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Leader's Digest Leader's Digest #9 Newsletter

Buch des Monats: «Xenophon’s Cyrus the Great – The Arts of Leadership and War» von Xenophon, Editor Larry Hedrick

Was ist die Kernaussage des Buches?

Die zentrale Botschaft von Xenophons «Cyrus the Great – The Arts of Leadership and War» (bearbeitet von Larry Hedrick) ist, dass effektive Führung eine ausgewogene Mischung aus Weisheit, Gerechtigkeit, strategischem Denken und der Fähigkeit ist, Loyalität und Respekt bei den Geführten zu inspirieren. Xenophon stellt Kyros den Grossen als das Idealbild eines Leaders dar—jemand, der militärische Stärke mit moralischer Integrität, strategisches Geschick mit Mitgefühl und Autorität mit Demut vereint. Durch Kyros’ Leben zeigt Xenophon, dass die wahre Kunst der Führung nicht nur im Erobern von Ländern liegt, sondern in der gerechten Herrschaft und dem Gewinn des dauerhaften Respekts und der Loyalität der Regierten. Dabei werden die Schlüsselthemen der moralischen Führung, strategischen Weisheit, der Bedeutung von Bildung, des Gleichgewichts zwischen Macht und Wohlwollen sowie der Loyalität und des Respekts miteinander verknüpft, um das Idealbild eines grossartigen Führers zu zeichnen.

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Was dieses Buch ausmacht, ist die lebendige Erzählweise Xenophons, die Geschichte und Philosophie geschickt miteinander verwebt und den Leser tief in die Welt von Kyros dem Grossen eintauchen lässt. Es bietet zeitlose Weisheiten über Führung und Moral, die auch heute noch relevant sind. Die Darstellung von Kyros als idealem Leader inspiriert und regt zum Nachdenken an. Die Verschmelzung von historischem Bericht und philosophischer Reflexion sowie die zugängliche Bearbeitung machen das Werk sowohl intellektuell bereichernd als auch emotional ansprechend.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Nein, das Buch ist für mich wirklich in sich geschlossen.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

Dieses Buch richtet sich an alle Führungskräfte – sei es im militärischen, politischen oder wirtschaftlichen Bereich. Ich empfehle es allen, die nicht nur effektiv führen, sondern auch das Richtige tun wollen. Xenophons Darstellung von Kyros dem Grossen zeigt, dass wahre Führungsstärke nicht nur in strategischem Geschick, sondern vor allem in Integrität, Grossmütigkeit und Menschlichkeit liegt. Kyros’ humanistischer Führungsstil, der auf Einfühlungsvermögen und moralischer Grösse basiert, ist seiner Zeit weit voraus und bietet wertvolle Lektionen, die heute oft verloren gehen. Diese zeitlose Weisheit macht das Buch zu einer unverzichtbaren Lektüre für alle, die nicht nur erfolgreich, sondern auch ethisch führen wollen.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Dieses Buch hat mir als Führungskraft entscheidend geholfen, insbesondere in Situationen, in denen ich mit Dilemmata konfrontiert war. Oft steht man vor der Herausforderung, zwischen moralisch korrekten Entscheidungen und möglicherweise kurzfristig vorteilhaften, aber weniger ethischen Optionen zu wählen. Kyros der Grosse inspiriert dazu, integer und ethisch korrekt zu handeln, und zeigt auf, dass dieser Weg nicht nur moralisch richtig, sondern auch langfristig erfolgreich ist. Es bestärkt darin, sich selbst treu zu bleiben und die humanistische Seite der Führung zu betonen, ohne sich von äusseren Zwängen zu unethischem Handeln verleiten zu lassen. Ich konnte mir dann auch manchmal die Frage stellen: «Was würde Kyros in dieser Situation tun?» Dadurch wurde das Buch zu einer wertvollen Entscheidungshilfe in meinem Führungsalltag.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Das Buch zeigt eindrücklich, wie Command und Leadership sich gegenseitig bedingen und bestärken. In der heutigen Zeit geht es nicht primär darum, Teams zu managen, sondern darum, sie zu inspirieren, zu motivieren und gemeinsam mit ihnen die gesteckten Ziele zu erreichen – und das stets im Einklang mit humanistisch-moralischen Grundsätzen. Genau hier setzt Kyros der Grosse an. Das Buch bietet wertvolle Einsichten, wie man als Führungskraft nicht nur effektiv und erfolgreich sein kann, sondern auch moralisch integer handelt. Es zeigt, dass wahre Führungsstärke darin liegt, Ethik und Menschlichkeit in den Mittelpunkt des eigenen Handelns zu stellen, ohne den Auftrag zu vernachlässigen und dadurch das Vertrauen und die Loyalität der Teams zu gewinnen.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

Die grösste Herausforderung für die Führung in der Schweizer Armee sehe ich in der Deregulierung: wegzukommen von stark hierarchisch regulierten Systemen hin zu einer Erweiterung der Handlungsfreiheit. Es geht darum, technokratisch-bürokratische, prozessorientierte Führung aufzulösen und stattdessen mündige, engagierte Soldaten zu fördern, die auf jeder Stufe Verantwortung übernehmen und als Leader und Kommandanten agieren können – ohne durch übermässige Regulation eingeschränkt zu werden.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Die grosse Chance ist das Wesen unserer Milizarmee, nämlich, dass wir Bürgersoldaten haben, die von Natur aus Überregulation nicht zulassen. Als kritisch denkende Bürger bringen sie eine Unabhängigkeit mit, die sie davor bewahrt, sich zu stark in hierarchische Systeme einzwängen zu lassen. Diese Soldaten, die vorwiegend im zivilen Umfeld tätig sind, sind flexibler und offener für Veränderungen, was unserer Armee einen klaren Vorteil gegenüber anderen Streitkräften verschafft.


Über den Rezensenten

Oberst i Gst Mathias Müller ist 54 Jahre alt und hat Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Kommunikations- und Medienwissenschaften studiert. Seine Karriere begann als Journalist. Seit 25 Jahren dient er als Berufsoffizier und bekleidet heute den Rang eines Obersts im Generalstab, wo er im Stab des Chefs der Armee tätig ist. In seiner militärischen Laufbahn war er unter anderem als Kommandant der Rekrutierung, der Infanterieoffiziersschule und des Kompetenzzentrums Sport in Magglingen tätig. Neben seiner militärischen Tätigkeit ist er auch als Buchautor und Politiker aktiv und gehört seit zehn Jahren dem Grossrat des Kantons Bern an. Mathias Müller ist verheiratet und Vater von drei Kindern, die 15, 17 und 19 Jahre alt sind.

Über das «Buch des Monats»

Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

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Leader's Digest Leader's Digest #8 Newsletter

Buch des Monats: «Strategie – Die Logik von Krieg und Frieden» von Edward Luttwak

Was ist die Kernaussage des Buches?

Luttwaks Überlegungen zur Logik von Krieg und Frieden setzen systematisch bei den – linear gedacht – unlogischen Paradoxien, Ironien und Widersprüchen praktizierter Strategie an.

Der erste Teil seines Buches widmet sich den Grundzügen der bereits in dem Satz «Si vis pacem, para bellum» zum Ausdruck kommenden paradoxen Logik der Strategie. Anhand kenntnisreich ausgewählter Beispiele aus der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts weist er nach, dass die gesamte Strategie von paradoxer Logik durchzogen ist, «die regelmässig gegen die gewöhnliche lineare Logik verstösst, indem sie die Gegensätze zusammenfallen lässt und umkehrt». Paradoxes Verhalten wird dabei häufig belohnt – geradlinig-lineares nicht selten bestraft.

Der zweite Teil des Buches widmet sich fünf «vertikalen Dimensionen» der Strategie, auf denen jeweils eine «dynamische Logik von Aktion und Reaktion» zum Tragen kommt. Der Begriff Strategie wir dabei allgemein verstanden als die Regelung und die Folgen menschlicher Beziehungen im Kontext tatsächlicher oder möglicher bewaffneter Konflikte. Die Komplexität strategischen Handelns zeigt sich insbesondere in den vertikalen und horizontalen Interdependenzen, beispielsweise im Rahmen vertikaler Erfolge bei gleichzeitig horizontalem Scheitern.

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Luttwak ist im besten Clausewitzschen Sinne «verweilende kritische Betrachtung». Die sorgfältig recherchierten historischen Beispiele sind vortrefflich geeignet, das Urteilsvermögen des Lesers zu schärfen.

Wer bei Luttwak nach konkreten Lösungsansätzen oder gar Rezeptlösungen sucht, wird enttäuscht. Dennoch ist das Erkennen der non-linearen Dominanz in der strategischen Denklogik ein wichtiger Grundbaustein militärischen Denkens und steht teilweise im völligen Kontrast zur oft vorherrschenden Wettbewerbslogik.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Luttwaks Wertungen sind im Einzelnen sicherlich immer wieder angreifbar. Der Verweis auf nicht intendierte Folgen, die Verkehrung von Friedensbemühungen ins Gegenteil sowie die mannigfachen Paradoxien auf allen Ebenen der Strategie mögen den Leser zunächst verunsichern, da es manch konventionelle Sichtweise in Frage stellt. Dem Buch fehlt zudem ein Modell, welches die machpolitischen Mechanismen und Interdependenzen strategischer und taktischer Handlungen vereinfacht visualisiert.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

Sie richtet sich an alle, die sich mit Aspekten der Sicherheitspolitik, Militärstrategie, operativen Fragen oder taktischen Herausforderungen beschäftigen.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Es stellt für mich nach wie vor ein Schlüsseldokument beim Verständnis strategischer Handlungslogik und den Grundsätzen des Taktierens dar.

Die zentrale Bedeutung non-linearen Handelns in der Strategie und Taktik wird nachvollziehbar und verständlich aufgezeigt.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Schwergewichtig dem Command-Bereich auf allen Stufen. Das Buch zeigt eindrücklich, warum strategisches, operatives und taktisches Handeln einer äusserst komplexen und teilweise paradoxen Logik folgen und daher nur bedingt planbar oder gar prognostizierbar sind (dies bedeutet jedoch nicht, dass nicht geplant wird, es ist nur die Frage wie, in welcher Tiefe und um welche Voraussetzungen zu schaffen – nicht Planungssicherheit, sondern möglichst günstige Handlungsvoraussetzungen), denn strategische und taktische Handlungen erfolgen meist in rascher Abfolge von Handeln, Wirkungsbeurteilung und zweckmässiger Anpassung.

Es geht also weniger um einen «perfekten» Plan oder um allgemeingültige Lösungen die weit im Voraus generiert werden, sondern darum, auf allen Stufen das grosse Ganze zu verstehen und Voraussetzungen zu schaffen möglichst rasch und flexibel Entscheidungen dezentral zu treffen.

So wird mit Luttwak indirekt einerseits das Verständnis der unterschiedlichen Rollen von Leader und Manager im militärischen Kontext (im Frieden wie im Krieg) geschärft und andererseits zwingt es uns in der Folge (nicht aber Inhalt des Buches) herkömmliche Führungs- und Leadership-Grundsätze der Armee kritisch zu hinterfragen.

So verdeutlicht sich beispielsweise der Bedarf eines Wandels gerade im Bereich der Führungs-, Lern- und Innovationskultur und zwar nicht primär aufgrund immer dynamischeren Marktentwicklungen oder einer Anpassung militärische Führung an Gegebenheiten in der Wirtschaft, sondern aufgrund einer sehr ursprünglichen Militärlogik.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

Die Herausforderung der Schweizer Armee sehe ich primär darin, dass wir aufgrund unserer geringen Krisen- und Konflikterfahrung, die eigentliche Wesensart von Entscheidungen in kriegerischen Auseinandersetzungen im etablieren des Führungsdenkens (militärisches Mindset) generell vernachlässigen.

Die Fähigkeit zum strategischen und taktischen Denken, wie beispielsweise der Pragmatismus im Einsatz, die zentrale Bedeutung von Flexibilität, Initiative, Kreativität, Innovation und Antizipation, werden weder bei der Wahl militärischen Führungspersonen gefordert (z.B. im Rahmen der Selektion) noch gezielt geschult.

Das Einhalten klar vorgegebener Führungsprozesse wird in der Regel höher gewichtet als taktisches Denken. Dabei sind in Führungslehrgängen, Kursen und Übungen der Umgang mit Unsicherheit / Unklarheit meist kaum ein Thema (sprich lieber Klarheit als Wahrheit…).

Offiziere werden so zu «Uhrmachern», welche daran gemessen werden wie gut (Zeit-) Pläne aufgehen und Friktionen und Risiken vermieden werden, und zu «Anwälten», die sich stark an Reglementsziffern orientieren.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Am Anfang von Veränderungen steht entweder die Attraktivität des Neuen oder die Erkenntnis des Handlungsbedarfs.

Dabei verdeutlicht Luttwak generelle Aspekte der Strategie, welche nicht nur Anpassungen in der militärischen Führungsausbildung erfordern, sondern auch bei der Weiterentwicklung der Armee berücksichtigt werden sollten. Weil für eigenständiges und eigenverantwortliches Handeln vor allem ein verbessertes Gesamtverständnis erforderlich ist, kann das Buch auf allen Stufen einen Beitrag zur Ausbildung und Befähigung militärischer Führungskräfte leisten. Dabei hilft der Beispielsreichtum der Veranschaulichung und dem Verständnis.


Über den Rezensenten

Oberst i Gst Dominik Belser ist seit 2022 Kommandant der Panzer/Artillerie Offiziersschule 22 und hatte auch bereits zuvor das Privileg, zahlreiche Führungspositionen zu bekleiden. Seit 2022 ist er zudem stellvertretender Kommandant Heer, wo er sich vor allem durch seine fundierten Kenntnisse im Bereich der Panzerführung auszeichnen kann. Neben seiner militärischen Karriere widmet sich Dominik Belser gerne der Öl- und Aquarellmalerei, spielt Klavier oder hält sich durch Fitnessaktivitäten aktiv.

Über das «Buch des Monats»

Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.