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Leader's Digest Leader's Digest #5 Newsletter

Decision Game und Handlungsempfehlungen aus Leader’s Digest #5

Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.

Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss findet sich eine Würdigung der diskussionswürdigsten Handlungsempfehlung durch Oberstlt i Gst Patrick Hofstetter, Dozent Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich.

Decision Game aus Leader’s Digest #5

Szenario

Während einer aussenpolitisch angespannten Lage zwischen zwei Staaten lancieren unabhängige Terroristen eine umfangreiche False-Flag-Cyber-Operation: Politisch motiviert manipulieren sie Wahldaten, fluten soziale Medien mit Bots und führen GPS-Spoofing-Attacken durch.

Die Terroristen handeln so, um die Sensoren und Frühwarnsysteme beider Staaten zu stören. In beiden Staaten werden auf diese Weise Warnmeldungen ausgelöst, die nicht richtig zugeordnet und fälschlicherweise dem jeweils anderen Staat zugeschrieben werden. Es gibt keine zuverlässigen Belege, welche die zwischenstaatlichen Anschuldigungen widerlegen und eine Deeskalation bewirken könnten. Beide Staaten weisen jegliche Verantwortung von sich und sehen die jeweils andere Seite in der Verantwortung.

Die Vorgänge werden beiderseits als Auftakt präemptiver militärischer Massnahmen bewertet, weshalb beide Seiten Cyberattacken auf konventionelle C3-Netzwerke (Command, Control & Communications) durchführen. Die militärstrategischen Planungsvorgänge nutzen KI-basierte Expertensysteme zur Unterstützung. Diese Expertensystem schlagen dann aufgrund der Datenlage und mittels Vergleiche mit früheren bewaffneten Konflikten in anderen Ländern eine Reihe konventioneller militärischer Vorgehensweisen vor, um als konventionelle Erstschläge Abwehreinrichtungen, Kommunikations- und Rechenzentren im jeweils anderen Land anzugreifen. Um die eigene Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen, werden eine Reihe von Abwehrmassnahmen und konventionellen Vergeltungsschlägen gegen kritische Infrastrukturen der Gegner einem KI-Algorithmus übertragen, der diese Massnahmen bei gegnerischem Angriff koordiniert und autonom umsetzt.

Sie sind Kompaniekommandant. Gemeinsam mit Ihren Truppen sind Sie an der Grenze stationiert und haben den Auftrag, eine kritische Infrastruktur im grenznahen Ausland zu beobachten, und Belege für verdächtige Vorgänge zu sammeln. Aufgrund Ihrer etwas erhöhten Position haben Sie und Ihre Truppen Einsicht auf die Kritische Infrastruktur ohne die Grenze überschreiten zu müssen.

Es häufen sich die Hinweise auf eine bevorstehende Sabotageaktion von unbekannten Akteuren. Zudem häufen sich die Gerüchte in den sozialen Kanälen, welche in der Truppe weit verbreitet sind, dass der Konflikt ursprünglich von unabhängigen Terroristen angezettelt wurde und diese die Eskalation nun weiter vorantreiben wollen. Unter den Offizieren im ganzen Bataillon macht sich die Vermutung breit, dass solche unabhängigen Terroristen die Kritische Infrastruktur sabotieren wollen, um die Eskalation hin zum Krieg zu bewirken.

Mitten in der Nacht werden Sie als Kompaniekommandant von dem nun sichtlich aufgeregten Leutnant Hauser, Zugführer BIVIO, informiert, dass eine Sabotageaktion auf die beobachtete Kritische Infrastruktur im Nachbarstaat vorbereitet wird. Leutnant Hauser informiert, dass er mit seinem Zug bereit ist und schlägt vor, mit seinem Zug jetzt einzugreifen und somit den Sabotageversuch zu verhindern zu versuchen.

Seit einigen Stunden ist der Kontakt zur vorgesetzten Stufe abgebrochen. Dies ist in den vergangenen Monaten regelmässig passiert und sehr wahrscheinlich auf gegnerische Operationen zurückzuführen, die bis anhin allerdings ebenso wenig nachgewiesen werden konnten. Jedenfalls scheinen Sie keine Möglichkeit zu haben, die Ansicht Ihres vorgesetzten Kommandanten oder gar eine rechtliche Einschätzung des Grossen Verbandes zu erhalten

Fragestellung

  • Welche Gründe sprechen für und welche gegen ein Eingreifen von Ihnen als Kompaniekommandant?
  • Schätzen Sie, dass Ihr Eingreifen als regulärer Kriegseintritt gewertet werden könnte?
  • Wann wurde bzw. wird Ihrer Einschätzung nach die Schwelle hin zum regulären Krieg überschritten?
  • Wie handeln Sie im Anbetracht dieser Überlegungen?

Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #5

Zum Ethical Decision Game vom Mai haben uns wiederum erfreuliche sechs Einsendungen erreicht, welche auf das Dilemma mit verschiedenen Herangehensweisen reagieren.

Kern des ethischen Dilemmas ist die Frage, ob von einem Auftrag und erhaltenen Auflagen abgewichen darf, um mutmasslich Schlimmeres zu verhindern. Verschärft wird die Situation einerseits durch die beschriebenen Automatismen aufgrund der Verwendung von Künstlicher Intelligenz und andererseits durch eine regelrechte Verschachtelung von Ungewissheiten: greifen die Terroristen die Kritische Infrastruktur im Nachbarland an, um zum Krieg zu eskalieren? Ist es das Nachbarland selbst, das mit einer False Flag Operation einen Vorwand zur Eskalation schaffen will? Handelt es sich um eine Falle, um uns zur Intervention zu verleiten, die wiederum als Vorwand zur Eskalation genutzt werden kann – oder verhindern wir durch unser Eingreifen gerade die Eskalation?

Der betroffene Kompaniekommandant muss aufgrund der unterbrochenen Verbindung zur vorgesetzten Stufe (ist das ein Hinweis für oder gegen eine False Flag-Operation?) auf Basis unvollständiger Informationen entscheiden. Die Ethik lehrt, dass er nicht nur für seine Handlungen, sondern auch für seine Unterlassungen verantwortlich ist. Aus dieser Perspektive ist das Argument «ich habe keinen Auftrag zur Intervention erhalten» nicht hinreichend. Dass solche Situationen keineswegs nur fiktiv sind, zeigt die Geschichte des sowjetischen Oberstleutnants Stanislaw Petrow, der 1983 möglicherweise einen Nuklearkrieg verhinderte.

Die Einsendungen listen gewissenhaft die Gründe für und gegen die Intervention auf: Eine solche könnte zum Spannungsabbau beitragen, als guter Wille gedeutet werden, vertrauensbildend wirken und gar – je nach Art der Infrastruktur – Schaden von der Zivilbevölkerung abwehren und schliesslich einen Krieg verhindern. Andererseits ist die kinetische Grenzüberschreitung als Verstoss gegen die territoriale Integrität des Nachbarstaates eine Provokation an sich, die eigene Truppe wird gefährdet, die eigenen Mittel sind womöglich nicht ausreichend, es besteht eine Irrtumswahrscheinlichkeit und, wie bereits erwähnt, ist die Intervention nicht Teil des Auftrags.

Entsprechend divers sind die Vorschläge: Ein Leser will sich nicht festlegen, einer greift ein, zwei greifen nicht ein, ein weiterer greift nicht ein, will aber einen Grenzposten im Nachbarland informieren. Was wollen wir daraus als Führungskräfte lernen – abwarten und auf die richtige Intuition hoffen?

Mehrere haben den Hinweis integriert, dass mittels Wargaming und Eventualplanungen vergleichbare Situationen durchaus antizipiert werden könnten und man solche Entwicklungen mit der vorgesetzten Stufe hätte besprechen müssen. Das ist sicher eine wichtige Lektion zum Mitnehmen, doch ein Konjunktiv reicht noch nicht für den ersten Platz.

Deshalb geht dieser an den Leser, der in kreativer Weise eingreift, indem er mit Beleuchtungsgranaten – «am besten Infrarot» – auf die drohende Sabotage aufmerksam macht. Für diesen Vorschlag mit der schlüssigen Begründung «Wenn meine Kompanie in solcher Grenznähe, nahe einer gegnerischen Kritischen Infrastruktur zur Überwachung eingesetzt wird, wird das auch der Gegner bereits wissen und beobachten, was wir tun.» gebührt Hptm Thierry Widmer der Sieg. Der Preis, das Buch «The AI Commander» von James Johnson, wird ihm persönlich überreicht.

Weiterführende Links

Falls Sie sich noch mit mehr Decision Games beschäftigen wollen, so finden Sie unter folgendem Link eine ausgiebige Sammlung von Tactical Decison Games: https://www.mca-marines.org/wp-content/uploads/Mastering-Tactics.pdf.

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Update Führung: Mai 2024

The War in Ukraine: Reality Check for Emerging Technologies and the Future of Warfare

[Geneva Centre for Security Policy, 04.2024, Jean-Marc Rickli, Federico Mantellassi]

This extensive report elaborates on the impact emerging technologies will have on the future of warfare. The authors demonstrate how new technological realities (Drones, AI, Cyberspace & Information War) will shape the character of war in the future and are already doing so in the Ukraine War. Yet they also note, that despite the emergence of seemingly ground-breaking innovations in (weaponised) technology, the quantity of legacy systems such as tanks and artillery as well as a significant number of well-trained troops remain crucial.

Link (Click on «Read Publication»): https://www.gcsp.ch/publications/war-ukraine-reality-check-emerging-technologies-and-future-warfare

Fostering a «Will to Fight» Has to be NATO’s Next Priority

[RUSI Journal, 04.2024, Dominik Presl]

The War in Ukraine has shown that within a population, a shared willingness to defend the country can have decisive effects on the question if an aggressor’s plans succeed. To name an example, in the first days of the full-scale invasion of Ukraine, Russian Forces failed to consolidate their position in the northwest of Kyiv at Antonov Airport in Hostomel, partially due to armed volunteers providing resistance even before the Armed Forces of Ukraine arrived.1

The article quotes the Finnish and Estonia Comprehensive Defence Strategies, which suggest that for citizens, «awareness and understanding of a credible threat to their security, a belief in the capacity of their country to defend itself from this threat, and an understanding of what their role would be in this effort are among the key factors increasing the willingness of citizens to defend their country».

Link: https://rusi.org/explore-our-research/publications/commentary/fostering-will-fight-has-be-natos-next-priority

Cohesion, Performance, and Readiness: A Brigade-Level Experiment in the Art and Science of Organizational Culture

[Modern War Institute at West Point, 03.2024, Josh Bowen, Jon Bate]

A unit can be perfectly trained (Command), well-managed and have efficient processes (Management), yet its culture (Leadership) can still prevent the unit from achieving its missions. In other words: «Culture eats strategy for breakfast». A U.S. Army brigade attempted to answer the question how leaders can invest in unit culture in a way that increases performance. Therefore, they conducted an experiment in three steps. Firstly, 150 members of the brigade (from all levels of command) came together and defined unit culture and its different aspects. Secondly, they used a survey to systematically measure how those aspects are being perceived by members of the brigade. Thirdly, the brigade took action to cultivate unit culture, and prioritized aspects of culture where a unit received low scores. Early results of the experiment suggest, that through this culture development, the brigade increased in both cohesion within as well as in performance.

Link: https://mwi.westpoint.edu/cohesion-performance-and-readiness-a-brigade-level-experiment-in-the-art-and-science-of-organizational-culture/

La Culture Juste chez des Pilotes de Chasse, Conséquences sur leurs Apprentissages

[Stratos, 03.2024, Hervé Barras, Mario Schwarz, Marcel Mühlethaler]

Cet article montre l’impact de la culture juste sur le développement des compétences des pilotes de chasse. La culture juste est une pensée qui se repose sur le traitement et l’analyse des erreurs dans le but d’améliorer la sécurité. Il y a une logique d’apprentissage et d’amélioration en continue. Cette pensée est très développée dans le monde de l’aviation militaire. Dans cette étude exploratoire, quatre pilotes de chasse sont interrogés sur leur manière d’apprendre, leur rapport aux erreurs et les traces qu’ils collectent. Les résultats montrent clairement chez ces pilotes leurs capacités réflexives. Ils ont confiance dans la formation reçue, mais aussi dans les produits issus de cette culture juste. De plus, ils développent une confiance dans le groupe des pairs. Ce travail démontre clairement l’impact de cette culture juste dans la capacité de ces pilotes à se développer tout au long de leur carrière. Cependant, quelques apports de la pratique réflexive pourraient être inséré dans la formation et la carrière professionnel pour valoriser et partager le développement des compétences.

Link: https://www.vtg.admin.ch/de/aktuell/publikationen/stratos.detail.publication.html/vtg-internet/de/publications/stratos/stratos-artikel/stratos_digital_78_Barras_et-al_Debriefing_def2.pdf.html

The Return of the Tactical Crisis

[Modern War Institute at West Point, 03.2024, Randy Noorman]

The tactical crisis resulted out of the emergence of increased firepower paired with higher accuracy and range and describes the crisis on the tactical level, as the threat of enemy firepower posed a dilemma. On one hand, achieving a local breakthrough requires a concentration of forces, on the other hand, concentrating forces put them at great risk of enemy artillery. This dilemma was later overcome by higher mobility, and speed allowed combat troops to conduct offensive operations whilst avoiding indirect fire. The article also elaborates on the roots of «Auftragstaktik». In Ukraine, more advanced reconnaissance led to a nearly transparent battlefield. Paired with fast-targeting artillery and precise combat drones, this improved reconnaissance is translated into increased lethality of any movement (80% of the causalities in the Ukraine War are due to artillery2) and therefore favors positional, dug-in warfare, as opposed to warfare based on maneuver. The author of this article therefore argues that the tactical crisis of the 19th and 20th century has returned and states that «because dispersion increases a commander’s span of control, it reduces the ability to command and control the overall battle and in turn, raises the need for independent action of subordinate commanders».

Link: https://mwi.westpoint.edu/the-return-of-the-tactical-crisis/

The Attritional Art of War: Lessons from the Russian War on Ukraine

[RUSI Journal, 03.2024, Alex Vershinin]

The author remarks how in a potential great power conflict in the future, a strategy focused on attrition rather than on maneuver might prove decisive. He then elaborates on the implications of such a strategy. For one, a high capacity for force generation and replacements in both personnel and matériel would be required. Moreover, Vershinin remarks on how the force-centric approach required for wars of attrition tends to benefit armies which are officer-focused. This stands in contrast to most Western Armies, including the Swiss Armed Forces, with its attempt to train competent Non-Commissioned Officers (Unteroffiziere / sous-officiers). Having thoroughly trained NCOs allows for troops to conduct more complex operations. Nevertheless, in the case of an attritional war, replacing them with equally well-trained NCOs would take a considerable amount of time and further strain the resources of the Armed Forces. Despite it having other drawbacks, Armed Forces (such as in Russia) mostly rely on officers (Lieutenants) to lead their troops. Since it takes only a fraction of the number of lieutenants compared to NCOs and since in such armies, lieutenants tend to be further from the frontline than NCOs who are expected to lead their troops by example, fewer trained leaders are WIA or KIA, which makes it easier to replace losses or quickly expand forces.

Link: https://www.rusi.org/explore-our-research/publications/commentary/attritional-art-war-lessons-russian-war-ukraine


Über das «Update Führung»

Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.

Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via entgegen.

  1. https://icds.ee/en/ukraines-territorial-defence-on-a-war-footing/ ↩︎
  2. https://news.sky.com/story/ukraine-war-the-race-to-rearm-could-decide-who-wins-the-conflict-12817694 ↩︎
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Buch des Monats: «The AI Commander: Centaur Teaming, Command, and Ethical Dilemmas» von James Johnson

Was ist die Kernaussage des Buches?

Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, was die Folgen des Einbezugs künstlicher Intelligenz in Kriegspraktiken sind und inwiefern dies das Führungshandwerk beeinflusst. Die Möglichkeiten konstruktiver Zusammenarbeit menschlicher und künstlicher Intelligenz sind vielfältig und die Erwartungen sind hoch. Gerade im militärischen (und sicherheitspolitischen) Umfeld müssen Chancen und Risiken aber differenziert betrachtet werden. Unter dem Strich ist menschliche Intelligenz mit KI-Kompetenz aber unabdingbar.

Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?

Johnson bildet ein Gegengewicht zur anhaltenden KI-Modewelle: Es ist fraglich, ob KI menschliche Entscheidungsträger überhaupt sinnvoll ergänzen kann. Zudem zeichnet er ein differenziertes Bild davon, wie strategisches Denken mit kontrafaktischen Ansätzen funktioniert, um nicht-linearen Dynamiken Herr zu werden.

Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?

Es ist das neue Standardwerk über militärische Entscheidungsfindung und KI. Unbedingt weiterdenken sollte man aber die militärethischen Implikationen sowie die Details kontrafaktischen Denkens.

An wen richtet sich Ihre Empfehlung?

Zunächst an alle Führungskräfte, die KI-gestützte Systeme anschaffen, implementieren oder anwenden werden. Zudem ist die Lektüre interessant für militärstrategisches und strategisches Denken.

Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?

Hier geht es um Themen, welche den militärischen Führungsalltag noch nicht betreffen – aber doch grosse Probleme mit sich bringen, wenn sie nicht früh genug bedacht werden.

Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?

Das Buch stellt Command-Aspekte ins Zentrum. Leadership kommt kaum zum Zug und Management gar nicht.

Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?

In der Militärsoziologie gibt es seit dem 19. Jahrhundert verschiedene Ausprägungen der Idee, dass es eine grundsätzliche Unvereinbarkeit zwischen der zivilen (d. h. demokratischen) Gesellschaft und militärischen Organisationen mit ihren hierarchischen Strukturen gibt. Es ist eine zentrale Aufgabe der Sicherheitspolitik eines Landes, das Gleichgewicht zwischen den beiden Seiten herzustellen bzw. zu wahren.

Krieg muss gedacht und vorbereitet werden, ohne dass er erlebt wurde. Gleichzeitig muss das zivil-militärische Gleichgewicht gewahrt bleiben. In der Koordination dieser beiden sehe ich eine grosse Herausforderung.

Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?

Der Faktor Mensch muss optimal eingesetzt werden. Dies nicht nur im militärischen Alltag, sondern auch in Bezug auf das Beschaffen und Implementieren neuer Technologien sowie mit Blick auf verlässliche Verbindungen zwischen Militär, Politik, Wirtschaft und Zivilbevölkerung.

Nur so können Legitimitätsfragen an militärische Organisationen in demokratischen Gesellschaften einer sachlichen Beantwortung zugeführt werden.


Über den Rezensenten

Geboren 1982 in Brig-Glis (VS), studierte Dr. Florian Demont Anglistik und Philosophie an der Universität Basel und erreichte seinen Master durch Forschung in Philosophie an der University of Birmingham sowie Forschung am King’s College London. Anschliessend promovierte er in Sprachphilosophie an der Universität Zürich. Seit 2013 ist er wissenschaftlicher Assistent der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. In Lehre und Forschung konzentriert er sich auf Führungsethik, Militärethik, Leadership Studies und Wertetheorie.

Über das «Buch des Monats»

Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.