Andy Stanley ist Pastor der Northpoint Community Church – einer der grössten und einflussreichsten Kirchen in den USA. Als Pfarrer und Kommunikator hat er immer wieder gemerkt, dass seine Reden und Predigten «ins Leere» liefen und keine Auswirkungen hatten im Leben seiner Zuhörer. In seinem Buch gibt er praktische Hilfestellungen, wie eine Rede tatsächlich «Fleisch am Knochen» bekommt und praktisch und umsetzbar wird. Sehr zu empfehlen für jeden Kommunikator – nicht nur für Pfarrer.
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Als Kommunikator hilft mir die einfache «Roadmap», die Stanley für Reden aufstellt – stringent, nachvollziehbar und anwendbar.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Nein. Natürlich hat jeder Kommunikator seinen eigenen «Stil» – aber das Buch ist adaptierbar.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
An alle, die versuchen, so zu kommunizieren, dass sich im Leben ihrer Zuhörer tatsächlich praktisch etwas verändert.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Meine Reden und öffentlichen Auftritte haben deutlich an Qualität zugenommen. Vor allen Dingen aber bleibe ich nicht mehr dabei stehen, «Wahrheiten» zu transportieren, sondern sie praktikabel und umsetzbar zu machen.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
«Wer kommuniziert, führt! Wer führen will, muss gut kommunizieren!» Gute Kommunikation («Sinnvermittlung») ist ein Schlüsselfaktor von gutem Leadership.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Leadership in einer Ausbildungs-Armee unterscheidet sich massgeblich von Leadership im Einsatzfall. Ich denke, da kommt einiges auf uns zu…
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Dass wir es bereits jetzt schon lernen, die kommunikatorischen «Soft-Skills» von Leadership (Ermutigung / Empathie / Klarheit in der Zielausrichtung / Visions-Vermittlung / Opferbereitschaft und Vorbild des Leaders selber) zu trainieren und an die unteren Stufen zu vermitteln.
Über den Rezensenten
Hptm Asg Daniel Rohner ist Chef Stab Dienststelle Armeeseelsorge und im MP Bat 2 tätig. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Seit 23 Jahren ist er Pfarrer in der FEG Visp. In seiner Freizeit ist er aktiv im Karateclub und wandert gerne in der Walliser Natur.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.
Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Oberstlt i Gst Patrick Hofstetter, Dozent für Führung und Kommunikation, in Absprache mit seinem Forschungsteam der Militärakademie an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.
Decision Game aus Leader’s Digest #13
Szenario
Es herrscht Krieg in EUROPA. Der Gegner hat vor einigen Tagen territoriale Ansprüche für den Raum KLEINBASEL – RIEHEN geltend gemacht. Aktuell findet ein Manöver (Aufmarsch) einer gegnerischen Mechanisierten Division zwischen ALTKIRCH – LÖRRACH – WEHR statt.
In den letzten Tagen führten irreguläre Streitkräfte mehrere gezielte Sabotageaktionen auf Forschungs- und Dienstleistungseinrichtungen in BASEL durch (wenige Kollateralschäden). Weiter griffen diese in Zugsstärke mit Infanterie- und Panzerbrechenden Waffen (RPG) zivile kritische Infrastrukturen (Coop Verteilcenter PRATTELN, EW RHEINFELDEN) wie auch den Kommandoposten des Infanteriebataillon 65 in MAISPRACH an.
Die Zollübergänge ST. LOUIS, WEIL, RHEINFELDEN und BAD SÄCKINGEN sind geschlossen. Es ist eine hohe Zunahme von illegalen Grenzübertritten durch den RHEIN zu vermelden (1000 pro Woche). Das BAZG unterstützt die Armee.
Die Zunahme der Flüchtlinge treibt die Gewaltbereitschaft der Bürgerwehren an und schürt die negative Einstellung der Schweizer Bürger gegenüber den Flüchtlingen.
Gegner
Bestimmende Lageentwicklungsmöglichkeit
Der Gegner kann, nach Erreichen des Brigadezwischenziels RHEINFELDEN, innert 1h mit einem Mechanisierten Bataillon, einer Kompanie, 1 Zug in Front Richtung MAGDEN und anschliessend mit zwei Kompanien nebeneinander 2 Züge in Front durch MAGDEN stossen, um innert 3 – 6h seinen Hauptstoss entlang der A2 zu entlasten.
Weitere Lageentwicklungsmöglichkeiten
Der Gegner kann, nach Erreichen des Brigadeangriffsziels AUGST innert 2h mit einem Mechanisierten Bataillon, einer Kompanie, einem Zug in Front über OLSBERG nach MAGDEN stossen, um innert 1 – 2h seinen Hauptstoss entlang der A3 zu entlasten.
In allen Fällen kann der Gegner
(reguläre Streitkräfte) Mit der Artillerie seinen Stoss ohne Rücksicht auf zivile Besiedlung oder Kulturgüter vorbereiten;
(irreguläre Streitkräfte, Sonderoperationskräfte) Mittels Propaganda und/oder Psychologischer Kriegsführung die Flüchtlingsströme so leiten, dass sie dem Hauptstoss ausweichen und dessen Flanke schützen sowie damit unsere Mobilität einschränken;
(Bürgerwehr CH) Mittels Patrouillen und Checkpoints im Grenzraum RHEINFELDEN Präsenz markieren.
Eigene Mittel
Sie kommandieren die 2. Kompanie des Infanteriebataillons 65 und haben zur Auftragserfüllung folgende Mittel unterstellt:
3 Infanteriezüge mit je 4 Gruppen. Diese verfügen über je ein Radschützenpanzer (inkl 12.7 Mg Einsatzdistanz bis 1000m), 2 LMg (Einsatzdistanz 600m), 4 RGW (Panzerabwehrwaffe 200-300m);
2 Späher-Trupp (pro Trupp 4 Späher ein Scharfschützengewehr 20+Zubehör, Einsatzdistanz 800m und ein Feuerleitgerät Bogenfeuer Mörser 8.1cm).
Zusätzlich erhalten Sie folgende Mittel:
6 Trichtersprengladungen 88;
10 NLAW (Panzerabwehrlenkwaffe 400-600);
2 Mini UAV Mittel mit einer Einsatzdauer von 15′ pro Ladung.
Ihre Kompanie ist schon seit Wochen im Dienst. Aus dem Bereitschaftsraum LIESTAL haben Sie bis anhin Stabilisierungsaufträge erfüllt und die einsatzbezogene Ausbildung abgeschlossen. Der Einsatz in MAGDEN ist somit der erste Kampfeinsatz der Kompanie.
Auftrag
Sie kommen gerade von der Befehlsausgabe des Bataillonskommandanten und haben folgenden Auftrag erhalten:
Inf Kp 65/2 hält den Kessel MAGDEN und verhindert einen gegnerischen Stoss durch MAGDEN Richtung A2.
Die Nachbarverbände haben folgende Aufträge erhalten:
Inf Kp 65/1 sperrt in RHEINFELDEN-OST und hält sich bereit, Kp 65/3 aufzunehmen.
Inf Kp 65/3 nützt den Gegner im Raum RHEINFELDEN-WEST ab, sperrt die Brück in der Altstadt RHEIFELDEN und hält sich bereit, durchgebrochenen Gegner im RÖTIHOF zu vernichten sowie die Flanke MÖHLIN zu Gunsten des Mechanisierten Bataillon 14 zu schützen.
Inf Ustü Kp 65 verhindert die Öffnung der Brücke EW SALINE und EW RIBURG und unterstützt die Infanteriekompanien mit Bogenfeuer.
Umwelt
Zeitverhältnisse
In den nächsten 12 Stunden müssen Sie den Einsatzraum erkunden und im Rahmen des taktischen Dialoges einen ersten Entschluss dem Bataillonskommandanten präsentieren. Die KAVOR (Kampfvorbereitungen) müssen ab Ende des taktischen Dialoges in den kommenden 72 h abgeschlossen und die Kompanie kampfbereit sein.
Fragestellung
Versetzen Sie sich in den Gegner: wie würden Sie MAGDEN nehmen und für nachfolgende Kräfte offenhalten?
Wie lautet Ihr Entschluss, um MAGDEN zu halten und einen gegnerischen Stoss durch MAGDEN Richtung A2 zu verhindern?
Wo und wie setzen Sie Ihre Panzerabwehrmittel ein (Gliederung, Feuerräume, Stellungsräume)?
Wo und mit welchen Mitteln kanalisieren Sie den Gegner?
Wo planen Sie die Feuerräume für das Bogenfeuer und deren Bewegungsräume?
Eine Entschlussskizze ist erwünscht bzw ausreichend.
Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #13
Zum Tactical Decision Game #13 haben uns zwei Lösungen erreicht; wahrscheinlich sind einige Taktiker entweder noch im Winterschlaf oder aber von den geopolitischen Entwicklungen paralysiert. Fest steht jedoch: das Mech Bat 14 ist offenbar nicht davon betroffen, den beide Lösungen haben uns aus diesem Verband erreicht. Nun stellt sich die Frage: ist es der Feuerunterstützungsoffizier oder der S2 dieses Verbandes, der den Preis davontragen wird? Beide Eingaben arbeiten übrigens mit einwandfreien Darstellungen, eine davon sogar als .milxlyz-Layer eingereicht. Für alle, die in ihrer Freizeit noch taktisches Entwicklungspotential aufweisen: Auf https://www.map.army/ kann jeder und jede seine Layer zeichnen, speichern und teilen. Ideal für WK-Vorbereitungen und mehr. Doch zur Sache:
Zuvorderst werden die beiden Lösungen anhand Ihrer Komplexität beurteilt. Die Lösung des S2 umfasst sieben Seiten, darunter 6 Abbildungen (ein Layer Rot, ein Analyse des Vorgeländes, ein Layer Entschluss insgesamt, drei Layer zu den drei Phasen des Entschlusses). Das ist gewissenhaft und nachvollziehbar ausgearbeitet. Allerdings hat auch die Einfachheit ihren Wert. Die Lösung des FUOf umfasst zwei Seiten und einen Layer und beantwortet ebenso alle Fragen, weshalb an ihn der erste Punkt geht: 1:0.
Für die Lösung des FUOf spricht zudem seine Analyse des Geländes, was etwa an der Schwergewichtsbildung westlich der Hauptstrasse ersichtlich ist. Das Gelände teilt er mithilfe von vier Phasenlinien (PhL), wobei ich empfehle, in der Verteidigung von Koordinationslinien (KL) zu sprechen. Bei den PhL im Angriff erwarten wir, dass eben eine nach der anderen – Phase für Phase – abgearbeitet wird. In der Verteidigung sollten wir uns jedoch ein dynamischeres Verständnis erhalten: wir ziehen vielleicht einen Zug zu einer KL zurück, nur um ihn später für einen Gegenangriff wieder zwei KL weiter vorne einzusetzen. Auch das Mörserfeuer oder die Aufklärung kann anhand der KL koordiniert werden, ohne dass sie sequentiell abgearbeitet werden. Besonders hervorzuheben ist bei der Lösung des S2, dass er sich Karten der historischen Bunkeranlagen bei ÄNGI beschafft hat, was nicht nur die Panzersperre im Talboden aufzeigt, sondern auch das Infanteriewerk inklusive Gegenwerk in den Flanken. Es versteht sich von selbst, dass wir solche Kampfinfrastruktur selbst dann nutzen werden, wenn sie ausser Dienst gestellt wurden. Für diesen Einfall gleicht der S2 aus und es ist 1:1.
Danach bewerte ich die Darstellung ROT, die beide im Grundsatz gleich darstellen (aus dem Raum RHEINFELDEN mit jeweils maximal einem Zug in Front in den Kessel von MAGDEN stossend): Die Orientierung des FUOf zum Gegner ist von den Kräfteansätzen her klar, allerdings würde ich den beliebten Begriff des Staffelwechsels etwas sparsamer einsetzen. Zwei Staffelwechsel auf 2km scheint mir etwas viel Mikromanagement – zudem ist nicht jeder überschlagende Einsatz schon ein Staffelwechsel (wobei der Begriff oder Unterschied bei Gelegenheit einmal definiert werden könnte). Der S2 weist in seiner Darstellung zudem noch auf die Flankenbedrohung (habe ich S2 gehört?) hin, weshalb auch dieser Punkt an ihn geht: 1:2.
In der Absicht selbst plant der FUOf einen einfachen Ablauf: zunächst soll ein Zug im Vorgelände ÄNGI abnutzen und zwei Züge nebeneinander ab Ortsrand MAGDEN sperren, wobei sich der Zug aus dem Vorgelände später zurückziehen und MAGDEN Ost sperren soll, so dass schliesslich drei Züge nebeneinander sperren. Die beiden äusseren Züge halten sich zudem für Gegenangriffe bereit. Die Lösung des S2 sieht ebenfalls einen Zug im Vorgelände vor, unter Ausnutzung der oben geschilderten Kampfinfrastruktur. Die eigentliche Sperre wird dann von einem Zug auf der Hauptstrasse bewerkstelligt, auf welche der Gegner zu kanalisieren ist. Damit bleibt ein dritter Zug, der für flankierende Gegenangriffe auf beiden Seiten hinter der Sperre bereitgehalten wird. Hier eine Punktevergabe zu vergeben, ist nicht einfach; auf jeden Fall sollen aber für den Entschluss insgesamt 3 Punkte vergeben werden. Tatsächlich scheint mir die Aufstellung des S2 im Vorgelände zielführender (unter Ausnutzung der historischen Stellungen), was ihm einen weiteren Punkt verschafft; 1:3. Der Einsatz im urbanen Gelände scheint mir jedoch beim FUOf geeigneter. Das Aufstellen von zwei – und nach erfolgtem Rückzug des Zuges im Vorgelände sogar drei – Zügen nebeneinander entspricht dem Grundsatz «Auflockern und Zusammenwirken der Kräfte». Zudem scheint es mir im überbauten Gelände mit den Mitteln der Infanterie einfacher, Gegenstösse im Halbzugrahmen vorzunehmen, als diese auf Stufe Kompanie zu koordinieren, wie bei der Lösung des S2 vorgesehen. Es steht somit 2:3. Einen dritten Punkt vergebe ich für die Auswahl eines dezidierten Killing Grounds. In der Lösung des FUOf, ab Ortsrand MAGDEN, ist ein solcher für mich nicht unmittelbar ersichtlich. Anders beim S2, wo der Stützpunkt in MAGDEN erst in der Tiefe des Dorfes vorgesehen ist; eine ideale Voraussetzung, den Gegner auf der Hauptstrasse zu stauen – und dies entspricht auch der Absicht, den Gegner auf dieser zu kanalisieren. Dies scheint psychologisch verlockend zu sein und auch ein hinreichendes Volumen des Gegners aufnehmen zu können. Dazu vergebe ich einen weiteren Punkt und damit steht es am Ende 2:4. Sieger nach Punkten ist dieses Mal der S2, Hptm Raphael Iselin. The winner takes it all, aber er sei bitte gehalten, das Buch «Call Sign CHAOS – Learning to lead» von Jim Mattis und Bing West bei der nächsten Dienstleistung seinem Kameraden, Hptm Robin Wehrle, auszuleihen. Gratulation!
Militärethische Perspektiven: Führung, Erziehung, Ausbildung im Spiegel von Tod und Technologie
[stratos Sonderausgabe, November 2024]
Diese umfassende Sonderausgabe von stratos bietet einen faszinierenden Einblick in aktuelle ethische Fragestellungen im militärischen Kontext. Als Kollaboration der DACH-Region entstanden, befassen sich die Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Militärethik und den militärethischen Fragen, die neue Technologien wie KI und Human-Machine Teaming mit sich bringen. Das Heft umfasst zwölf Artikel, die ein breites Themenspektrum abdecken und theoretische Überlegungen mit praxisnahen Ansätzen verbinden. Es bietet somit allen, die sich für die ethischen Herausforderungen moderner Streitkräfte interessieren, eine Fülle spannender Denkanstösse und Erkenntnisse.
Tactical Lessons from Israel Defense Forces Operations in Gaza, 2023
[RUSI, 2024, Jack Watling & Nick Reynolds]
This study examines the tactical lessons learned by the IDF’s operations in Gaza and then applies some of them to the British Army. Many findings can similarly be applied to the Swiss Armed Forces. Amongst others, the study examines how to avoid friendly fire in an urban environment and studies the effect rubber has on movement and the coordination and control of fire. Moreover, it addresses the problems of distinguishing friendly from enemy UAVs and friendly electronic protection disrupting one’s own command and control processes.
Russia’s War in Ukraine – Emerging Insights for UK and NATO Joint Doctrine
[RAND Corporation, 18.11.2024, James Black et al.]
Similarly to the previous study, this RAND research aims to capture insights of Russia’s War in Ukraine. Whilst it focuses on doctrine, some of its contributions are also relevant on the tactical level, as the following two quotes show:
Continuous learning and adaption remain imperative to support competitiveness in a context of rapid technological and tactical evolution.” & “[…] there is an urgent need to boost Defence’s capacity for learning and adaptation. This includes having efficient lessons, warfare development and doctrine functions, and the processes and culture to translate the latest ideas into behavioural change across Defence.
Diese Edition des Bundeswehr-Magazins ist fokussiert auf die Unterstützungstruppen und beschreibt detailiert, welche unerlässlichen Beiträge u.a. Heeresaufklärer, Logistik- und Sanitätstruppen für die Kampftruppen leisten, sowohl vor, während und nach einem Kampfeinsatz.
Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via entgegen.
Cover von «Call Sign CHAOS – learning to lead» von Jim Mattis und Bing West
Was ist die Kernaussage des Buches?
Die rund 250 Seiten umreissen die Erfahrungen, die Jim Mattis in 44 Jahren als Angehöriger der U.S. Marine Corps sammelte, vom Private in der USMC Reserve bis zum Viersterne-General, ehe er von 2017 zwei Jahre lang als U.S. amerikanischer Verteidigungsminister in der Trump-Administration diente.
Das Buch ist in drei Abschnitte, die taktische, operative und strategische Führung, gegliedert und bringt zum Ausdruck, dass Vertrauen ein Band ist, welches den Führer mit den ihm anvertrauten Geführten verbindet. Aus diesem Vertrauen resultiert grosse Verantwortung welches entsprechend klares Verhalten fordert.
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Ich war fasziniert von der Art und Weise wie Mattis seine Führungserfahrungen beschreibt. Sie sind authentisch, nachvollziehbar und inspirierend.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Nein, das Buch ist für mich abschliessend und glaubwürdig.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
Das Buch ist nicht wie eine Biographie geschrieben, es ist ein Lehrbuch über Führung. Ich empfehle allen, welche mit dieser wundervollen Aufgabe bereits betraut sind oder es demnächst werden.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Als Kommandant der Offiziersschule der Infanterie ist das Buch, nebst dem Dienstreglement der Schweizer Armee, eine wichtige Grundlage für die Führungsausbildung mit den Aspiranten. Es geht mir dabei ihnen beizubringen, dass sie als künftige Führer die Verantwortung haben, das Vertrauen der Geführten, durch ein authentisches und nachvollziehbares Verhalten, zu gewinnen.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
Das Buch deckt alle drei Aspekte ab. Schwergewichtig jedoch orientiert sich das Buch am Auftrag (Command) und Mensch (Leadership).
Der Aspekt des Managements wird z.B. in Kapitel 5 unter dem Titel «A lean Staff» behandelt.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Ich denke, dass wir sehr stark im Bereich des Managements sind. Ich sehe jedoch grosse Schwächen im Bereich von Leadership und Command. Ich wünsche mir, dass wir unseren Leaders, welche wir selbst auswählen und ausbilden, mehr Vertrauen schenken, um dadurch deren Initiative zu entfesseln.
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Dass wir uns unseren Schwächen bewusst sind und diese aber auch aktiv angehen.
Über den Rezensenten
Oberst Marcel Winiger ist im Sommer 1995 in die Armee als Grenadier in Isone eingetreten. Anschliessend absolvierte er die UOS und OS mit praktischem Dienst in der Grenadier-Schule in Isone. Nach der Führung der Gren Kp 19 und 20/2 Eintritt in den Stab des Inf Bat 65 als S3, welches er ab 2015 als Kdt 4 Jahre geführt hatte. Danach war er bis 2022 G7 im Stab Ter Div 4. Seit drei Jahren ist er Kdt der Inf OS in Liestal. Davor 4 Jahre Kdt Stv Kdo Inf VBA 18. Marcel Winiger ist verheiratet und Vater von 4 Söhnen, wohnhaft in Rothenburg (LU). Sport, Kochen und Lesen bestimmen seine Freizeit.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.
Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Oberstlt i Gst Patrick Hofstetter, Dozent für Führung und Kommunikation, in Absprache mit seinem Forschungsteam der Militärakademie an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.
Decision Game aus Leader’s Digest #12
Szenario
Die SCHWEIZ ist seit Monaten im Krieg. Die offenen Kampfhandlungen beschränken sich auf die OSTSCHWEIZ, doch das gesamte Landesgebiet ist Ziel von Spionageaktionen und Anschlägen. Betroffen sind vor allem die Bundesverwaltung, internationale Organisationen und die öffentliche Versorgung.
Auch in der WESTSCHWEIZ ist die Lage instabil. Die Armee hat in besonders gefährdeten Gebieten die Raumverantwortung übernommen. Dies ist insbesondere dort der Fall, wo der Gegner versucht, uns in unseren Bereitschaftsräumen zu behindern.
Im Raum CHANCY sind nach einem Anschlag mit einem mit Sprengstoff beladenen LKW mehrere Gebäude beschädigt und teilweise zerstört worden, unter anderem der Kommandoposten der Infanteriekompanie 65/2 und der Bahnhof in EPEISSES.
Die Hauptwasserleitung der Region wurde beim Anschlag beschädigt und flutete eine Tiefgarage, welche die reservierten Verkehrsträger für die mechanisierten Verbände gefährdet.
Der Kommandoposten des Infanteriebataillons 65 in EPEISSES wurde im darauffolgenden Chaos von Truppen einer terroristischen Gruppe, den ELTI, angegriffen. Dabei wurde das vorgeschobene Munitionsdepot getroffen und das Gebäude westseitig eingestürzt. Einzelne Strassen wurden teilweise blockiert.
Als Reaktion auf die Aktivitäten der ELTI hat die HeBü, eine unabhängig organisierte lokale Bürgerwehr, ihre Präsenz in der Region verstärkt.
Fähigkeit zu Anschlägen, Diebstahl von militärischem Gerät.
Irreguläre
HeBü (Helvetische Bürgerwehr): Paramilitärische Organisation mit ca 200 Angehörigen in der Region
Handfeuerwaffen, insbesondere ehemalige Armeewaffen (Sturmgewehr 90, Sturmgewehr 57, diverse Pistolen)
Privat beschaffte Schutzwesten
Absperrmaterial, zum Teil im Privateigentum, zum Teil der Gemeinden
Lastwagen, Lieferwagen, Kleinbusse
Fähigkeit zur Nachrichtenbeschaffung in der Bevölkerung aufgrund der lokalen Verankerung
Eigene Mittel
Sie kommandieren eine Rettungskompanie:
1 Kommandozug
3 Rettungszüge
1 Unterstützungszug
Die Rettungskompanie ist mit persönlichen Waffen (Sturmgewehren und Pistolen) ausgerüstet. Sie verfügen über technische Ausrüstung, bestehend aus:
3 Rettungszugsortimenten mit Kleingeräten für Trümmerrettungen,
2 Sortimente Trümmereinsatz mit spezifischen Mitteln zur Trümmerrettung,
2 Wassertransporter und
3 Brandeinsatzsortimenten mit jeweils einem Kilometer Schlauch.
Auftrag
Die Rettungskompanie setzt im Dorf EPEISSES ein (Trümmerrettung), schützt und hält (Wassertransport und Brandbekämpfung) den reservierten Verkehrsträger.
Umwelt
Das Dorf EPEISSES befindet sich in einem Geländekessel. Es beinhaltet einen Bahnhof mit Gütertransport, ein Tanklager (eine Zisterne), ein Einkaufszentrum sowie diverse Geschäfts- und Wohninfrastruktur. Ebenfalls befindet sich im Dorf der Kommandoposten des Infanteriebataillons 65 sowie der Kommandoposten der Infanteriekompanie 65/2.
Wie würden Sie in der Rettung vorgehen? Wie lautet ihre Befehlsausgabe?
Welche Massnahmen treffen Sie gegen die ELTI?
Wie gehen Sie mit der HeBü um?
Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #12
Zum Decision Game vom Dezember haben uns zwei Einsendungen erreicht. Die eingereichten Lösungen zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit der moralischen und politischen Fragestellung und verdeutlichen die vielschichtige Komplexität der hier vorliegenden Problematik.
Zum TDG#12 sind zwei Lösungsvorschläge eingegangen, die sich in einem wesentlichen Punkt unterscheiden, nämlich dem Umgang mit der Helvetischen Bürgerwehr. Diese fiktive Organisation wurde im methodischen Rahmenwerk «LU-17» eingeführt und beschreibt irreguläre Kräfte, die der Schweiz und damit der Armee tendenziell freundlich gestimmt sind. In Übungen wird die HeBü geschildert, um die Truppe zu sensibilisieren, dass nicht jeder Irreguläre automatisch einen Gegner darstellt. Mit Blick auf die Bedeutung der Freiwilligenverbände in der Verteidigung der Ukraine stellt sich auch für die Schweiz die Frage, wie mit freundlich gesinnten, aber irregulären Kräften umgegangen werden sollte. Die beiden Lösungsvorschläge führen jeweils glaubhafte Argumente ins Feld, kommen aber zu unterschiedlichen Schlüssen.
Hptm I. fasst seine Haltung in einem Absatz zusammen: «Die Zusammenarbeit müsste durch den bereits andauernden Krieg in den Rules of Behavior (RoB) geregelt und dem Kp Kdt bekannt sein. In der Ukraine wurden die anfänglichen ‹Volunteer Battalions› als die ‹Territorial Defense Forces› ein offizieller Teil der ukrainischen Streitkräfte. Auch die Schweiz wird nach Monaten des Krieges nur schwer auf tausende Freiwillige verzichten können. Deshalb gehe ich sehr stark davon aus, dass eine Zusammenarbeit erlaubt wird. Für eine erste und zweite Phase möchte ich im Schadensgebiet nur AdA und direkt Betroffene. Damit wir die chaotische Situation nicht noch unübersichtlicher, und eine mögliche Infiltration durch ELTI erschwert.» Es handelt sich dabei um eine differenzierte Nutzung der Ressource «HeBü».
Lt M. führt ausführlichere Bedenken zur Frage «Wie gehen Sie mit der HeBü um?» aus: «Ihre emotionale und energetische Stimmung ist schwer zu kontrollieren. […]. Eine Einbindung der HeBü-Mitglieder in zivile Hilfeleistungen ausserhalb der Kernzone wäre aber meiner Meinung nach tragbar. Weitere Begründungen für ein operative Distanzierung: Die Armee hat ein staatliches Gewaltmonopol, […] die HeBü eine selbsternannte Organisation ohne offizielle Legitimation […]. Weiter hat die HeBü eine unklare Befehlsstruktur, keine standardisierten Einsatzverfahren und keine gesicherte Kommunikation […]. Ein unbekannter Ausbildungsstand […] sowie ein potentielles Risiko von Eigengefährdung […] unklare Loyalitäten einzelner HeBü-Mitglieder […] Gefahr in einem unerwünschten Informationsabfluss […].»
Beide Autoren setzen sich spezifisch und differenziert mit dieser Fragestellung auseinander. Es gilt zu hoffen, dass diese Fragen vor einem Krieg in der Schweiz durch die strategische Führungsebene entschieden werden, damit sich nicht Einheitskommandanten dieser Frage stellen müssen.
In der Sache teile ich die Perspektive von Hptm I.; ich erachte es als ausgeschlossen, die Schweiz mit dem aktuellen Armeebestand und ohne Integration von oder Kooperation mit Freiwilligen zu verteidigen – entsprechende Konzeptionen kennt die Schweiz aus ihrer Geschichte, man denke etwa an die Ortswehren. In der Beantwortung des TDG werte ich allerdings die Lösung von Lt M. höher, da er die Probleme im Umgang mit Irregulären sehr differenziert ausarbeitet. Selbst wer bereit ist die HeBü als potentiellen Partner der Armee zu verstehen, kommt nicht darum herum, sich den entsprechenden Risiken anzunehmen. Zudem hat Lt M. in seiner Lösung weitere geschickte Überlegungen angestellt, etwa die Anforderung von Spezialisten und einen übersichtlichen Kartenentschluss. Auf beides soll hier nicht eingegangen werden, aber es ist ausreichend, damit Lt Ralph Meier den Preis des Buches «Positive Leadership» von Dr. Markus Ebner aus dem Newsletter #12 erhält. Wir gratulieren herzlich.
International crises put governments to the test, forcing decisions that can unite or divide citizens. This article explores how Switzerland’s strong reservoir of public trust in leadership has provided stability, in contrast to the growing dissatisfaction faced by other European nations. This article is available in German, French and English.
Wie transformationale und absichtsbasierte Führung die Zielerreichung mittels Auftragstaktik vorantreibt
[stratos, 24.10.2024, Alessandro Rappazzo]
Wie können Führungsstile in einer sich wandelnden Welt erfolgreich angewendet werden? Der Artikel untersucht, wie transformationale und absichtsbasierte Führung die Umsetzung der Auftragstaktik in der Schweizer Armee stärken können. Dabei steht die Balance zwischen Vision und klaren Zielen im Mittelpunkt, um Teams effektiv zu leiten und anzupassen.
[Galladé Podcast, 17.11.2024, Chantal Galladé, Amélie Galladé und Kurt Pelda]
Kurt Pelda, erfahrener Kriegsreporter, gibt in diesem Podcast faszinierende Einblicke in sein Leben und seine Arbeit. Er berichtet von riskanten Einsätzen an der Front, Nahtoderlebnissen und der Herausforderung, zwischen Kriegsgeschehen und Privatleben zu balancieren. Für militärische Führungspersonen ein wertvoller Einblick in den Kriegsalltag und seine Auswirkungen jenseits der Frontlinien.
Why Leadership Teams Fail – And what to do about it
[Harvard Business Review, 9/2024, Thomas Keil and Marianna Zangrillo]
This article is part of a series and examines the critical role of leadership team health in organizational success, highlighting how dysfunctions within senior teams can significantly hinder strategy execution and morale. Drawing on insights from over 100 CEOs and executives, it identifies three common patterns of dysfunction: shark tanks, petting zoos, and mediocracies and explores effective strategies for addressing them.
An interesting read for military personnel seeking to better understand the impact of ongoing war on civilian cities. This article focuses on the Ukrainian border city of Vovchansk, comparing its conditions before and after the war, and explores how conflict reshapes both the physical environment and the lives of its inhabitants.
Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
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Im Grundsatz geht es um den Ansatz von positiver Führung mit der dazugehörigen Auswirkung auf Menschen respektive Mitarbeitende. Neben einigen Grundlagen des positiven Leadership wird das PERMA Lead Konzept beschrieben, inklusive einigen Praxisbeispielen. PERMA steht dabei für «Positive Emotions», «Engagement», «Relationships», «Meaning» und «Accomplishment».
Durch die permanente Arbeit der Führungskraft in diesen Bereichen gelingt es ihr, ein positives Umfeld hinsichtlich High Performance zu gestalten.
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Ich bin Fan des «nachhaltigen» Leadership. Natürlich kann auch Bad Leadership erfolgreich sein, dies ist aber nicht mein Weg. Durch die Ausführungen rundum positive Leadership in Verbindung mit PERMA werden einem fünf Dimensionen geöffnet, mit welchen man gemeinsam Ziele mit seinem Umfeld auf positive Art erreichen kann.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Nein, das Buch ist für mich in sich geschlossen und wissenschaftlich untermauert.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
Das Buch richtet sich an alle, welche ihr Umfeld auf eine positive Art verändern wollen.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Ich versuche die positive Führung auch in meinen militärischen Alltag einzubauen. Auch wenn mal was nicht klappt – rumschreien und negative Stimmung verbreiten haben sich selten als Mehrwert bestätigt. Durch einen positiven Umgang entstehen Verbindungen, welche allenfalls in einem Ernstfall entscheidend sein können.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
Ich würde meinen, dass positive Leadership im Zusammenhang mit PERMA am ehesten auf den Leadership-Bereich einzahlt. Geht es doch dabei primär um den Menschen auf dem Weg zu High Performance.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Schlechte Stimmung wirkt sich negativ auf Vertrauen, Motivation und Arbeitseinstellung aus. Hier ist jeder Leader in der Pflicht. In hierarchischen Organisationen ist aus meiner Sicht die Gefahr von einem Leadership-Stillstand gross, vor allem wenn die eigene Vorstellung vom Vorgesetzten abweicht und eine gewisse Abhängigkeit vorfindet.
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Junge Kader lassen sich nicht mehr alles gefallen und verstehen das Verhalten von alten Leadership-Theorien ohne Sinnvermittlung nicht. Dies macht mich zuversichtlich, dass wir auf alle Bereiche positive Akzente setzen können.
Über den Rezensenten
Oberstlt Joël Mattle hat seinen militärischen Einstieg bei den Genietruppen (unter anderem bei den Bootschützen) gefunden und später dann ab Stufe Bataillon den Fokus zu den Rettungstruppen verlegt. So kommandiert er seit diesem Jahr das Rettungsbataillon 4.
2012 hat er den Bachelor in Staatswissenschaften an der ETH Zürich (MILAK) abgeschlossen und hat anschliessend 2022 einen Master in Digital Business an der HWZ erreicht.
Beruflich arbeitet Joël Mattle aktuell als Kommandant Stellvertreter am Kompetenzzentrum Sport der Armee mit einem Fokus auf Sportdoktrin. Er ist verantwortlich für sportify im Departement Verteidigung und arbeitet an zahlreichen Projekten, wie zum Beispiel der Ready App.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.
Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Dr. Florian Demont, Militärethiker an der Dozentur für Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.
Decision Game aus Leader’s Digest #11
Szenario
Die Schweiz ist im Krieg. Der gross angelegte Einsatz von Drohnen zur Aufklärung und als Kampfmittel ist in jüngeren Konflikten Realität und auch in der Schweizer Armee angekommen. Erste Drohnenschwärme zur Abwehr gegnerischer Drohnenschwärme wurden erfolgreich getestet und eingeführt. Die Armee hat aber weiterhin den Man-in-the-Loop als Grundsatz für den Einsatz autonomer Systeme festgelegt und durchgesetzt.
Nach anhaltenden Cyberangriffen hat der Gegner mit Marschflugkörpern die Höhenradarstationen angegriffen und grösstenteils zerstört. Die Armee hat im Zürcher Oberland Verteidigungsstellungen bezogen und weitreichende akustische und optische Sensoren aufgestellt. Die frontnahen Bodentruppen haben erste Luftangriffe und Drohnenangriffe überstanden. Immer wieder gibt es Überflüge von Aufklärungsdrohnen, die weitreichendes Artilleriefeuer und den Einsatz gegnerischer Kampfdrohnen auf Truppenstandorte und Sensoren ermöglichen. Im Laufe der Kampfhandlungen wurden eigene Drohnen zur Abwehr von Aufklärungs- und Kampfdrohnen eingesetzt, zum Teil erfolgreich. Diese Massnahmen haben jedoch dazu geführt, dass eine grosse gegnerische Kampfdrohne über bewohntem Gebiet abgestürzt ist, was mehrere tote Zivilisten zur Folge hatte.
Die Situation ist nun folgende: Im Kommandoposten des Frontverbands geht der Alarm ein, dass ein Schwarm mittlerer Drohnen im Anflug ist. Der Flugweg ist stark zufällig, was auf eine autonome, auf KI gestützte Steuerung ohne vorgegebenen Kurs hindeutet. Der Soldat, der für den Einsatz der eigenen Drohnenschwärme mit autonomer Suchfunktion durch künstliche Intelligenz zuständig ist, meldet die Einsatzbereitschaft der Drohnen. Er weiss jedoch aus der Ausbildung, dass die Zielgenauigkeit der eigenen Drohnen manchmal stark abweicht. Zeitgleich meldet die drohnengestützte Aufklärung, dass sich gegnerische Bodentruppen auf einen Angriff vorbereiten.
Die Flugbewegungen des gegnerischen Drohnenschwarms sind so unvorhersehbar, dass die Sensoren nur ungenaue Flugvektoren und mögliche Ziele liefern. Der Einsatz der eigenen Flugabwehr ist gegen diese Drohnen problematisch, da sie zu tief und unberechenbar fliegen. Eine virtuelle rote Linie markiert den letzten Moment, ab dem Kollateralschäden und zivile Opfer in der eigenen Bevölkerung nicht mehr ausgeschlossen werden können – und diese rote Linie nähert sich rasch. Der Einsatz des eigenen Drohnenschwarms könnte Kollateralschäden an der Zivilbevölkerung in grenznahen Gebieten verursachen.
Der Kommandant, der den Einsatz des eigenen Drohnenschwarms verantwortet, steht unter massivem Handlungsdruck. Es wäre der erste Einsatz eines autonomen Drohnenschwarms in diesem Konflikt durch die Schweizer Armee. Zudem muss der Kommandant sicherstellen, dass er mit seinen Truppen einen möglichen Bodenangriff abwehren kann.
Fragestellung
Wie würden Sie als Kommandant handeln?
Wer trägt für den Einsatz von Drohnenschwärmen die Verantwortung?
Wie soll mit dem Thema Künstliche Intelligenz umgegangen werden, vor dem Hintergrund, dass andere den Man-out-of-the-Loop genommen haben und auf volle Autonomie von Kampfsystemen setzen?
Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #10
Zum Decision Game vom November haben uns vier Einsendungen erreicht. Die eingereichten Lösungen zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit der taktischen, ethischen und auch technischen Fragestellung und verdeutlichen die vielschichtige Komplexität der hier vorliegenden Problematik.
Der Kommandant steht vor einer komplexen, vielschichtigen Entscheidung. Wie in den Einsendungen treffend erkannt wurde, umfasst die Situation drei Bedrohungen, die auf den ersten Blick unabhängig voneinander erscheinen: Zum einen der Schwarm mittelgrosser, KI-gesteuerter Drohnen mit unbekanntem Ziel, zum anderen der Angriff durch Bodentruppen. Hinzu kommt die dritte Gefahr, die in den potenziellen Kollateralschäden für die Zivilbevölkerung liegt.
Der Lösungsvorschlag von Hptm Raphael Iselin sticht dabei durch seine Tiefe und Weitsicht hervor. Er geht über die blosse Entscheidungsfindung hinaus und analysiert die Situation detailliert unter Berücksichtigung von technischen, taktischen und ethischen Gesichtspunkten. Besonders überzeugend ist seine klare Strukturierung verschiedener Szenarien und die sorgfältige Abwägung der Auswirkungen. Seine Überlegungen berücksichtigen nicht nur unmittelbare militärische Notwendigkeiten, sondern auch die längerfristigen Konsequenzen, die durch den Einsatz von Technologie entstehen können.
Hervorzuheben ist auch, wie Iselin die Flexibilität seiner Perspektive betont. Anstatt auf eine starre Entscheidung festgelegt zu sein, bietet er einen Ansatz, der sich an die technischen Möglichkeiten der Drohnen und die taktische Lage anpassen lässt. Die Kombination aus Zurückhaltung im Drohneneinsatz bis zum «last responsible moment» und der Option, Drohnen gezielt zur Verteidigung oder Bodenunterstützung einzusetzen, zeigt ein gutes Mass an Anpassungsfähigkeit. Seine differenzierte Betrachtung der Bedrohungen und seine Fähigkeit, potenzielle Folgen sowohl für Zivilisten als auch für die militärische Effizienz zu antizipieren, machen seinen Vorschlag nicht nur ethisch gerechtfertigt, sondern auch taktisch klug.
Schliesslich überzeugt Iselin durch seine Argumente zur Verantwortung und den ethischen Implikationen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz. Seine klare Position, dass Verantwortung entlang einer transparenten Befehlskette verteilt sein muss, zeigt ein Bewusstsein für die Bedeutung rechtlicher und moralischer Standards. Insgesamt bietet Iselin nicht nur eine Lösung, sondern ein vollständig durchdachtes Konzept, das den Herausforderungen moderner Kriegsführung mit Intelligenz und Integrität begegnet. Durch dieses Zusammenspiel aus Detailliertheit, innovativer Herangehensweise und moralischer Klarheit zeichnen wir ihn erneut mit einem Exemplar von Patrick Lencionis «The Five Dysfunctions of a Team» aus. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern für ihre aktive Beteiligung und die angeregten Einsendungen.
Manoeuvre Is Dead – But It Can Be Revived: Overcoming Stalemates By Gaining Competitive Advantage
[The Defence Horizon Journal, 27.10.2024, Patrick Hofstetter, Alan Borioli, Till Flemming]
Technological innovations such as ubiquitous drones have led to a stalemate in the current war in Ukraine. Western observers who see the war of attrition as a disadvantage ask whether it can be transformed into a war of manoeuvre. The authors argue that this is only possible if the West succeeds in exploiting competitive advantage through innovations that are not accessible to or exploitable by opponents. Until this situation is rectified, manoeuvre warfare will remain dead.
In this article Ian M. Sullivan, deputy chief of staff, G-2, for the U.S. Army Training and Doctrine Command (TRADOC), shares his reflections on wargaming and what he has learned by playing the «Red Commander». He summarizes his main findings into seven key lessons, insightful for all military leaders and tacticians.
Drones are Transforming the Battlefield in Ukraine but in an Evolutionary Fashion
[War on the Rocks, 05.03.2024, Stacie L. Pettyjohn]
This article highlights the use of drones in the ongoing Ukrainian War, offering a more transparent and clear understanding of their role in modern warfare while also addressing their limitations. It provides valuable insights into current conflict dynamics.
Moral Coping or Simply Uncomplicated Soldiering? How Soldiers Avoid Moral Injury Through Simplification, Justification, Rationalization, and Compartmentalization
[Armed Forces and Society, 18.04.2023, Tine Molendijk]
This paper explores how 80 formerly deployed Dutch veterans interpret and cope with moral challenges, revealing a middle ground between soldiers avoiding moral conflict and being deeply affected by it. It provides valuable insight into a process of coping with moral trauma and fosters a deeper understanding.
6 Essential Leadership Skills – and How to Develop Them
[Harvard Business Review, 18.10.2024, Rebecca Knight]
This article highlights essential skills for effective leadership in today’s world. While some of these skills may seem straightforward, the article offers valuable opportunities for self-reflection and presents the skills in a clear and concise manner.
Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via entgegen.
Der Autor beschreibt offen und direkt, warum auch die talentiertesten Teams nicht ihr volles Potential entwickeln. Er plädiert zu Mut und Ehrlichkeit, um gerade auch schwierige Themen anzusprechen, um gemeinsam wachsen zu können und zum Hochleistungsteam zu werden. Im Buch beschreibt er, wie man Dysfunktionen in Teams entdeckt und wie man sie auflösen kann.
Die fünf Dysfunktionen sind:
Abwesenheit von Vertrauen → Unnahbarkeit, Misstrauen
Unaufmerksamkeit gegenüber Resultaten → Status Quo, Ego
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Dass ich mich in der einen oder anderen Dysfunktionalität wiedergefunden habe. Entweder war ich Teil der Dysfunktionalität oder hatte den Mut nicht, diese anzusprechen und meinen Teil beizutragen. Heute kann ich mein eigenes Auge dafür schärfen.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Das Buch dient mir als Inspiration und als Anhaltspunkt für meine persönliche Reflexion rund um die Weiterentwicklung meines Führungsverständnisses und -verhaltens. Das Buch als Ratgeber zu verstehen und dogmatisch umzusetzen soll jeder für sich entscheiden. Ich stehe kritisch zur unhinterfragten Anwendung von Wissen.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
An alle Menschen, die Teams führen und eine Hochleistungskultur entwickeln. Im militärischen Kontext empfehle ich dies allen Kadern, insbesondere den höheren Kadern in der Entwicklung des persönlichen Führungsstils. Denn dieser beeinflusst wesentlich die Unterstellten und deren Führungsstil.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Beim ersten Wirken als Bataillonskommandant und den ersten Erfahrungen im Stab.
Ein neuer Kommandant bietet immer eine Gelegenheit zum kulturellen Wandel.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
Das Buch beleuchtet zum wesentlichen Teil den Aspekt Leadership. Ich möchte hier darauf aufmerksam machen, dass wir in diesem Bereich als Kader volle Verantwortung tragen, die Kreativität und die Leistung in unseren Teams zu fördern. Damit führen wir einen militärischen Kulturwandel herbei, womit wir die Kampf- und Kriegstauglichkeit der Truppe wesentlich erhöhen können.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Dass wir unsere Kader sehr früh und noch gezielter mit dem Thema Leadership in Kontakt bringen, ohne durch zu viel Information mehr Verwirrung zu stiften als Klarheit. Dass wir gerade im hierarchischen Setting eine Kultur fördern, in der Vertrauen und eine offene Streitkultur Schlüssel zum Erfolg ist. Das Selbstverständnis muss zudem von der Ausbildungsarmee hin zum Einsatz. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns zu sehr auf die korrekte Durchführung von Einsatzverfahren konzentrieren, statt auf Chancennutzung und das Gewinnen wollen.
Die Geschwindigkeit des technologischen Wandels und die sich dadurch ständig verändernden Bedrohung zwingen uns zur Maximierung der Flexibilität und zur kreativen Adaptionsfähigkeit. Das schaffen wir, indem wir die Teams so dezentral wie möglich befähigen und ermutigen, zu Hochleistungsteams zu werden. Das Mindset «Kämpfen um zu gewinnen» scheint mir wichtig.
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Mit jeder neuen Generation an jungen Führungskräften und zusätzlichem Wissen kommen auch gewisse kulturelle Aspekte und neue Fähigkeiten dieser Generation mit.
Die Transformation hat begonnen.
Über den Rezensenten
Mathias Maurer ist CEO der Swiss Innovation Forces AG, der Innovationseinheit der Schweizer Armee und des VBS. Der gebürtige Berner Oberländer verantwortete zuletzt den Bereich Business Development eines weltweit agierenden Elektronikunternehmens für die Schweiz. Vorher war er als Berufsoffizier an den Inf Schulen 5 in Colombier und an den Inf Schulen 11 in Herisau tätig. In der Miliz dient der ehemalige Kommandant des Inf Bat 56 heute im Kommando Spezialkräfte mit dem Grad Oberstlt i Gst.
Privat beschreibt sich Maurer als Schüler des Lebens mit einem philosophischen Interesse an Leben, Tod und dem Ungewissen. Seine Entspannung und Energie findet er in den Bergen, auf Reisen, in Büchern und in der persönlichen Auseinandersetzung mit der stoischen Philosophie.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.