletter

Update Führung: Juli 2025

How Ukraine Rebuilt Its Military Acquisition System Around Commercial Technology

[CSIS, 13.01.2025, Kateryna Bondar]

Necessitated by the war, Ukraine has taken several measures to foster military innovation, such as integrating the commercial sector, fostering bottom-up innovation and decentralizing procurement processes. The report investigates these shifts in detail.

Link: https://www.csis.org/analysis/how-ukraine-rebuilt-its-military-acquisition-system-around-commercial-technology

Sicherheit

[Y-Magazin 1/2025, Bundeswehr]

Diese Ausgabe des Y-Magazins der Bundeswehr befasst sich unter anderem mit Informationskriegsführung, Operational Security, Sicherungsaufgaben und Cyberrisiken.

Link: https://www.bundeswehr.de/de/publikationen/y-magazin-der-bundeswehr

Schweizer Panzer ins Ausland?! Trainieren wir jetzt für die NATO? | Brigadier Roduner erklärt TRIAS

[Podcast Schweizer Armee, April 2025]

In dieser Ausgabe des Armee-Podcasts diskutiert Oberst i Gst Mathias Müller mit Brigadier Christoph Roduner. Sie sprechen über die Herausforderungen der Armee, Führung sowie die Übung TRIAS 25, die erste Auslandübung der Schweizer Armee in 30 Jahren.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=D1YoI3l6Ds8

Ethical Challenges of Multimodal AI in Military Use

[Swedish Defence Research Agency, 10.12.2024, Edward Tjörnhammer et al.]

This report elaborates on how technological advancements in multimodal models mean that AI is increasingly capable of utilising multiple types of information such as images and sounds simultaneously. It further suggests that this development towards multimodal models could enable more autonomous decision in the decision chain and fewer moral decisions being made by humans, and highlights the risks thereof. The full report can be accessed on the bottom of the page.

Link: https://www.foi.se/en/foi/news-and-pressroom/news/2024-12-10-ethical-challenges-of-multimodal-ai-in-military-use.html

Das Militär rüstet sich für den Drohnenkrieg. Der Bund gibt dafür 47 Millionen Franken aus

[NZZ, 05.04.2025, Simon Marti, Georg Humbel]

Während Kampfdrohnen am prominentesten und umfassendsten im Ukrainekrieg eingesetzt werden, schreitet deren Verbreitung weiter voran. Deren Einsatz findet nun unter anderem auch in Myanmar, Sudan sowie im Nahen Osten statt. Sogar der Kampfdrohneneinsatz von mexikanischen Drogenkartellen ist dokumentiert. Dieser Artikel der NZZ beschreibt die Massnahmen des VBS und der Armee, welche es ihr erlauben sollen mit dieser Evolution der Kriegsführung Schritt zu halten.

Link: https://www.nzz.ch/schweiz/der-bund-gibt-47-millionen-franken-aus-das-vbs-ruestet-sich-fuer-den-drohnenkrieg-ld.1878337

Vom Umgang mit Amerika

[Progress Foundation, 2025, Ivan Adamovich, Konrad Hummler]

Mit seinem Regierungsstil hat Trump 2.0 in wenigen Monaten in den Köpfen von Bürgern, Anlegerinnen und Sicherheitspolitikern viele Fragen geweckt. Häufig wird dem amerikanischen Präsidenten dabei erratisches, irrationales Verhalten unterstellt. Adamovich und Hummler wagen die These, dass sich hinter dem Vorgehen mehr Rationalität als vermutet versteckt und leiten daraus drei Szenarien ab:

  1. Eine Aufteilung der Welt, wenn sich die USA bewusst aus der Rolle des Hegemonen zurückziehen;
  2. Multilateralismus 2.0 mit einer ausgewogeneren Globalisierung als Umkehr nach einem anfänglichen Szenario 1;
  3. Die grosse Unordnung bei einem entgleitenden Szenario 1.

Grundlage ist die Erkenntnis, dass die Rolle des Hegemonen mit Kosten verbunden ist, welche die USA langfristig nicht mehr tragen können oder wollen. Publiziert wurde das Paper von der liberalen «Progress Foundation» mit Sitz in Zürich. Der Artikel kann als PDF kostenlos auf Deutsch oder Englisch heruntergeladen werden.

Link: https://progress-foundation.ch/publikation/vom-umgang-mit-amerika/


Über das «Update Führung»

Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via document.getElementById(«email-obfuscator-leadersdigest»).innerHTML=»R-Znvy».replace(/[a-zA-Z]/g,function(c){return String.fromCharCode((c=(c=c.charCodeAt(0)+13)?c:c-26);});[Aktivieren Sie JavaScript, um die E-Mail-Adresse anzuzeigen] entgegen.

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Buch des Monats: «My War Gone By, I Miss It So»

Was ist die Kernaussage des Buches?

Loyd schildert seine Erfahrungen als Kriegsberichterstatter im Bosnien- und Tschetschenienkrieg und reflektiert die psychologischen Auswirkungen von Krieg auf Kämpfer und Beobachter. Das Buch zeigt die Ambivalenz zwischen Zerstörung und der Faszination extremer Situationen.

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Die schonungslose Ehrlichkeit und die Tiefe der Reflexion über die Natur des Krieges und dessen Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Loyd beschreibt seine Erfahrungen mit einer faszinierenden Schärfe in der Wortwahl, die den Leser in die Brutalität des Konflikts hineinzieht. Besonders beeindruckend ist sein Blick auf die Ambivalenz des Krieges: Einerseits die Zerstörung und das Leid, andererseits die Anziehungskraft und das Gefühl von Klarheit und Sinn, das Krieg bieten kann.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Nein, das Buch ist in seiner Art perfekt und verlangt nach mehr. Es beleuchtet den Krieg jedoch aus einer subjektiven Perspektive. Wer auf der Suche nach Analysen zu politischen, strategischen oder strukturellen Dimensionen von Krieg ist, sucht besser anderswo.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

An alle, die sich mit (Selbst-)Führung in Extremsituationen und den psychischen Folgen von Konflikten beschäftigen möchten.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Beim Navigieren der eigenen Rolle in verschiedenen Einsätzen als UNO-Militärbeobachter und beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes, wenn es um die Frage der eigenen Neutralität und des Eingriffs vs. Nicht-Eingriffs in Dilemma-Situationen ging.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Leadership, insbesondere im Umgang mit Belastungen und moralischen Dilemmata in Extremsituationen.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

Die fehlende Einsatz- und Führungserfahrung in Extremsituationen. Dieses Privileg ist gleichzeitig auch die grösste Schwachstelle gegenüber zukünftigen Bedrohungen.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Die rasante Entwicklung im Digitalisierungs- und KI-Bereich wird es ermöglichen, Extremsituationen in virtuellen Umgebungen realitätsnah abzubilden und erfahrbar zu machen, ohne dabei Leben riskieren zu müssen.


Über den Rezensenten

In seiner Milizfunktion ist Oberstlt Samuel Heer ausgebildeter Mechanisierter Aufklärer, wo er bis und mit Kompaniekommandant Dienst leistete. Seit 2017 ist er als Operationsoffizier dem Stab Einsatzunterstützung Landesregierung zugeteilt, wo er das Krisenmanagement der Bundeskanzlei unterstützt. Während seine militärische Funktion in einem zivilen Umfeld eingebettet ist, profitiert sein ziviler Beruf stark von seiner militärischen Ausbildung. Als humanitärer und diplomatischer Sicherheits- und Krisenmanagementexperte ist Samuel Heer seit 14 Jahren für das EDA, das IKRK, und die UNO in verschiedenen Konfliktgebieten im Einsatz. Mentalen Ausgleich verschafft er sich durch einen engen Bezug zum Familien- und Freundeskreis.

Über das «Buch des Monats»

Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

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Decision Game und Handlungsempfehlungen aus Leader’s Digest #17

Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.

Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Oberstlt i Gst Patrick Hofstetter, Dozent für Führung und Kommunikation an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.

Decision Game aus Leader’s Digest #17

Szenario

Gegner

Bei der Annäherung an Checkpoint 37 hatten Sie (1) Kontakt mit einem gegnerischen Beobachtungsposten, der sofort in nordwestlicher Richtung flüchtete.

Kurz nach dieser Begegnung wird klar, dass der Grossteil Ihres Bataillons östlich von Ihnen (2) in den Kampf verwickelt ist und in seinem Vormarsch auf NARROW PASS gestoppt wurde. Von Ihrer Position aus können Sie mehrere gegnerische Maschinengewehrstellungen im Nordosten beobachten. Die Übertragungen auf dem Bataillons-Führungsnetz sind jedoch unklar und erlauben Ihnen keine vollständige Information über den Gegner. Sie gehen jedoch davon aus, dass sich das Hauptgefecht in Richtung der Brücke über den Fluss abspielt.

In Ihrem Sektor haben Sie keine weiteren gegnerischen Kontakte.

Eigene Mittel

Sie sind der Zugführer des 1. Zuges, 1. Kompanie des 3. Marineinfanterie-Bataillons. (1) Zusätzlich zu Ihren 3 Infanteriegruppen haben Sie 2 Maschinengewehrgruppen und 3 Panzerabwehr-Lenkwaffengruppen von der Unterstützungskompanie des Bataillons erhalten.

Auftrag

Ihr Bataillon soll die gegnerischen Streitkräfte in SANCTUARY PLAIN, der Ebene vor SANCTUARY CITY vernichten und hat bereits eine Kompanie per Hubschrauber dorthin gebracht. Da diese Kompanie eingeschlossen wurde, hat das Bataillon beschlossen, einen Entlastungsstoss zu starten, indem es den Durchgang durch die Ebene erzwingt.

In diesem Rahmen hat Ihr Zug den Auftrag erhalten, dem Vorstoss des Bataillons über einen schmalen Fussweg zu folgen, um dessen Flanke zu schützen.

Da das Bataillon bereits im Einsatz ist, hat sich die Situation möglicherweise geändert und erfordert eine Anpassung Ihrer Pläne. Der Funkverkehr lässt Sie vermuten, dass das Bataillon versuchen wird, den Gegner von rechts zu umschliessen.

Umwelt

Es ist 2015 und die Nacht ist hereingebrochen. Der Himmel ist klar und es ist eine Vollmondnacht. Das Gelände südlich von SANCTUARY RIDGE ist uneben und wenig erschlossen, mit dichter Vegetation und einem ausgeprägten Relief. Der Graben, den Sie gerade durchquert haben, ist trocken und steinig, etwa 1,20 m tief und 20 m breit.

Zeitverhältnisse

Beachten Sie die Grafik unten. Sie haben 10 Minuten Zeit, um die Situation zu analysieren und einen 5-Punkte-Befehl zu entwickeln, der den Einsatz Ihrer Unterstützungswaffen und eine Skizze der Stellungen, die Sie einnehmen werden, beinhaltet. Bereiten Sie auch die Kommunikation vor, mit der Sie sich mit der vorgesetzten Stufe austauschen wollen.

Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #17

Auf das Tactical Decision Game #17 aus dem Juni-Newsletter haben uns 5 gut ausgearbeitete Lösungen erreicht, was uns sehr freut. Es zeigt, dass letztlich auch eine nicht allzu komplexe Situation eine gute Gelegenheit darstellt, Handlungssicherheit (Command) und Verfahrenssicherheit (Management) zu trainieren.

Ein solches Verfahren ist das (2008 im Rahmen einer Übung der Infanterie-Offiziersschule spontan erfundene) Meldeschema OBAMA, das sich auffällig ausbreitet: 3 von 5 Lösungen haben die geforderte Meldung an die vorgesetzte Stufe nach dem Schema «Opposing Forces – Blue Forces – Auftragserfüllung (ja/nein/wie lange noch) – Massnahmen – Anträge» formuliert. Verfahren fördern Klarheit und Einfachheit, damit wir unsere kognitive Aufmerksamkeit dem relevanten Inhalt, nämlich unserem Handeln widmen können.

In Sachen Inhalt teilen sich die fünf Einsendungen die grundlegende Erkenntnis: der Hauptauftrag des Zuges, namentlich den westlichen Flankenschutz des Bataillons sicherzustellen, gilt nach wie vor. Command erschliesst sich jedoch nicht nur in der optimalen Auftragserfüllung, sondern in der Chancennutzung, die über den Auftrag hinaus gehen kann – insbesondere, wenn sich die Lage verändert hat. Dies ist der Fall, befindet sich doch der Rest unseres Bataillons im Kampf. Aus der eigenen Position können wir damit unsere vorgesetzte Stufe wirkungsvoll entlasten, indem wir die erkannten Maschinengewehr-Stellungen des Gegners und weitere Elemente seines Stosses über Narrow Pass flankierend angreifen.

Dabei bleibt der ursprüngliche Auftrag jedoch bestehen. Wie von mehreren Einsendungen explizit erwähnt wird, deutet gerade das sich zurückziehende gegnerische Aufklärungselement darauf hin, dass der Gegner nach wie vor über den Western Narrow Pass stossen könnte – und wir sind die einzigen Kräfte, die das verhindern können.

Daraus ergibt sich das eigentliche Dilemma: wie viele Kräfte belasse ich für meinen ursprünglichen Auftrag und wie viele Kräfte setze ich für die Chancennutzung ein? Nachgeordnet steht auch der Entscheid an, auf welcher Höhe diese Chancennutzung erfolgen soll: in der Tiefe, entlang des Sanctuary Ridge auf den Narrow Pass hin, näher am Graben, auf die gegnerischen Maschinengewehr-Stellungen ausgerichtet oder gar im Graben selbst in den Raum der Brücke hinein?

Von den fünf Lösungen nehmen drei eine eher konservative Lösung sein, das heisst, sie halten und sichern primär den westlichen Raum, klären im Vorgelände auf und halten sich mit 1 oder 2 Gruppen für einen flankierenden Angriff bereit. Zur Erinnerung bzw. Erklärung für taktisch weniger geschulte Leser: eine Handlung «bereitzuhalten» heisst, diese vorzubereiten, aber noch nicht auszulösen. Dies erfolgt typischerweise auf Befehl des Vorgesetzten, kann aber auch selbständig oder auf ein vereinbartes Ereignis hin erfolgen.

Zwei Lösungen sehen ein proaktives Vorgehen vor, davon eine mit rascher Schwergewichtsbildung und höherem Risiko (nur 1 Infanterie-Gruppe und 1 Maschinengewehr-Trupp für den originären Auftrag, den Rest von Beginn weg für den flankierenden Angriff), und eine mit zeitlicher Staffelung (zunächst mit dem Gros die Anhöhe westliche Sanctuary Ridge nehmen und abriegeln, danach mit dem Gros den flankierenden Gegenangriff lancieren). Da gemäss Beschrieb die beiden Maschinengewehrstellungen von unserer Position aus sichtbar sind und zudem ein rasches Flankieren den Überraschungseffekt massiv verstärken dürfte, würde ich mich persönlich für die rasche Schwergewichtsbildung mit höherem Risiko aussprechen.

Diese Lösung ist auch in der Abbildung dargestellt. Sie stammt von Wm Lucien Stoessel – wir gratulieren zum Sieg und wünschen viel Spass bei der Lektüre von «Organizational Culture and Leadership» von Edgar H. Schein.