Das Buch befasst sich mit den Memoiren des ehemaligen Direktors der advanced development projects von Lockheed (Skunk Works), einschliesslich seiner Erfahrungen mit früheren Managementstrukturen, Prozessen und der Entwicklung fortschrittlicher Aviatik. Eine Karriere, die ihren Höhepunkt in der Konstruktion, Erprobung und dem Betrieb der F-117 Nighthawk fand.
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Ich fand es sehr interessant, die Arbeitsabläufe und Aktivitäten hinter den Kulissen der damals besten Ingenieure der Welt zu sehen.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Nein, das Buch besteht aus persönlichen Memoiren. Das Einzige, was ich mir gewünscht hätte, wären Informationen über die Vorgänge vor Ben Richs Amtsantritt als Leiter gewesen, die nur kurz erwähnt wurden.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
An alle, die sich für Militärtechnik, Management und Grossprojekte interessieren.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Das Buch hat mir in gewisser Weise geholfen zu erkennen, dass grosse und komplexe Systeme innerhalb von Regierungen zwar starr sind, es aber dennoch oft Möglichkeiten innerhalb dieses Systems gibt, flexibel zu agieren.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
Das Buch befasst sich zwar mit Managementprozessen in der Spitzenforschung, aber ich würde es wie folgt unterteilen:
30 % Command: Das Buch beschreibt, wie man oft unter Berücksichtigung anderer Prioritäten effektive Entscheidungen trifft.
50 % Leadership: Das Buch beschreibt Leadership- und Motivationstechniken und die starke Belastung für Mitarbeiter und ihre Familien.
20 % Management: Beispiele für Prozesse und Projektmanagement.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Es ist insbesondere in Wehrpflichtarmeen immer eine Herausforderung, junge Menschen für den Dienst und die Armee zu motivieren und die jungen Menschen effektiv in die Armee zu integrieren
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Das Buch ist eine gute Lektüre, wenn man über adaptive Führungsstile nachdenkt, um Untergebene und interessierte Personen zu motivieren.
Über den Rezensenten
André Korsmo Berntsen, MPhil, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Militärakademie an der ETH Zürich, wo er sich mit kognitiven Stilen und Entscheidungsprozessen in der taktischen Ebene von Militäreinheiten befasst. Neben seinen Forschungsaufgaben promoviert er an der Universität Bergen im Fach der Operativen Psychologie. Dank seiner früheren Erfahrung als Logistikunteroffizier in der norwegischen Armee bringt er praktische Einblicke in seine akademische Arbeit ein. Sein Privatleben ist ebenso dynamisch: Seine Frau und sein Kind leben in Norwegen, sodass er wöchentlich zwischen Oslo und Zürich pendelt.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.
Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Oberstlt i Gst Patrick Hofstetter, Dozent für Führung und Kommunikation an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.
Decision Game aus Leader’s Digest #19
Kontext
Ihre Einheit ist Teil einer grösseren Operation, die darauf abzielt, eine strategisch wichtige Stadt zurückzuerobern, die von einem gut befestigten gegnerischen Truppenkontingent besetzt ist. Der zu sichernde Stadtteil ist entscheidend für die Kontrolle der Kommunikationswege in der Stadt. Der Gegner, bestehend aus irregulären Kämpfern und Spezialeinheiten, nutzt Taktiken der städtischen Guerilla, einschliesslich Hinterhalte und Sprengfallen. Darüber hinaus ist der Stadtteil dicht besiedelt, und Zivilisten sind in vielen Gebäuden noch anwesend, wobei einige als menschliche Schutzschilde von den gegnerischen Kräften genutzt werden.
Missionsziel
Sichern Sie den städtischen Stadtteil, während Sie zivile Verluste und Schäden an kritischen Infrastrukturen minimieren.
Briefing
Standort: Urbaner Stadtteil mit einer Mischung aus Wohn-, Geschäfts- und Industriegebäuden.
Gegnerische Kräfte: Geschätzt etwa 200 Kämpfer, bewaffnet mit leichten Waffen, Raketenwerfern und Mörsern. Der Gegner hat auch Minen und IEDs (Improvised Explosive Devices) in mehreren wichtigen Strassen verlegt.
Eigene Kräfte: Ihre Einheit besteht aus 150 Infanteriesoldaten, unterstützt von zwei leichten Panzerfahrzeugen und einem Minenräumteam.
Zivilisten: Etwa 500 Zivilisten sind noch anwesend, wobei einige Gebäude Familien, provisorische Spitäler und Flüchtlinge beherbergen.
Logistische Einschränkungen: Hauptstrassen sind vermint oder durch Trümmer blockiert, was die Versorgung und den schnellen Truppentransport erschwert.
Zusätzliche Überlegungen
Einsatzregeln und Ethik: Beachtung der Einsatzregeln, die absichtliche Angriffe auf Zivilisten oder zivile Infrastrukturen verbieten, und ständige Bewertung der Entscheidungen im Hinblick auf ethische und humanitäre Überlegungen.
Langfristige Konsequenzen: Die Entscheidungen werden nicht nur die unmittelbare taktische Situation beeinflussen, sondern auch die Beziehungen zur lokalen Bevölkerung, die internationale Wahrnehmung und die globale strategische Dynamik.
Entscheidungsoptionen
Option A: Schneller Frontalangriff
Starten Sie einen sofortigen Frontalangriff mit allen verfügbaren Kräften, indem Sie die Panzerfahrzeuge nutzen, um die gegnerischen Verteidigungen zu durchbrechen. Die Minenräumer entsenden Teams, um die Hauptstrassen unter Feuerschutz zu räumen. Vorteile: Der schnelle Angriff könnte den Gegner überraschen und es ermöglichen, den Stadtteil schnell zu sichern, wodurch die Exposition gegen gegnerisches Feuer begrenzt wird. Nachteile: Hohes Verlustrisiko für Truppen und Zivilisten. Potenzielle massive Zerstörung von Infrastrukturen aufgrund intensiver Kämpfe. Nicht neutralisierte Sprengfallen könnten zusätzliche Verluste verursachen. Mögliche Konsequenzen: Schnelle Eroberung des Stadtteils, aber mit erheblichen zivilen und militärischen Verlusten sowie erheblichen Schäden an Infrastrukturen. Möglichkeit, Hass unter den Zivilisten zu erzeugen, was zu erhöhtem Widerstand oder Verlust der Unterstützung der Bevölkerung führen könnte.
Option B: Gezielte Artillerieangriffe
Sie nutzen gezielte Artillerieangriffe, um bekannte gegnerische Stellungen zu neutralisieren und die Hauptansatzgebiete zu räumen, bevor Sie einen Bodenvorstoss lancieren. Vorteile: Reduziert das Risiko für die Bodentruppen. Kann den Gegner desorganisieren und Schlüsselpositionen ohne direkte Beteiligung der Bodentruppen eliminieren. Nachteile: Hohes Verlustrisiko für Zivilisten, wenn der Gegner menschliche Schutzschilde nutzt. Potenzielle Zerstörung kritischer Gebäude wie Spitäler oder Schulen. Risiko, die Mobilität der Truppen zu verringern, wenn Trümmer die Strassen blockieren. Mögliche Konsequenzen: Anfängliche Neutralisierung der gegnerischen Verteidigungsstellungen, aber potenziell verstärkter Hass der Zivilisten gegen unsere Kräfte, was zu politischen Spannungen und humanitären Komplikationen führen könnte.
Option C: Diskreter Ansatz und Infiltration
Nutzen Sie einzelne Formationen, um den Stadtteil zu infiltrieren, gegnerische Stellungen zu identifizieren und gezielte Angriffe mit kleinen Elementen durchzuführen, um zivile Verluste und Schäden zu minimieren. Vorteile: Minimierung der zivilen Verluste und der Schäden an Infrastrukturen. Möglichkeit, gegnerische Kämpfer gefangenzunehmen und wertvolle Informationen zu sammeln. Nachteile: Langsames Vorgehen, das dem Gegner Zeit gibt, sich zu verstärken oder Zivilisten als Geiseln zu nehmen. Erhöhtes Risiko für kleine Trupps im Falle einer Entdeckung durch den Gegner. Mögliche Konsequenzen: Allmähliche Eroberung des Stadtteils mit begrenzten Verlusten, aber Risiko einer Verlängerung der Operation und einer Eskalation der Situation, was den Stadtteil langfristig schwieriger zu kontrollieren macht.
Fragestellung
Analysieren Sie die drei Optionen und wählen Sie dann eine davon, indem Sie diese rechtfertigen.
Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #19
Dieses Decision Game war in gewisser Weise ungewöhnlich: Die Aufgabenstellung blieb generisch, weder der Auftrag war präzise formuliert noch die taktische Lage im Detail bekannt. Doch gerade diese Ungewissheit entspricht oft der Realität militärischer Führung – Entscheidungen müssen unter Zeitdruck und mit lückenhaften Informationen gefällt werden. Deshalb konnten die drei vorgelegten Optionen dennoch gut beurteilt werden.
Option A – Frontalangriff wurde von allen Einsendungen verworfen. Ein solcher Ansatz erschien im urbanen Gelände gegen einen vorbereiteten, zahlenmässig überlegenen Gegner als selbstmörderisch, mit hohem Risiko für Truppe, Zivilbevölkerung und Infrastruktur.
Option B – Artillerieeinsatz wurde nur von einer Einsendung als primäres Vorgehen erwogen. Zwar könnte so die eigene Truppe geschützt werden, doch das Risiko massiver ziviler Verluste und die politisch wie ethisch fragliche Tragbarkeit wurden wiederholt als entscheidende Gegenargumente genannt.
Option C – Infiltration erwies sich schliesslich als die überzeugendste Wahl. Vier von fünf Einsendungen sprachen sich dafür aus – wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten: von einem methodischen «Bite and Hold», bis zu einem vorsichtigen, etappenweisen Vorgehen mit klarer Beachtung der Zivilbevölkerung.
Auffällig war, dass alle Beiträge eine gute bis sehr gute analytische Tiefe aufwiesen: Die Einsender berücksichtigten taktische, ethische und politisch-strategische Dimensionen – ein erfreuliches Zeichen für das Niveau der Auseinandersetzung.
Besonders herausgestochen ist jedoch die Lösung von Oberleutnant Damien Bordier. Seine Empfehlung lautete: das eine tun, ohne das andere zu lassen. Er hat sich der Aufgabenstellung nicht entzogen, sondern sich klar für Option C entschieden – allerdings mit Ergänzungen aus A und B. Mit dem Einbezug von A folgte er dem taktischen Grundsatz des «offenen und diskreten Vorgehens» (Taktische Führung 17, Ziff. 5069), der die Sicherheit einer Aktion erhöht. Mit dem gezielten Einsatz von B wiederum berücksichtigte er den Grundsatz «Feuer und Bewegung» (Ziff. 5057–5059), der im Angriff den Schlüssel zum Erfolg darstellt.
Wir gratulieren Oblt Damien Bordier herzlich und wünschen viel Freude bei der Lektüre von Urban Warfare in the 21st Century von Anthony King.
[Publikation MILAK & CSS ETH, 2025, Tibor Szvircsev Tresch et al.]
Die Studie Sicherheit ermittelt jährlich das Stimmungsbild der Schweizer Bevölkerung in Themen der Aussen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die diesjährige Ausgabe zeigt, dass eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung:
sich sicher fühlt (86%);
die weltpolitische Lage pessimistisch einschätzt (81%);
sich eine Annäherung an die NATO wünscht (53%);
die Armee als notwendig erachtet (80%);
Das Vertrauen in die Armee ist im Vergleich zum letzten Jahr gesunken (6.5/10 in 2025 vs. 6.8/10 in 2024).
Crucibles, Not Comfort, Shape Future Military Leaders
[War on the Rocks, 07.05.2025, J. William DeMarco]
DeMarco examines the challenge of having a U.S. military leadership culture that simultaneously cares for its members whilst preparing them for warfare. He highlights that «the shift toward compassion, emotional intelligence, and holistic leadership was needed». But «somewhere along the way, the military began to mistake comfort for care». As an answer to this lack of inner resilience he suggests structured hardship, as a tree only puts down strong roots when there is strong wind.
Learning to Learn: Lessons for the US Army from the Israel Defense Forces’ Wartime Adaption
[Modern War Institute, 21.05.2025, John Spencer]
Whereas other studies tend to focus on what other armed forces can learn from the Russian-Ukrainian War and the War in Gaza, this report is centered around the question what other armed forces can learn from the IDF’s ability to learn. By employing innovative means, the IDF aims to foster an environment where (potential) issues are quickly identified, their solutions quickly developed, and where finally that knowledge of both the issue and its solution quickly reaches all the soldiers that will benefit from it. The paper concludes poignantly: «Urban combat will not slow down for PowerPoint» and suggests that «adaptation must move at the speed of battle». «For the US Army [and the Swiss Armed Forces; editor’s note], this means rethinking how it institutionalizes learning—not just in after-action reviews, but in the fight itself.«
Diese Ausgabe der Bundeswehrzeitschrift IF befasst sich mit Wandel und der gleichzeitigen Kontinuität der Inneren Führung. Insbesonders empfehlenswert ist der Artikel Neutralität mit Ausnahmen – Die Schweiz und die NATO (S. 48+). Ebenso spannend sind die Artikel Gelebte Innere Führung (S. 24+), Wandel braucht Führung (S. 30+) und Wege der Inneren Führung (S. 36+).
What Ukraine Can Teach Europe and the World about Innovation in Modern Warfare
[Chatham House, 05.03.2025, Joyce Hakmeh]
This concise article of a British think tank describes the factors that allow the Armed Forces of Ukraine to quickly innovate and adapt. These findings, of course, can similarly be applied to other militaries such as the Swiss Armed Forces. Amongst others, the article describes the importance of the government enabling innovation and not impeding it.
Military AI: Angel of our Better Nature or Tool of Control?
[War on the Rocks, 09.05.2025, Emelia Probasco, Minji Jang]
In this commentary, the authors come up with an interesting distinction for the roles of AI-enabled military systems. These systems can be used as tools, coaches or enforcers. Whereas as tools they simply help a human operator achieve a straight-forward goal, as coaches they provide advice for the operator who needs to take decisions in order to solve a more complex problem. As enforcers, the AI-enabled systems decide themselves. The authors discuss these three roles in the context of military ethics and the laws of war, yet the concept of the three roles of AI-enabled systems can be applied to a broad military and civilian context.
Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via document.getElementById(«email-obfuscator-leadersdigest»).innerHTML=»R-Znvy».replace(/[a-zA-Z]/g,function(c){return String.fromCharCode((c=(c=c.charCodeAt(0)+13)?c:c-26);});[Aktivieren Sie JavaScript, um die E-Mail-Adresse anzuzeigen] entgegen.
Urban Warfare im 21. Jahrhundert» untersucht die Komplexitäten und Herausforderungen militärischer Operationen in städtischen Umgebungen. Da Städte an Grösse und Bedeutung gewinnen, werden sie zu entscheidenden Schlachtfeldern in modernen Konflikten. Das Buch behandelt die einzigartigen Schwierigkeiten, mit denen Soldaten im urbanen Gelände konfrontiert sind, wie die hohe Bevölkerungsdichte, komplexe Infrastrukturen und die Anwesenheit von Zivilisten, welche die Taktiken, Techniken und Verfahren im Gefecht weniger effektiv machen. Das Werk deckt die Entwicklung des städtischen Krieges ab und betont, wie moderne Technologie und die sich ändernde Natur des Krieges Taktiken und Strategien beeinflusst haben. Es untersucht auch Fallstudien jüngster Konflikte und hebt hervor, wie verschiedene militärische Kräfte sich an das urbane Gelände angepasst haben. Der urbane Kampf stellt eine einzigartige und komplexe Herausforderung in modernen Konflikten dar, die eine besondere strategische und taktische Anpassung der Streitkräfte erfordert. Das Buch hebt die Bedeutung hervor, spezifische Fähigkeiten zu entwickeln, moderne Technologien einzusetzen und die einzigartigen Dynamiken städtischer Umgebungen zu verstehen, um in diesen Kontexten erfolgreich zu sein. Es betont auch die Notwendigkeit, militärische Ziele mit humanitären Imperativen in Einklang zu bringen, wie den Schutz von Zivilisten und die Minimierung von Kollateralschäden. Insgesamt befürwortet das Buch einen ganzheitlichen und angepassten Ansatz des urbanen Kampfes, der sowohl militärische Effektivität als auch ethische Verantwortung integriert.
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Dieses Buch gefällt mir wegen seiner Kombination aus strenger Analyse, praktischem Ansatz, ethischen und strategischen Überlegungen sowie seinem zugänglichen Stil, all dies unterstützt durch die Erfahrung und das Fachwissen des Autors im militärischen Bereich.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Das Buch behandelt die technischen und taktischen Herausforderungen des urbanen Kampfes, geht jedoch meiner Meinung nach nicht ausreichend auf dessen psychologischen und soziologischen Aspekte ein. Der Stress der Soldaten, die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, die langfristigen Folgen für die städtischen Gemeinschaften und die Widerstandsfähigkeit der Kämpfer in feindlichen Umgebungen sind Themen, die stärker erforscht werden könnten, um ein umfassenderes Bild des Themas zu bieten.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
«Urban Warfare im 21. Jahrhundert» richtet sich an ein breites Publikum, von Fachleuten im Verteidigungssektor über akademische Forscher bis hin zu Akteuren der Zivilgesellschaft; alle, die von der urbanen Kriegsführung und ihren vielfältigen Facetten betroffen oder an ihnen interessiert sind.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Dieses Werk kann ein wertvoller Leitfaden für einen militärischen Führer sein, indem es praktische Werkzeuge, bewährte Taktiken und umfassende Kenntnisse bietet, um erfolgreich die komplexen Herausforderungen des städtischen Kampfes zu meistern, während gleichzeitig die Sicherheit und Effektivität seiner Truppen beibehalten werden.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
Dem Command. Der urbane Kampf erfordert schnelle und effektive Entscheidungen aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sich Situationen ändern können. Das Buch hilft dabei, diese Fähigkeiten zu stärken, indem es Denkrahmen und analytische Ansätze zur Verfügung stellt, um Situationen schnell zu bewerten und Entscheidungen auf der Grundlage bewährter Praktiken zu treffen.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Meiner Meinung nach bestehen die grössten Herausforderungen für die Führung in der Armee im Zusammenhang mit dem Buch darin, sich an komplexe städtische Umgebungen anzupassen, multidimensionale Operationen zu leiten, ethische Überlegungen zu integrieren und fortschrittliche Technologien einzusetzen, während man gleichzeitig die Moral und die Widerstandsfähigkeit der Truppen gegenüber immer raffinierteren und unvorhersehbareren Gegnern aufrechterhält.
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Die grössten Chancen für das Militär liegen in der Integration neuer Technologien, der taktischen Innovation, der Verbesserung der Ausbildung und Vorbereitung. Durch die Nutzung dieser Chancen kann das Militär sich auf die komplexen Herausforderungen zukünftiger städtischer Operationen vorbereiten, während es die Effektivität maximiert und die Risiken minimiert.
Über den Rezensenten
Oberstlt i Gst Edouard Vifian ist Berufsoffizier und in der Zelle Doktrin der Landstreitkräfte als Verantwortlicher für die Richtlinien für Operationen in städtischen Gebieten angestellt. Zuvor war er elf Jahre lang Berufsoffizier bei der Infanterie und Autor von zwei Büchern über die Militärgeschichte des Kantons Jura. Sein bevorzugtes Motto «Es gibt keine schlechten Truppen, es gibt nur schlechte Führer» wird General Jean de Lattre de Tassigny zugeschrieben. Dieses Motto unterstreicht die Bedeutung der Führung und Verantwortung der Offiziere bei der Ausbildung und Motivation der Truppe. Es spiegelt auch die Überzeugung wider, dass die Truppe mit einer guten Führung unabhängig von Umständen oder Schwierigkeiten Grosses erreichen kann.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Die Decision Games des Leader’s Digest sollen die Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters anregen, sich im Rahmen von Szenarien in die Rolle von Personen zu versetzen, die sich mit ethischen bzw. taktischen Herausforderungen konfrontiert sehen.
Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Dr Florian Demont, Militärethiker in der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.
Decision Game aus Leader’s Digest #18
Szenario
(basierend auf wahren Begebenheiten)
Sie sind unbewaffneter UNO-Militärbeobachter im Range eines Hauptmanns und im Rahmen der Schweizerischen militärischen Friedensförderung an die United Nation Truce Supervision Organisation (UNTSO) im Nahen Osten abgeordnet. Ihre Aufgabe besteht darin, die Waffenruhe zwischen Israel und Syrien in der entmilitarisierten Zone (Area of Separation – AoS) in den Golanhöhen zu beobachten. Dazu sind sie auf einem der fix installierten Beobachtungsposten auf der syrischen Seite der AoS positioniert. In ihrem Einsatzraum befinden sich nebst zehn weiteren UNTSO-Beobachtungsposten und Patrouillen, auch noch die United Nation Disengagement Observer Force (UNDOF) mit zwei Infanterie- und einem Logistik-Bataillon.
Seit einiger Zeit wütet in Syrien ein Bürgerkrieg. Die Machtverhältnisse in den Golanhöhen sind dynamisch und in verschieden Ortschaften und Landstrichen in der AoS wechselt wöchentlich die Kontrolle zwischen Regierungskräften und oppositionellen Gruppierungen. Letztere lassen sich oftmals bis auf die Waffen nicht oder nur schlecht von der lokalen Bevölkerung unterscheiden. Durch den Konflikt sind nun permanent leichte und schwere Waffensysteme im Einsatz in der AoS, was das Abkommen zwischen Syrien und Israel gefährdet. Israel beobachtet die AoS eng von ihren eigenen Beobachtungsposten aus und jeder «spill-over» wird mit Luftangriffen auf Syrische Positionen beantwortet. Letzte Nacht kam es wieder zu starken Gefechten in der Nähe ihres Beobachtungspostens, auf dem Sie zu zweit mit einem Offizier eines anderen Landes stationiert sind. Im Morgengrauen hören sie Hilferufe ausserhalb des Tores ihres Postens. Mit einem Blick durch die Sprechklappe sehen sie zwei Männer in ziviler Kleidung, wobei einer ein Gewehr des Typ Kalaschnikow bei sich hat. Beide scheinen verletzt zu sein. In gebrochenem Englisch und Arabisch geben die Männer zu verstehen, dass sie dringend medizinische Versorgung benötigen.
Fragestellung
Ihr UNO-Mandat verpflichtet sie zur Neutralität und Unparteilichkeit. Was tun Sie in dieser Situation?
Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #18
Ein Plädoyer für analytische Tiefe und humanitären Pragmatismus
Das Szenario der beiden verletzten Männer vor dem UN-Posten hat die Teilnehmer vor eines der schwierigsten normativen Probleme gestellt, mit denen Militärpersonal in Friedensförderungseinsätzen konfrontiert werden kann: die Kollision zwischen dem humanitären Imperativ, dem strengen Mandat und der Notwendigkeit der Eigensicherung. Die eingegangenen Antworten haben die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen aufgezeigt, von strikter Nicht-Einmischung bis hin zu hochriskanten Interventionen.
Nach sorgfältiger Prüfung aller Einsendungen freue ich mich, Hptm Nicolas Muzzetto zum Gewinner dieses Decision Games zu küren. Sein Lösungsvorschlag besticht durch eine ausserordentliche analytische Tiefe, die direkt in einen ebenso pragmatischen wie professionellen Handlungsplan mündet.
Was den Ansatz von Hptm Muzzetto auszeichnet
Viele Einsendungen haben korrekte Handlungspläne skizziert. Doch Hptm Muzzetto geht einen entscheidenden Schritt weiter. Er liefert nicht nur eine Lösung, sondern eine Herleitung mit Tiefgang. Er beginnt damit, das Dilemma in seiner ganzen Komplexität zu «kartographieren» (sein eigenes Wort: cartographiée). Er identifiziert präzise die Spannungsfelder, die in dieser Situation wirken:
Der persönliche Konflikt: Die eigene «moralische Kompassnadel» (boussole morale) und die humanistischen Werte, die zur Hilfe drängen.
Der professionelle Konflikt: Die Loyalität gegenüber dem Auftrag, der Armee und dem Land, die eine Gefährdung der Mission verbietet.
Der rechtliche Konflikt: Das Mandat der Neutralität und Unparteilichkeit gegenüber der allgemeinen Pflicht zur Hilfeleistung.
Diese tiefgründige Analyse ist der Grundstein seiner Lösung und hebt sie von anderen ab. Während einige Vorschläge sich auf eine prozedurale Checkliste konzentrierten, hat Hptm Muzzetto den Kern des ethischen Problems freigelegt. Er erkennt, dass eine gute Entscheidung hier nicht nur Regeln befolgen, sondern konkurrierende Werte abwägen muss.
Vom Denken zum Handeln: Die überlegene Lösung
Aus dieser klaren Analyse leitet er einen Handlungsplan ab, der in seiner Ausgewogenheit heraussticht. Seine Entscheidung, dass das Öffnen der Tür ein absolutes «NO GO» ist, wahrt den fundamentalen Grundsatz der Eigensicherung. Doch anstatt in Passivität zu verfallen, schlägt er ein aktives, kontrolliertes und humanitäres Vorgehen vor:
Verhandeln aus gesicherter Position: Die Bedingung, dass die Waffen niedergelegt und neutralisiert werden müssen.
Kalkulierte Hilfeleistung: Das Reichen eines Erste-Hilfe-Kits durch eine Öffnung, ohne die physische Integrität des Postens zu kompromittieren.
Professionelle Eskalation: Die gleichzeitige Alarmierung der UNDOF, um die Situation an die dafür zuständige und ausgerüstete Stelle zu übergeben.
Dieser Ansatz gewinnt, weil er das Beste aus verschiedenen Perspektiven vereint: Er ist menschlich, ohne naiv zu sein; er ist sicherheitsbewusst, ohne zynisch zu werden; und er ist mandatskonform, ohne die humanitäre Verantwortung zu ignorieren. Er vermeidet die Fehler anderer Vorschläge – sei es die gefährliche Mandatsüberschreitung, die Männer als Kriegsgefangene zu behandeln, oder die moralisch unbefriedigende Haltung, nur passiv auf Anweisungen zu warten.
Hptm Muzzetto zeigt, dass in der Militärethik die beste Handlung manchmal aus der tiefsten Analyse erwächst. Wir gratulieren ihm zu dieser Leistung und wünschen ihm eine spannende Lektüre von «My War Gone By, I Miss It So» von Anthony Loyd.
How Ukraine Rebuilt Its Military Acquisition System Around Commercial Technology
[CSIS, 13.01.2025, Kateryna Bondar]
Necessitated by the war, Ukraine has taken several measures to foster military innovation, such as integrating the commercial sector, fostering bottom-up innovation and decentralizing procurement processes. The report investigates these shifts in detail.
Diese Ausgabe des Y-Magazins der Bundeswehr befasst sich unter anderem mit Informationskriegsführung, Operational Security, Sicherungsaufgaben und Cyberrisiken.
Schweizer Panzer ins Ausland?! Trainieren wir jetzt für die NATO? | Brigadier Roduner erklärt TRIAS
[Podcast Schweizer Armee, April 2025]
In dieser Ausgabe des Armee-Podcasts diskutiert Oberst i Gst Mathias Müller mit Brigadier Christoph Roduner. Sie sprechen über die Herausforderungen der Armee, Führung sowie die Übung TRIAS 25, die erste Auslandübung der Schweizer Armee in 30 Jahren.
Ethical Challenges of Multimodal AI in Military Use
[Swedish Defence Research Agency, 10.12.2024, Edward Tjörnhammer et al.]
This report elaborates on how technological advancements in multimodal models mean that AI is increasingly capable of utilising multiple types of information such as images and sounds simultaneously. It further suggests that this development towards multimodal models could enable more autonomous decision in the decision chain and fewer moral decisions being made by humans, and highlights the risks thereof. The full report can be accessed on the bottom of the page.
Das Militär rüstet sich für den Drohnenkrieg. Der Bund gibt dafür 47 Millionen Franken aus
[NZZ, 05.04.2025, Simon Marti, Georg Humbel]
Während Kampfdrohnen am prominentesten und umfassendsten im Ukrainekrieg eingesetzt werden, schreitet deren Verbreitung weiter voran. Deren Einsatz findet nun unter anderem auch in Myanmar, Sudan sowie im Nahen Osten statt. Sogar der Kampfdrohneneinsatz von mexikanischen Drogenkartellen ist dokumentiert. Dieser Artikel der NZZ beschreibt die Massnahmen des VBS und der Armee, welche es ihr erlauben sollen mit dieser Evolution der Kriegsführung Schritt zu halten.
[Progress Foundation, 2025, Ivan Adamovich, Konrad Hummler]
Mit seinem Regierungsstil hat Trump 2.0 in wenigen Monaten in den Köpfen von Bürgern, Anlegerinnen und Sicherheitspolitikern viele Fragen geweckt. Häufig wird dem amerikanischen Präsidenten dabei erratisches, irrationales Verhalten unterstellt. Adamovich und Hummler wagen die These, dass sich hinter dem Vorgehen mehr Rationalität als vermutet versteckt und leiten daraus drei Szenarien ab:
Eine Aufteilung der Welt, wenn sich die USA bewusst aus der Rolle des Hegemonen zurückziehen;
Multilateralismus 2.0 mit einer ausgewogeneren Globalisierung als Umkehr nach einem anfänglichen Szenario 1;
Die grosse Unordnung bei einem entgleitenden Szenario 1.
Grundlage ist die Erkenntnis, dass die Rolle des Hegemonen mit Kosten verbunden ist, welche die USA langfristig nicht mehr tragen können oder wollen. Publiziert wurde das Paper von der liberalen «Progress Foundation» mit Sitz in Zürich. Der Artikel kann als PDF kostenlos auf Deutsch oder Englisch heruntergeladen werden.
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Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via document.getElementById(«email-obfuscator-leadersdigest»).innerHTML=»R-Znvy».replace(/[a-zA-Z]/g,function(c){return String.fromCharCode((c=(c=c.charCodeAt(0)+13)?c:c-26);});[Aktivieren Sie JavaScript, um die E-Mail-Adresse anzuzeigen] entgegen.
Loyd schildert seine Erfahrungen als Kriegsberichterstatter im Bosnien- und Tschetschenienkrieg und reflektiert die psychologischen Auswirkungen von Krieg auf Kämpfer und Beobachter. Das Buch zeigt die Ambivalenz zwischen Zerstörung und der Faszination extremer Situationen.
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Die schonungslose Ehrlichkeit und die Tiefe der Reflexion über die Natur des Krieges und dessen Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Loyd beschreibt seine Erfahrungen mit einer faszinierenden Schärfe in der Wortwahl, die den Leser in die Brutalität des Konflikts hineinzieht. Besonders beeindruckend ist sein Blick auf die Ambivalenz des Krieges: Einerseits die Zerstörung und das Leid, andererseits die Anziehungskraft und das Gefühl von Klarheit und Sinn, das Krieg bieten kann.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Nein, das Buch ist in seiner Art perfekt und verlangt nach mehr. Es beleuchtet den Krieg jedoch aus einer subjektiven Perspektive. Wer auf der Suche nach Analysen zu politischen, strategischen oder strukturellen Dimensionen von Krieg ist, sucht besser anderswo.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
An alle, die sich mit (Selbst-)Führung in Extremsituationen und den psychischen Folgen von Konflikten beschäftigen möchten.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Beim Navigieren der eigenen Rolle in verschiedenen Einsätzen als UNO-Militärbeobachter und beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes, wenn es um die Frage der eigenen Neutralität und des Eingriffs vs. Nicht-Eingriffs in Dilemma-Situationen ging.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
Leadership, insbesondere im Umgang mit Belastungen und moralischen Dilemmata in Extremsituationen.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Die fehlende Einsatz- und Führungserfahrung in Extremsituationen. Dieses Privileg ist gleichzeitig auch die grösste Schwachstelle gegenüber zukünftigen Bedrohungen.
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Die rasante Entwicklung im Digitalisierungs- und KI-Bereich wird es ermöglichen, Extremsituationen in virtuellen Umgebungen realitätsnah abzubilden und erfahrbar zu machen, ohne dabei Leben riskieren zu müssen.
Über den Rezensenten
In seiner Milizfunktion ist Oberstlt Samuel Heer ausgebildeter Mechanisierter Aufklärer, wo er bis und mit Kompaniekommandant Dienst leistete. Seit 2017 ist er als Operationsoffizier dem Stab Einsatzunterstützung Landesregierung zugeteilt, wo er das Krisenmanagement der Bundeskanzlei unterstützt. Während seine militärische Funktion in einem zivilen Umfeld eingebettet ist, profitiert sein ziviler Beruf stark von seiner militärischen Ausbildung. Als humanitärer und diplomatischer Sicherheits- und Krisenmanagementexperte ist Samuel Heer seit 14 Jahren für das EDA, das IKRK, und die UNO in verschiedenen Konfliktgebieten im Einsatz. Mentalen Ausgleich verschafft er sich durch einen engen Bezug zum Familien- und Freundeskreis.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
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Zunächst wiederholen wir das letztmalig vorgestellte Szenario; im Anschluss würdigt Oberstlt i Gst Patrick Hofstetter, Dozent für Führung und Kommunikation an der ETH Zürich, die diskussionswürdigste Handlungsempfehlung.
Decision Game aus Leader’s Digest #17
Szenario
Gegner
Bei der Annäherung an Checkpoint 37 hatten Sie (1) Kontakt mit einem gegnerischen Beobachtungsposten, der sofort in nordwestlicher Richtung flüchtete.
Kurz nach dieser Begegnung wird klar, dass der Grossteil Ihres Bataillons östlich von Ihnen (2) in den Kampf verwickelt ist und in seinem Vormarsch auf NARROW PASS gestoppt wurde. Von Ihrer Position aus können Sie mehrere gegnerische Maschinengewehrstellungen im Nordosten beobachten. Die Übertragungen auf dem Bataillons-Führungsnetz sind jedoch unklar und erlauben Ihnen keine vollständige Information über den Gegner. Sie gehen jedoch davon aus, dass sich das Hauptgefecht in Richtung der Brücke über den Fluss abspielt.
In Ihrem Sektor haben Sie keine weiteren gegnerischen Kontakte.
Eigene Mittel
Sie sind der Zugführer des 1. Zuges, 1. Kompanie des 3. Marineinfanterie-Bataillons. (1) Zusätzlich zu Ihren 3 Infanteriegruppen haben Sie 2 Maschinengewehrgruppen und 3 Panzerabwehr-Lenkwaffengruppen von der Unterstützungskompanie des Bataillons erhalten.
Auftrag
Ihr Bataillon soll die gegnerischen Streitkräfte in SANCTUARY PLAIN, der Ebene vor SANCTUARY CITY vernichten und hat bereits eine Kompanie per Hubschrauber dorthin gebracht. Da diese Kompanie eingeschlossen wurde, hat das Bataillon beschlossen, einen Entlastungsstoss zu starten, indem es den Durchgang durch die Ebene erzwingt.
In diesem Rahmen hat Ihr Zug den Auftrag erhalten, dem Vorstoss des Bataillons über einen schmalen Fussweg zu folgen, um dessen Flanke zu schützen.
Da das Bataillon bereits im Einsatz ist, hat sich die Situation möglicherweise geändert und erfordert eine Anpassung Ihrer Pläne. Der Funkverkehr lässt Sie vermuten, dass das Bataillon versuchen wird, den Gegner von rechts zu umschliessen.
Umwelt
Es ist 2015 und die Nacht ist hereingebrochen. Der Himmel ist klar und es ist eine Vollmondnacht. Das Gelände südlich von SANCTUARY RIDGE ist uneben und wenig erschlossen, mit dichter Vegetation und einem ausgeprägten Relief. Der Graben, den Sie gerade durchquert haben, ist trocken und steinig, etwa 1,20 m tief und 20 m breit.
Zeitverhältnisse
Beachten Sie die Grafik unten. Sie haben 10 Minuten Zeit, um die Situation zu analysieren und einen 5-Punkte-Befehl zu entwickeln, der den Einsatz Ihrer Unterstützungswaffen und eine Skizze der Stellungen, die Sie einnehmen werden, beinhaltet. Bereiten Sie auch die Kommunikation vor, mit der Sie sich mit der vorgesetzten Stufe austauschen wollen.
Handlungsempfehlungen zum Decision Game aus Leader’s Digest #17
Auf das Tactical Decision Game #17 aus dem Juni-Newsletter haben uns 5 gut ausgearbeitete Lösungen erreicht, was uns sehr freut. Es zeigt, dass letztlich auch eine nicht allzu komplexe Situation eine gute Gelegenheit darstellt, Handlungssicherheit (Command) und Verfahrenssicherheit (Management) zu trainieren.
Ein solches Verfahren ist das (2008 im Rahmen einer Übung der Infanterie-Offiziersschule spontan erfundene) Meldeschema OBAMA, das sich auffällig ausbreitet: 3 von 5 Lösungen haben die geforderte Meldung an die vorgesetzte Stufe nach dem Schema «Opposing Forces – Blue Forces – Auftragserfüllung (ja/nein/wie lange noch) – Massnahmen – Anträge» formuliert. Verfahren fördern Klarheit und Einfachheit, damit wir unsere kognitive Aufmerksamkeit dem relevanten Inhalt, nämlich unserem Handeln widmen können.
In Sachen Inhalt teilen sich die fünf Einsendungen die grundlegende Erkenntnis: der Hauptauftrag des Zuges, namentlich den westlichen Flankenschutz des Bataillons sicherzustellen, gilt nach wie vor. Command erschliesst sich jedoch nicht nur in der optimalen Auftragserfüllung, sondern in der Chancennutzung, die über den Auftrag hinaus gehen kann – insbesondere, wenn sich die Lage verändert hat. Dies ist der Fall, befindet sich doch der Rest unseres Bataillons im Kampf. Aus der eigenen Position können wir damit unsere vorgesetzte Stufe wirkungsvoll entlasten, indem wir die erkannten Maschinengewehr-Stellungen des Gegners und weitere Elemente seines Stosses über Narrow Pass flankierend angreifen.
Dabei bleibt der ursprüngliche Auftrag jedoch bestehen. Wie von mehreren Einsendungen explizit erwähnt wird, deutet gerade das sich zurückziehende gegnerische Aufklärungselement darauf hin, dass der Gegner nach wie vor über den Western Narrow Pass stossen könnte – und wir sind die einzigen Kräfte, die das verhindern können.
Daraus ergibt sich das eigentliche Dilemma: wie viele Kräfte belasse ich für meinen ursprünglichen Auftrag und wie viele Kräfte setze ich für die Chancennutzung ein? Nachgeordnet steht auch der Entscheid an, auf welcher Höhe diese Chancennutzung erfolgen soll: in der Tiefe, entlang des Sanctuary Ridge auf den Narrow Pass hin, näher am Graben, auf die gegnerischen Maschinengewehr-Stellungen ausgerichtet oder gar im Graben selbst in den Raum der Brücke hinein?
Von den fünf Lösungen nehmen drei eine eher konservative Lösung sein, das heisst, sie halten und sichern primär den westlichen Raum, klären im Vorgelände auf und halten sich mit 1 oder 2 Gruppen für einen flankierenden Angriff bereit. Zur Erinnerung bzw. Erklärung für taktisch weniger geschulte Leser: eine Handlung «bereitzuhalten» heisst, diese vorzubereiten, aber noch nicht auszulösen. Dies erfolgt typischerweise auf Befehl des Vorgesetzten, kann aber auch selbständig oder auf ein vereinbartes Ereignis hin erfolgen.
Zwei Lösungen sehen ein proaktives Vorgehen vor, davon eine mit rascher Schwergewichtsbildung und höherem Risiko (nur 1 Infanterie-Gruppe und 1 Maschinengewehr-Trupp für den originären Auftrag, den Rest von Beginn weg für den flankierenden Angriff), und eine mit zeitlicher Staffelung (zunächst mit dem Gros die Anhöhe westliche Sanctuary Ridge nehmen und abriegeln, danach mit dem Gros den flankierenden Gegenangriff lancieren). Da gemäss Beschrieb die beiden Maschinengewehrstellungen von unserer Position aus sichtbar sind und zudem ein rasches Flankieren den Überraschungseffekt massiv verstärken dürfte, würde ich mich persönlich für die rasche Schwergewichtsbildung mit höherem Risiko aussprechen.
Diese Lösung ist auch in der Abbildung dargestellt. Sie stammt von Wm Lucien Stoessel – wir gratulieren zum Sieg und wünschen viel Spass bei der Lektüre von «Organizational Culture and Leadership» von Edgar H. Schein.
Tactical Developments During the Third Year of the Russo–Ukrainian War
[RUSI, February 2025, Jack Watling, Nick Reynolds]
This valuable study is the result of interviews with soldiers of the Armed Forces of Ukraine. The interviews were conducted within various sectors of the AFU, all deployed on active frontlines in the Donetsk and Sumy regions. The study further examines how tactics in the war are evolving and what effect UAS (Unmanned Aerial Systems) are having. The authors’ observations in the field also point out that due to casualty-intensity and highly vulnerable MEDEVAC and logistics, NATO’s medical doctrine and logistical processes must be updated. An extremely valuable read, as many of its lessons for NATO can similarly be applied to the Swiss Armed Forces.
Warfare at the Speed of Thought: Balancing AI and Critical Thinking for the Military Leaders of Tomorrow
[Modern War Institute, 21.02.2025, Amanda Collazzo]
Much ink has been spilled on how AI-integrated militaries will be more effective. The author of this article agrees, yet she argues that overreliance on AI comes with dangers which occur when the AI tools are not available, compromised or failing to adapt. As George Dyson succinctly warned: «What if the cost of machines that think is people who don’t?«. The key therefore is that (military) users of AI tools engage in critical thinking to make sure that it is them who use AI and not the other way round.
This article begins by stating that, with a budget of nearly $1 trillion and 3.4 million employees, the US Department of Defense is one of the largest economies in the world (in terms of GDP, even larger than Switzerland). Yet it is a centralized planned economy. This contrasts not only with the civilian economy, but also with the decentralization of responsibility through mission command that is sought in the armed forces. The author suggests that with the right incentives, management can be made more efficient and decisions can be accelerated —for example, by giving the demand side, the regional (such as USEUCOM) or functional (such as USCYBERCOM) combatant commands more budgetary autonomy.
[Joint Force Quarterly 3/24, July 2024, National Defense University]
The journal’s article Deviance and Innovation highlights a key paradox of armed forces, namely the need to innovate within an environment that structurally often favours stability. As the article elaborates: “Innovation and adaptation are inherently deviant. When these behaviors collide with an institutional culture of strict social control such as the U.S. military, most members of the organization will treat them as such”. The journal features various other articles, ranging in topic from logistics and military education to information operations.
In this insightful TED Talk, social psychologist Leah Georges explores the dynamics of the multigenerational workforce, encompassing the Silent Generation, baby boomers, Generation X, millennials, and Gen Z. She challenges the assumptions that often create barriers between these groups and highlights how our similarities outweigh our differences. Georges provides practical strategies for improving communication and collaboration across generations. This talk is particularly interesting for military leaders, who work with diverse age groups and must bridge generational gaps to foster effective teamwork and mission success.
Moderne Kriegsführung − Zwischen Hightech und moralischen Grenzen
[IF – Zeitschrift für Innere Führung 1/25, Dezember 2024]
Diese Ausgabe der Bundeswehrzeitschrift Innere Führung befasst sich mit den Themen der Gesamtverteidigung, und diskutiert den militärischen Einsatz von KI aus militärethischer Perspektive. Weiter wird die hybride Einflussnahme Russlands auf Deutschland beschrieben, ein ebenfalls aktuelles Thema für die Schweiz, welche von Russland ebenso mittels Informationsoperationen zu beinflussen und destabilisieren versucht wird. Auch interessant ist die Diskussion zur Zukunft des Krieges aus Clausewitz’ Perspektive ab Seite 62.
Das Update Führung ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.
Falls Sie Lesenswertes zu Command, Leadership oder Management entdecken, würden wir uns freuen, wenn Sie dies mit uns teilen. Gerne nehmen wir Tipps für die kommende Ausgabe von Leader’s Digest via document.getElementById(«email-obfuscator-leadersdigest»).innerHTML=»R-Znvy».replace(/[a-zA-Z]/g,function(c){return String.fromCharCode((c=(c=c.charCodeAt(0)+13)?c:c-26);});[Aktivieren Sie JavaScript, um die E-Mail-Adresse anzuzeigen] entgegen.
Dieses Buch bietet verschiedene Schlüssel, um die Kultur und ihre Entwicklung innerhalb von Gruppen zu verstehen und zu analysieren. Edgar H. Schein nutzt mehrere Beispiele, um einen analytischen Rahmen für das kulturelle Phänomen zu schaffen und liefert auch ein Modell, das zur Beeinflussung und Veränderung der Kultur eingesetzt werden kann.
Was gefällt Ihnen an diesem Buch am besten?
Dieses Werk ist Teil des Unterrichts am Command & General Staff College in Fort Leavenworth. Mein dortiger Ausbildungsbesuch erlaubt mir daher, einige Elemente des Buches in die Schweiz mitzubringen. Das Buch hat meine Aufmerksamkeit erregt, da es ermöglicht, ein offensichtliches, aber komplexes Phänomen, das wir Kultur nennen, zu entschlüsseln. In einer Welt, die sich ständig verändert, denke ich, dass ein Führer über bestimmte Analysewerkzeuge verfügen muss, um seine eigenen Handlungen im Rahmen der Schweizer Militärkultur denken und analysieren zu können.
Gibt es Punkte, in welchen Sie die Argumentation des Buches nicht unterstützen, oder Bereiche, die Ihrer Meinung nach zu kurz kommen?
Nein.
An wen richtet sich Ihre Empfehlung?
Diese Empfehlung richtet sich eher an ein Publikum, das mit akademischen Konzepten vertraut ist, und ermöglicht eine Anwendung bereits auf der Kompanieebene. In unserem Milizsystem ist dieses Werk interessant, da es im Rahmen des Militärdienstes angewendet werden kann, aber auch in der Privatwirtschaft können Milizoffiziere von dem Buch profitieren.
Wie hat Ihnen dieses Buch im militärischen Führungsalltag geholfen?
Die drei Elemente der Kultur, wie sie von Schein definiert sind (Artefakte, bekundete Werte, Grundannahmen), haben es mir ermöglicht, retrospektiv über bestimmte Situationen nachzudenken, die ich während meiner Laufbahn erlebt habe. Für die Zukunft werden sie es mir ermöglichen, als Führer auf die Umgebung einzuwirken und zur Entwicklung der Kultur der Schweizer Armee beizutragen.
Welchem Teilaspekt des Command-Leadership-Management-Modells ordnen Sie dieses Buch zu?
Das Werk befindet sich an der Schnittstelle zwischen menschlichen und organisatorischen Herausforderungen, indem die Kultur die Brücke zwischen dem Individuum und der Gruppe schlägt.
Wo sehen Sie zukünftig die grössten Herausforderungen für die Führung in der Schweizer Armee?
Ich sehe eine grosse Herausforderung für die Führung der Armee darin, sich auf die effektive Kampfbereitschaft der Streitkräfte zu konzentrieren, nach mehreren Jahrzehnten einer eher Management-fokussierten Führung (siehe das aktuelle Buch von Rudolf Jaun, Geschichte der Schweizer Armee). Es ist höchste Zeit, zum Prinzip von «Kriegsgenügen» zurückzukehren, und die Ausbildung der Führungskräfte und die Entwicklung der Streitkräfte darauf auszurichten. Ihr einziges verfassungsmässiges Ziel ist es nämlich, die Schweiz und ihre Bevölkerung zu verteidigen und nicht, sich auf andere Horizonte zu fokussieren.
Und wo sehen Sie diesbezüglich die grössten Chancen?
Ich denke, dass die neuen Generationen innovativ sind und zum Schutz unseres Landes beitragen möchten. In diesem Sinne, wenn die Armee in der Lage ist, diese guten Willen agil zu integrieren und von der Vielfalt an Fähigkeiten zu profitieren, die in unserer Bevölkerung vorhanden sind, wird unsere Verteidigungsfähigkeit gestärkt und unsere Armee wird dadurch effektiver.
Über den Rezensenten
Oberstleutnant i Gst Julien Grand, aus den Truppen der Fliegerabwehr stammend, absolvierte den Grossteil seiner Milizkarriere als Einheits- und anschliessend als Abteilungskommandant der der Leichten Flugabwehr-Lenkwaffenabteilung 1. Seit 2008 Berufsoffizier, war er Zugeteilter Stabsoffizier des Kommandanten Luftwaffe, nachdem er zuvor an der Fliegerabwehrschule Stinger als Einheitsinstruktor und Planungschef tätig war. Anschliessend übernahm er die Funktion eines Gruppenchefs an der Generalstabsschule, bevor er zur Command and General Staff School wechselte, wo er sich derzeit in Ausbildung befindet. 2024 hat er einen Doktortitel in Schweizer Geschichte an der Universität Bern erworben.
Über das «Buch des Monats»
Das «Buch des Monats» ist eine wiederkehrende Rubrik des Newsletters Leader’s Digest. Dieser Newsletter entsteht in Kooperation des Leadership Campus der Schweizer Armee und der Dozentur Führung und Kommunikation der Militärakademie an der ETH Zürich. Wenn Sie Leader’s Digest noch nicht abonniert haben, finden Sie unter folgendem Link weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung.